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Seit drei Wochen hält die Rocket-Aktie mehr oder weniger ihr Niveau von etwas über 15,50 Euro – das ist eigentlich schon eine Nachricht wert. Schließlich folgt das Papier seit Ende November 2014 sonst einem steten Abwärtstrend, im Februar ging es sogar noch einmal richtig steil bergab, nachdem der frühere Stammfinanzier Kinnevik in einem öffentlichen Misstrauensvotum die Hälfte seines Aktienpakets auf den Markt warf.

Mit der Einschätzung, dass auf absehbare Zeit eher nicht mit einem steigenden Rocket-Kurs zu rechnen sei, ist Kinnevik dabei nicht allein. So geht aus einer aktuellen Veröffentlichung des Bundesanzeigers hervor, dass die US-Investmentbank J.P. Morgan über den Vermögensverwalter JPMorgan Asset Management ihre Netto-Leerverkaufsposition zu Rocket Internet erhöht hat – von 0,5 auf 0,63 Prozent des ausgegeben Aktienkapitals. Das heißt, J.P. Morgan wettet darauf, dass der Kurs der Rocket-Aktie fällt – mit einem sogenannten Leerverkaufsgeschäft.

Das Prinzip dahinter nennt man auch Shortselling: Investoren leihen sich Wertpapiere, um sie sofort weiterzuverkaufen. Das Ziel ist, bis zur Rückgabe des Papiers dieses zu einem niedrigeren Kurs einzukaufen und die Differenz als Gewinn einstreichen zu können. Interessant ist auch der Zeitpunkt für den Schritt: In zwei Wochen wird Rocket die Geschäftszahlen für das Jahr 2016 veröffentlichen.

Die Berliner Firmenschmiede ist schon lange ein beliebtes Ziel für Shortseller: Laut dem Analysedienst Markit waren vor einem Jahr fast 35 Prozent aller im Streubesitz befindlichen Rocket-Papiere im Zuge von Leerverkaufsgeschäften verliehen. Zuletzt sank die Quote zwar auf unter 20 Prozent. Das Verhalten der J.P.-Morgan-Trader zeigt aber, dass im Markt weiterhin wenig Vertrauen in die Berliner Firmenfabrik besteht. Die US-Amerikaner halten laut Bundesanzeiger schon seit November 2015 eine Short-Position zu Rocket, diese pendelte aber stets zwischen 0,48 und maximal 0,53 Prozent der handelbaren Papiere. Der Sprung auf 0,63 Prozent ist daher bemerkenswert – und keine gute Nachricht für den Samwer-Inkubator.

„Es wurden viele Versprechen gegeben, die nicht gehalten wurden“

Der auf Tech-Themen spezialisierte Hedgefonds Coatue Management und die Investmentfirma Renaissance Technologies meldeten in den letzten Monaten ebenfalls Leerverkaufspositionen zu Rocket an.

Auch in Deutschland bekommt Rocket nun Gegenwind zu spüren. In einem Interview mit dem Handelsblatt äußerte sich Michael Otto, Aufsichtsratschef des Hamburger Versandhändlers, mit deutlichen Worten über die Berliner: Zwar habe er Rocket anfangs „durchaus als Segen“ empfunden, weil es den Boden bereitet habe – doch inzwischen sehe er „die Performance der Firma als eher belastend“.

Der Ex-Otto-Chef schimpft: „Es wurden viele Versprechen gegeben, die nicht gehalten wurden. Das ist auch eine Frage der Glaubwürdigkeit geworden – und das färbt leider auf die gesamte Szene ab.“

Bild: Getty Images /NASA