Granjon über ernste Mitarbeiter und skeptische Kunden

Der Shopping Club Vente Privée (vente-privee.com), der 2012 über eine Milliarde Umsatz machte, hat Minderheitsanteile an die Qatar Holding verkauft, wie vergangene Woche bekannt wurde. Wir trafen Gründer Jacques-Antoine Granjon im Dezember auf der LeWeb in Paris.

Im Interview blödelte er viel rum. Sein Lieblingswitz: Vente-Privée entwickle eine Teleportations-Maschine, um die Pakete zu den Kunden zu beamen – eine Anspielung auf die spektakulären Pläne von Amazon, Pakete mit Drohnen liefern zu wollen. „2098 wird es bei uns einen großen Wandel geben“, sagte Granjon. „Dann werden wir alle Pakete nur noch beamen – natürlich kostenlos. Bis dahin wird es bei uns keine Veränderungen geben, weil wir die Teleportations-Technik optimieren wollen … Eine Lieferung mit Drohnen ist schließlich schon jetzt oldschool.“

Deutlich ernsthafter sprach Granjon über die Startup-Kultur in Deutschland und Frankreich.

Herr Granjon, was halten Sie von der deutschen Startup-Szene?

In Berlin passiert gerade sehr viel – er ist ein sehr wichtiger Ort für Startups. Ich finde aber, dass die Regeln für ausländische Unternehmen in Deutschland sehr hart sind.

War es deshalb für Vente Privée schwierig, in Deutschland zu starten?

Schwierig? Das sehen wir nicht so. In unserem Büro in Düsseldorf arbeiten mittlerweile 50 Leute, wir haben 1,2 Millionen Kunden in Deutschland. Wir wollen auch weiter expandieren – die Aussichten sind großartig. Deutschland ist ein tolles Land für uns. Trotzdem ist es sehr schwer dort ein Unternehmen zu gründen. Meine Internetseite ist beispielsweise in allen europäischen Ländern pink, doch in Deutschland durfte meine Seite nicht pink sein.

Wieso nicht?

Das darf ich nicht sagen.

Sie sind oft in der deutschen Niederlassung in Düsseldorf. Welche Erfahrungen haben Sie mit ihren deutschen Mitarbeitern gemacht?

Sie sind sehr ernst und arbeiten sehr hart. Das Problem in Deutschland ist für uns, dass viele gut qualifizierte Leute immer noch zu den etablierten Firmen wie Mercedes oder Porsche oder vielleicht Rocket wollen anstatt zu jungen Unternehmen. Deswegen ist es für uns sehr schwer gute Leute zu finden. Aber wenn wir welche finden, sind sie immer sehr gut und zuverlässig.

Sind die deutschen Kunden anders als die französischen Kunden?

Der Unterschied ist, dass die Deutschen sehr skeptisch sind. Es dauert lange, bis sie einem Unternehmen oder einem Produkt vertrauen. Erst wenn sie sich sicher sind, bleiben sie Kunde. Es dauert also länger, in Deutschland Kunden zu gewinnen. In Frankreich haben wir beispielsweise 14 Millionen Mitglieder und in Deutschland wie gesagt 1,2 Millionen Mitglieder. Aber wir machen trotzdem einen guten Umsatz dort, weil die Deutschen sehr kaufkräftig sind, wenn sie Vertrauen aufgebaut haben.

Französische Gründer und Investoren beklagen oft, dass es in Frankreich sehr schwer ist, eine Firma zu gründen, weil die Gesetze so strikt sind.

Klar, ist es hart. Aber in Amerika, also im Silicon Valley, ist der Wettbewerb viel härter – die Konkurrenz dort ist riesig. Und die Menschen dort definieren sich nur über ihren Erfolg und das Geld, was sie verdienen. In Europa läuft das etwas anders.

Trotzdem wird der französischen Regierung immer vorgeworfen, dass sie Gründer in Frankreich zu wenig unterstützt…

Das ist auch so! Die Regierung legt jungen Gründern viele Steine in den Weg. Das ist dumm, sie sollten lieber sagen: Wow, es ist toll, was ihr macht! Wie können wir euch helfen?

Ihr wichtigster Tipp für Gründer?

Denk immer an den Kunden und frag dich: Warum sollte jemanden ausgerechnet dein Produkt nutzen oder kaufen? Dein Service muss toll sein, damit der Kunde wieder kommt. Denn die Kunden werden immer schlauer, sind vernetzt und können leicht Erfahrungen austauschen.

 

Bild: Vente Privée