Nach den schlagzeilenträchtigen Engagements in Zalando und dessen brasilianischer Variante investiert die US-Bank J.P. Morgan nun auch in das russische Lamoda, einen dritten Mode-Versender aus dem Hause Rocket Internet. Mit dem neuen Geld will das Unternehmen unter anderem in vier benachbarte Länder expandieren. Damit deckt der Samwer-Inkubator das Modesegment in West- sowie Osteuropa und Lateinamerika mit nur drei Gesellschaften ab.

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Zalando & Co.: J.P. Morgan mit weiterem Investment

Eins und eins zusammen gezählt war es nur eine Frage der Zeit: Nach den Investments vom J.P. Morgan in Zalando (www.zalando.de) und dessen brasilianische Kopie Dafiti (www.dafiti.com.br), hat die US-Großbank nun auch Anteile am russischen Modeversand Lamoda (www.lamoda.ru) erworben, ebenfalls ein Unternehmen aus dem Hause Rocket Internet (www.rocket-internet.de). Das Volumen der Transaktion, die über eine deutsche Zweckgesellschaft abgewickelt wird, wurde nicht beziffert. Nach Angaben der russischen Zeitung Kommersant soll sich die Summe auf 40 bis 80 Millionen US-Dollar belaufen – schon bei den beiden letzten Investitionen, die sich im niedrigen beziehungsweise mittleren zweistelligen Millionenbereich bewegten, war J. P. Morgan nicht knausrig – zumindest für hiesige Verhältnisse.

Bereits in den vergangenen Monaten war zu hören, dass die russische Zalando-Variante eine Geldspritze gut gebrauchen könnte. Das Zalando-Modell ist bekanntlich recht kosteintensiv: Zum einen muss das Unternehmen große Mengen an Ware vorfinanzieren, weil viele Hersteller ihr Kunden dazu zwingen, ganze Kollektionen abzunehmen. Zum anderen entstehen daraus hohe Lagerkosten. Hinzu kommen die Retourenraten, die im Modegeschäft bis zu 70 Prozent betragen können.

Passend zur vermeintlichen Exit-Strategie

Lamoda sieht sich als größter Modeversand Russlands. Nach eineinhalb Jahren Geschäftsbetrieb verweist man auf 500.000 Produkte und 700 internationale Marken. Beides soll mit den neuen Mitteln nun ausgebaut werden. Darüber hinaus will das Unternehmen in die benachbarten Märkte in der Ukraine, Kasachstan, Aserbaidschan und Weißrussland expandieren. Das von Dominik Picker, Florian Jansen, Burkhard Binder und Niels Tonsen gegründete Unternehmen beschäftigt derzeit nach eigenen Angaben 800 Mitarbeiter und betreibt eine eigene Distributionsflotte, was das Geschäftsmodell sicherlich noch komplexer macht.

Angesichts der vielfältigen Schlagzeilen des Rocket-Internet-Vorzeigeprojekts Zalando und dessen internationaler Kopien in den vergangenen Wochen mehren sich die Spekulationen um die Zukunft des Modeversenders. Auffällig ist, dass sowohl die Investitionen in die brasilianische Zalando-Variante wie auch die jüngste Investition in den russischen Klon über deutsche Zweckgesellschaften durchgeführt wurden. Bislang wurde die US-Investmentbank oftmals mit Börsengängen in Verbindung gebracht, was zu den vermeintlichen Exit-Absichten der Samwer-Brüder bei Zalando passen würde.

Auf Basis des deutschen Vorbilds, das jüngst mit einer halben Milliarde Euro Umsatz die Werbetrommel rührte, und dessen Kopien Dafiti und Lamoda deckt Rocket Internet mittlerweile die wachstumsstarken Märkte in West- sowie Osteuropa und Lateinamerika – hier wurde die regionale Holdinggesellschaft gerade im Rahmen einer 340-Millionen-Finanzierung gestärkt – mit nur drei Gesellschaften ab. Und auch in anderen Ländern wird immer stärker konsolidiert. Es mehren sich also die Anzeichen, dass sich Zalando & Co Schritt für Schritt für einen Börsengang hübsch machen. Wie viele Finanzierungsrunden bis dahin wohl noch anstehen?

Bildmaterial: luxorium / Flickr