Israel Big Data Nation

Ein Beitrag von Benny Arbel, CEO des in Israel beheimateten Big-Data-Startups MyThings.

Von der Startup-Nation zur Big-Data-Nation

Start-up-Nation Israel“, der millionenfach verkaufte und in 30 Sprachen übersetzte Bestseller der Autoren Dan Senor und Paul Singer, hat „die Geschichte von Israels Wirtschaftswunder“ weltweIT bekannt gemacht. So klein das Land, so groß sein technologischer Vorsprung. Israel hat nicht nur mehr Startups und eine größere Venture-Capital-Industrie (pro Kopf gemessen) als jedes andere Land der Erde, laut Economist ist das Ökosystem für Startups nur im Silicon Valley noch besser.

Weniger bekannt allerdings ist, dass es innerhalb der Startup-Nation Israel ein kleineres, aber noch schneller wachsendes Segment gibt: die „Big-Data-Nation“. Für alle Themen rund um Daten ist Israel in den vergangenen Jahren zum Global Hotspot aufgestiegen. Google, Facebook, Apple, Microsoft, Ebay, GM, SAP, Intel, HP, Citibank oder EMC, sie alle haben umfangreiche Zentren für Big Data in Israel angesiedelt. Gleiches gilt für die israelischen Tech-Stars wie Waze, Wix oder Outbrain.

Bevor ich die Gründe dafür nenne, ein kleiner Exkurs in eine Welt, in der Datenmengen unvorstellbar riesig geworden sind: Big Data als Thema wurde in dem Augenblick groß, in dem es nahezu unmöglich wurde, komplexe Datensätze mit traditionellen Tools zu verarbeiten. In einer Echtzeitumgebung, in der Messzeiten oftmals Millisekunden betragen sollen, mussten andere Lösungen gefunden werden.

Den unglaublichen Sprung, den Big Data in den vergangenen Jahren gemacht hat, verdankt die Branche vor allem den dramatisch gesunkenen Kosten für die Datenverarbeitung. War es in der Vergangenheit nur für IT-Riesen wie beispielsweise IBM möglich, den Aufwand für Big Data zu stemmen, so liegt die Schwelle für Unternehmen, die diese Prozesse bewältigen können, heute viel niedriger. Datenspeicher und Rechner kosten im Vergleich zu früher nur noch einen Bruchteil. Und Open-Source-Software-Frameworks wie Hadoop sind in der Lage, Rechen- und Speicherkapazität optimal miteinander zu verknüpfen.

Vom Gesundheitswesen bis zum Handel verändert Big Data nahezu jeden Wirtschaftszweig. Big Data stellt aber nicht nur eine Chance, sondern auch eine enorme Herausforderung dar. Die Maschinen müssen aus den exponentiell wachsenden Datenmengen lernen können und ihre Logiken und Modelle kontinuierlich optimieren. Gleichzeitig müssen sie den Menschen, die mit ihnen arbeiten, wertvolle Erkenntnisse liefern, die diese in ihren Geschäftsfeldern gewinnbringend verwerten können.

Warum hat Israel sich die Position eines Data-Powerhouse erarbeitet? Warum gibt es – nicht nur in Tel Aviv – so viele Unternehmen hierzulande, die die aktuellen Herausforderungen bewältigen können? Aus meiner Sicht gibt es dafür mehrere Gründe:

  1. Führend in Research und Development: Der israelische Staat investiert hohe Summen in Research und Development und er subventioniert Hochschulbildung insbesondere im Bereich Technologie.
  2. Eine Kultur der Innovationen: Israel bietet eine anpassungsfähige, motivierende und kreative Umgebung, die Unternehmer mit innovativen Geschäftsmodellen und -ideen anzieht – und damit auch die besten Köpfe im Markt.
  3. Die Armee als Tech-Hub: Teil der israelischen Wehrpflicht ist es, die talentiertesten 18-Jährigen der Nation zu identifizieren und Tausenden von ihnen eine umfangreiche technologische Ausbildung zu ermöglichen. Während ihres Wehrdienstes arbeiten die jungen Tech-Talente an Algorithmen, die das Verhalten der Landesfeinde vorhersagen sollen, indem sie das Muster abgefangener Signale analysieren. Oder sie werden Cyberkrieger mit beeindruckenden Hacker-Fähigkeiten.
  4. Erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft: Die israelische Wissenschaftselite hat in den vergangenen Jahren sehr viel bahnbrechende Grundlagenforschung im Bereich Big Data geleistet. Weltweit bekannt sind zum Beispiel die Nobelpreisträger Prof. Daniel Kahnemann und Prof. Robert Yisrael Aumann, deren Forschung zu Wirtschaftsmodellen einen signifikanten Einfluss auf die modernen Gegebenheiten der Big-Data-Herausforderungen hat. Israel liegt auch im Bereich der angewandten Forschung ganz weit vorne. Eine enge Beziehung zwischen staatlichen und akademischen Institutionen fordert neue Generationen kontinuierlich heraus, die Grenzen der Erkenntnis weiter zu verschieben.

Welche israelischen Big-Data-Startups – unter den Dutzenden, die derzeit schon auf dem Markt operieren – werden in Kürze den Durchbruch schaffen? Diese fünf Unternehmen aus völlig verschiedenen Branchen könnten dazugehören:

Taboola – ein Empfehlungsdienst für Inhalte, der laut Deloitte Israels am schnellsten wachsendes Tech-Unternehmen 2014 ist

Commerce Sciences – ein Unternehmen, welches das Konsumentenverhalten auf E-Commerce-Seiten analysiert und die Erkenntnisse dafür einsetzt, dynamische und personalisierte Webseiten anzubieten

CoolaData – ebenfalls ein Anbieter, der das Konsumentenverhalten analysiert und segmentiert

Medaware – eine Firma, die durch das Verarbeiten von Big Data in Echtzeit verhindert, dass Mediziner falsche Rezepte ausstellen, indem sie die ärztliche Behandlung ähnlicher Patientenfälle vergleicht

Fortscale – ein großes Cyber-Analytics-Startup, das Unternehmen dabei unterstützt, sich gegen Cyberattacken zu verteidigen

Welche Startups auch immer am Ende als Sieger hervorgehen werden, Israels globale Dominanz im Data-Markt wird mit Sicherheit Bestand haben.

Bild: © panthermedia.net / Sergey Kuznetsov