Die „Split View“ des neuen Betriebssystems: Zwei Apps können gleichzeitig geöffnet sein und bedient werden.

Apple hat iOS 9 veröffentlicht – und von den Neuerungen profitieren fast alle iPhone- und iPad-Nutzer. Zwar bringt Apples neues mobiles Betriebssystem wenig auffällige Neuigkeiten – es lohnt sich aber dennoch gerade für Nutzer auch älterer Apple-Geräte, weil es viele nicht direkt sichtbare Verbesserungen mitbringt, die unter anderem für eine längere Akkulaufzeit sorgen.

Die System-Aktualisierung ist für alle Geräte verfügbar, die schon die Vorgängerversion iOS 8 unterstützten – also iPhone 4S oder besser und iPad 2 oder besser, inklusive aller Mini-Versionen des Apple-Tablets. Um das Update durchzuführen, muss in den Einstellungen der Punkt „Allgemein“ und dort „Softwareaktualisierung“ ausgewählt werden.

Wirklich innovative Funktionen, wie die drucksensitive Bedienung mittels „3D Touch“, können nur Besitzer der neuen iPhones nutzen. Abgesehen von diesen offensichtlichen Verbesserungen handelt es sich bei iOS in erster Linie um ein Systempflege-Update: Statt vieler Neuerungen hat Apple vor allem unter der Haube am System geschraubt und vieles optimiert. Es ist daher, wenn man so will, das bessere iOS 8. Die letzten großen Änderungen, besonders in der Optik des Systems, hatte Apple 2013 mit iOS 7 eingeführt. Diesmal folgt an der Oberfläche vor allem optischer Feinschliff – mit einigen sinnvollen Verbesserungen.

So unauffällig die Änderungen bei iOS 9 sind, so praktisch sind viele von ihnen – insbesondere für ältere Geräte. Für Nutzer mit chronischer Speichernot gibt es mit iOS 9 beispielsweise Erleichterung: Mit iOS 9 werden im App Store nur noch die Daten einer App heruntergeladen, die das jeweilige Gerät wirklich benötigt, berichtet ein App-Entwickler.

Zugewinne bei der Akkulaufzeit

Der Besitzer eines älteren iPhone 4S muss dann beispielsweise nicht mehr die Speicherplatz verbrauchenden, extrem hochauflösenden Grafiken auf dem Gerät speichern, die für den deutlich höher auflösenden Bildschirm eines iPhone 6S gedacht sind.

Zudem sollen auch die Aktualisierungen von Apps schneller gehen und weniger Daten benötigen: Heruntergeladen wird beim Software-Update nicht mehr die komplette App, sondern nur noch das, was neu ist. Und schließlich soll auch das Betriebssystem-Update selbst weniger Speicherplatz verbrauchen: 1,3 statt 4,6 Gigabyte beim Vorgänger.

Viele Besitzer von iPhones und iPads mit wenig Speicher hatten beim Update auf iOS 8 noch geklagt, dass der Speicherplatz für die Aktualisierung nicht ausreiche. Und sollten selbst die 1,3 Gigabyte freier Speicherplatz fehlen, löscht das System-Update auf Wunsch vorübergehend einige Apps und installiert sie danach wieder – samt der Daten.

Neuer Stromsparmodus für iPhones

Laut Apple hält ein iPhone mit iOS 9 schon im Normalbetrieb bis zu eine Stunde länger durch. Ob der Akku wirklich länger durchhält, kommt allerdings auf das verwendete Gerät an. Beim Surfen via WLAN stellte das US-Technik-Blog „Ars Technica“ für so gut wie alle unterstützten Apple-Geräte längere Akkulaufzeiten fest – allerdings mit Ausnahme von zwei Geräten: Bei iPhone 5 und iPad 4 verschlechterte sich die Akkulaufzeit minimal.

Dabei ist zu beachten, dass bei dem Test um die letzte verfügbare Vorab-Version von iOS 9 eingesetzt wurde. Es kann also durchaus sein, dass Apple hier noch nachbessert. Ein Apple-Sprecher wollte das nicht weiter kommentieren und verwies darauf, dass die von dem Blog getestete „Golden Master“-Version nicht die finale Version ist. Den größten Zuwachs stellte das Blog für das iPhone 6 Plus fest: Die Akkulaufzeit verbesserte sich hier von 622 auf 702 Minuten.

Zudem wird mit iOS 9 aber auch noch ein spezieller Stromspar-Modus eingeführt. Der Bildschirm wird dabei leicht abgedunkelt und Apps verzichten auf eine Aktualisierung im Hintergrund. Der Stromsparmodus lässt sich nur auf iPhones aktivieren.

iOS 9 soll laut Apple außerdem schneller sein, wovon ebenfalls vor allem ältere Geräte profitieren dürften. Ein ausführlicher Test von „Ars Technica“ hat auch die Performance-Versprechen von iOS 9 genauestens unter die Lupe genommen und vor allem bei der JavaScript-Verarbeitung in Apples Browser Safari Verbesserungen festgestellt.

Split-Screen auf neueren Geräten

JavaScript ist eine Skriptsprache, die viele Webseiten für dynamische Elemente nutzen. Einige Webseiten mit hohem JavaScript-Anteil wie beispielsweise Google Text und Tabellen sollte daher mit der neuen Version etwas runder laufen.

Daneben aber sind die Leistungszuwächse überschaubar, falls überhaupt vorhanden. Vor allem die großen Probleme von iOS 8 bei der Performance auf älteren Geräten löst iOS 9 laut „Ars Technica“ leider nicht – macht sie aber zum Glück auch nicht schlimmer. Bei Geräten wie dem iPhone 5S und höher sowie neueren iPads stellte das Blog außerdem Verbesserungen bei der 3D-Grafikleistung durch das System-Update fest.

Mit iOS 9 führt Apple außerdem Funktionen für iPads ein, die das Apple-Tablet als Laptop-Alternative attraktiver machen sollen. So lassen sich mit der Funktion „Split Screen“ erstmals auf iPads zwei Apps nebeneinander gleichzeitig nutzen – allerdings ausschließlich bei iPad Air 2, iPad mini 4 und dem neuen iPad Pro.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Die Welt.

Bild: Apple, Grafik: Die Welt