Beurteilten die pitchenden Startups in Berlin: TV-Moderator und Startup-Investor Joko Winterscheidt sowie Instagram-Star Sophia Thiel
Beurteilten die pitchenden Startups in Berlin: TV-Moderator und Startup-Investor Joko Winterscheidt sowie Lifestyle-Influencerin Sophia Thiel

Einen Plan hätten sie jetzt nicht, sagen Robert Kronekker und Philip Kahnis. Gerade haben sie noch ein Autogram von Joko Winterscheidt geholt, fürs Team, das habe per Whatsapp darum gebeten. Mit ihrem Müsliriegel-Startup Hafervoll haben sie den Seven Ventures Pitchday in Berlin gewonnen. Und damit ein millionenschweres Mediabudget bei der Sendergruppe ProSiebenSat.1.

„Morgen haben wir erst mal ganz normale Arbeitstage“, sagt Kronekker. Es werde natürlich auch noch etwas dauern, bis sie einen TV-Spot haben, mit dem sie ihre handgemachten, im Ofen gebackenen und ohne Zusatzstoffe hergestellten Riegel bewerben können. Jetzt wollen sie erst einmal überlegen, was das Werbebudget eigentlich für sie ändert.

Gewonnen haben sie den Wettbewerb auch deshalb, weil ihnen Juror Joko Winterscheidt im Finale seine Stimme gegeben hat. Das Publikum vor Ort hatte sich zuvor für den anderen Finalisten ausgesprochen, das polnische Startup Glov, das einen Handschuh aus besonderen Fasern herstellt. Damit sollen sich Frauen – hauptsächlich zumindest – schonender abschminken können. Das New Yorker Coldbrew-Startup Rise und Kosmetikhersteller Colibri waren in der Vorrunde ausgeschieden.

Wir haben mit TV-Star Joko Winterscheidt darüber gesprochen, warum er gegen die Publikumsmeinung gestimmt hat. Und ihn gefragt, was die Gründer bei ihrer Show hätten besser machen können.

Joko, Du hast Hafervoll im Finale Deine Stimme gegeben. Das Publikum war ganz entschieden anderer Meinung. Stehst Du trotzdem zu Deiner Entscheidung?

Ja, und ich sage Dir auch warum: Der Finalgegner, der Makeup-Entfernungshandschuh Glov, ist einfach schon zu groß und weltweit gut in Geschäften vertreten. Natürlich könnten auch die vom Mediapaket profitieren. Den Hafervoll-Jungs wird das aber noch viel mehr bringen. Und ich mochte die Begeisterung, die in ihnen kocht – auch wenn sie hier im DLD-Konferenz-Rahmen vielleicht etwas zu Business-Like aufgetreten sind.

Mit Deiner Begründung sprichst Du aus dem Blickwinkel des Pitchday-Jurors. Was ist Deine persönliche Perspektive?

Ich bin ein totaler Getränke-Freak und hätte mir gewünscht, dass die Rise-Jungs ihr Orange-Kaffee-Getränk dabei gehabt hätten. Das klingt wirklich interessant. Aber auch mit den Hafervoll-Gründern werde ich mich sicherlich noch darüber unterhalten, wo sie mit ihren Produkten denn hin wollen.

Das heißt, wir können vielleicht bald von neuen Investments berichten?

Dazu gehören immer zwei Parteien (lacht).

Wie fandest Du die Pitches heute beim Seven Ventures Pitchday?

Es ist etwas unfair, mich als Moderator das zu fragen. Natürlich kann man aus meiner Perspektive noch einiges verbessern. Das meine ich gar nicht von oben herab. Aber man merkt oft die Angespanntheit. Dabei bin ich sogar ein Freund von Präsentationen, die ein wenig aus dem Ruder laufen und gar nicht zu perfekt sind.

Gibt es einen generellen Tipp, den Du pitchenden Gründern geben kannst?

Es ist charmant, wenn man den Menschen hinter der Präsentation erkennt. Ich möchte einen Menschen mit einer Vision treffen. Nicht jemanden, der eine auswendig gelernte Präsentation vortragen kann. Wenn man in Perfektion gedrungen wird, verliert man sein „Ding“.

Hast Du für Dich heute etwas mitgenommen?

Klar. Es ist ja alleine schon toll, dass ich Sophia Thiel einmal kennengelernt habe. Ich bin beeindruckt, wie sie sich auf einem Medium außerhalb des Fernsehens mit einer eigenen Story eine komplette Welt erschaffen hat. Gleichzeitig ist es toll, Leute aus der digitalen Szene kennenlernen. Ich bin weit davon entfernt, einen Plan von all dem hier zu haben. Umso bemerkenswerter ist es, wenn man zur gleichen Entscheidung kommt wie ein versierter Investor wie Seven-Ventures-Chef Florian Pauthner. Ich hoffe zumindest, dass die dann vielleicht nicht ganz falsch war.

Joko, vielen Dank für das Gespräch.

Bild: picture alliance / Jens Kalaene / dpa-Zentralbild / dpa