mob-compressorSmarte Parkplatzsuche, Stauprognosen, Benzinspar-Trainer – Startups aus dem Mobilitätssektor werden immer interessanter für Investoren, bescheinigt eine Analyse der Unternehmensberatung Oliver Wyman. Allein in Deutschland hätten Gründer von Mobilitäts-Startups demnach seit 2011 mehr als 316 Millionen US-Dollar eingesammelt. Rund 45 Prozent flossen davon in Dienstleistungsstartups. Weitere 44 Prozent verbuchten Unternehmen, die sich mit Elektro- oder Brennstoffzellen-Antrieben beschäftigen. Als Investoren treten dabei zunehmend etablierte Autohersteller auf.

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Der Grund für deren Investitionsfreude dürfte die Angst vor dem Erstarken alternativer Geschäftskonzepte und dem Verlust von Marktanteilen sein. Vermittlungsdienste wie Uber sowie Elektroauto-Pioniere wie Tesla bedrohen immer stärker die Geschäftsfelder der traditionellen Autobauer. Auch IT-Konzerne wie Google und Apple basteln an der Software für das Auto der Zukunft und könnten Audi, VW und Daimler eines Tages zu reinen Blechverschraubern degradieren, wenn diese nicht gegensteuern.

Weltweit jede Woche ein neues Mobility-Startup

Doch mit dem Überweisen von Risikokapital ist es nicht getan. Die Autobauer müssen ebenso lernen, die Ideen und Prototypen „ihrer“ Startups in die eigenen Produkte einzubauen, ohne die Innovationskultur der jungen Unternehmen zu ersticken. Bisher funktioniert das nur mäßig. Risikokapital gibt es dafür aber zunehmend mehr und mehr.

In den letzten vier Jahren sind die Investitionen in Mobilitäts-Startup weltweit exponentiell gestiegen, so Matthias Bentenrieder, Experte für Mobilität bei Oliver Wyman. Allein im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres seien global rund 16,3 Milliarden in neue Geschäftsideen geflossen.

Das Geld können die jungen Mobilitätsfirmen auch gut gebrauchen. Seit der Jahrtausendwende sind in der Automobilbranche weltweit über 1.000 Unternehmen entstanden, so die Analyse von Oliver Wyman. „Eine solch hohe Zahl hat es im Automobilsektor seit den Pionierjahren ab Ende des 19. Jahrhunderts nicht mehr gegeben“, sagt Andreas Nienhaus im Rahmen der Analyse. Seit dem Jahr 2000 bedeutet das, dass weltweit wöchentlich ein neues Mobilitäts-Unternehmen entsteht. Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland jedoch stark hinterher. Gerade einmal 5,5 Prozent der Neugründungen kommen aus der Autobauer-Nation. Alle zwei Monate startet hierzulande ein neues Mobilitätsstartup. Deutschland liegt damit hinter den USA, China und Großbritannien auf Platz vier – aber mit großem Abstand zu den USA, auf die fast die Hälfte aller Gründungen entfallen.

Der größte Anteil des investierten Risikokapitals entfällt jedoch sowohl in Deutschland als auch weltweit auf wenige große Unternehmen. Global führend sind die vier Vermittlungsplattformen Uber und Lyft (beide USA), DiDi (China) und Ola (Indien). Einzig Tesla schafft es als Elektoauto-Spezialist noch unter die besten Fünf. In Deutschland sind Auto1 und GoEuro die mit Abstand größten Player.

Investitionen in Mobilität: ein Geldregen für Startups?

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Strategiewechsel: Gießkannen-Investitionen nicht mehr angesagt

Bei den großen deutschen Investoren zeichnet sich indes ein Strategiewechsel ab, so die Analyse von Oliver Wyman. „Das Geld wird nicht mehr mit der Gießkanne verteilt, sondern gezielt in zukunftsträchtige Lösungen investiert“, sagt Mobilitäts-Experte Bentenrieder. Statt wie früher viele riskante, aber dafür geringe Investments zu tätigen, wird nun stärker ausgesiebt. Trotzdem gilt: In 90 Prozent der Fälle liegt das eingesammelte Kapital der Startups auch heute unter 100 Millionen Euro, so Oliver Wyman.

Für 2025 prognostiziert die Unternehmensberatung einen rasanten Anstieg der Einnahmen durch Mobilitätsdienstleitungen. Diese werden – so Oliver Wyman – in den nächsten acht Jahren um das Dreifache steigen.

Bild: Unsplash; Infografiken: Oliver Wyman