Jens-Uwe Sauer Seedmatch
Jens-Uwe Sauer Seedmatch Jens-Uwe Sauer, Gründer und Geschäftsführer von Seedmatch

Startup-Held Jens-Uwe Sauer im Interview

48 erfolgreich finanzierte Startups, 11,5 Millionen Euro vermitteltes Kapital, über 22.500 registrierte Nutzer und einen Marktanteil in Deutschland von 49 Prozent – so die Zahlen der Crowdfunding-Plattform Seedmatch bis dato. Als das Startup 2011 gegründet wurde, glaubte allerdings kaum jemand daran, dass Crowdfunding für Startups funktionieren könne, sagt Gründer und Geschäftsführer Jens-Uwe Sauer.

Der studierte Rechtswissenschaftler ließ sich nicht beirren, schmiss seinen Job als Unternehmensberater und sollte Recht behalten: Crowdfunding ist heute eine nicht mehr wegzudenkende Finanzierungs- und Anlageform. Im Gründerszene-Interview spricht Sauer über Leidenschaft, Innovationen und Schwarmintelligenz.

Warum sollte der Otto Normalverbraucher in Startups investieren?

Innovationen sind der Motor unserer Wirtschaft. Sie schaffen Arbeitsplätze und tragen wesentlich zum gesellschaftlichen Wandel bei. Typischerweise werden die Innovationen von Startups und ihren kreativen Gründern ins Leben gerufen. Bei Seedmatch kann man in solche jungen Unternehmen investieren und mit seinem Investment darüber entscheiden, ob das Startup die Chance auf Umsetzung seines Konzeptes bekommen soll. Gleichzeitig geht ein Startup-Investment immer mit viel Leidenschaft einher. Man brennt für eine Innovation oder eben nicht. Und genau diese Leidenschaft macht das Portfolio eines Investors bei Seedmatch auch aus.

Als ihr gestartet seid, konnten Startups nur kleine Beträge einsammeln. Mittlerweile sind selbst Millionenfinanzierungen möglich. Wie hat sich Seedmatch seit 2011 entwickelt?

Nach dem Launch im Jahr 2011 standen wir vor der Herausforderung, die Idee hinter Seedmatch bekannt zu machen. Dass Crowdfunding für Startups funktioniert, wirkt heute selbstverständlich – aber vor drei Jahren hat fast niemand daran geglaubt. Heute hat Seedmatch über 11,5 Millionen Euro für 48 Startups in Deutschland eingesammelt, mehr als 22.500 Nutzer sind angemeldet.

Seedmatch soll 2014 weiter wachsen: Mehr finanzierte Startups und mehr Investoren. Um dies umzusetzen, werden wir in diesem Jahr viel an der Benutzerfreundlichkeit unserer Plattform arbeiten – für Startups und für Investoren.

Gibt es ein Startup, das du gerne bei Seedmatch gesehen hättest?

Spotify, Mytaxi oder Dropbox – nur um einige wenige zu nennen – wären spannende Startups für ein Crowdfunding gewesen. Einerseits haben diese Unternehmen tolle Innovationen für Konsumenten entwickelt, andererseits haben sie es geschafft, für die Neuerungen genügend Reichweite aufzubauen, um mit ihren disruptiven Ansätzen einen Markt nachhaltig zu verändern und die Komfortzone ihrer Anwender deutlich auszuweiten. Je disruptiver ein Geschäftsmodell daherkommt, desto höher ist das Risiko zu scheitern. Um so beachtlicher ist die Leistung dieser Startups zu bewerten.

Welche Tipps gibst du Gründern nach deinen eigenen Erfahrungen mit auf den Weg?

Jeder Gründer sollte an seine Idee glauben und sich von Innovationsverweigerern, die ihm zwangläufig begegnen werden, nicht beirren lassen. Je ausgereifter der Gründer seine Idee präsentieren kann, desto mehr Begeisterung wird er ernten. Darüber sollte jeder Gründer für sich prüfen, ob Crowdfunding eine Option für ihn sein kann. Crowdfunding bringt nicht nur das notwendige Kapital zusammen, sondern schafft auch Aufmerksamkeit und bietet die Chance, eine Vielzahl von Multiplikatoren einzubinden. Der Schwarm ist intelligent, das kann man an den vielen klugen Fragen während eines Fundings sehen. Und von diesem Schwarm kann das Startup auf vielfältige Weise profitieren.

Welche Trends siehst du im Internet?

Meine Lieblingstrends sind Digitalisierung, Crowdsourcing und neue Technologien. Die Digitalisierung bietet immer noch Chancen, herkömmliche Geschäftsprozesse im Internet effizienter abzubilden. Crowdsourcing ist ein Thema, welches äußerst vielfältig und noch lange nicht zu Ende gedacht ist. Neue Technologien sind insbesondere dann interessant, wenn sie bahnbrechend sind, hohe Effizienz aufweisen oder durch einen ressourcenschonenden Ansatz zur Nachhaltigkeit beitragen. Ganz besonders schauen wir natürlich auf den Bereich Fintech (Startups mit Fokus auf Finanz-Themen), zu dem wir uns selbst zählen. Hier darf man auf weitere Innovationen gespannt sein.

Bild: Seedmatch