Seit zwei Jahren verheiratet: Unternehmer und Influencer Schulte im Hoff und Zietlow
Seit zwei Jahren verheiratet: Unternehmer und Influencer Schulte im Hoff (r.) und Zietlow

Sie scheinen wie gemacht für die Rolle als Social Media-Stars: Alina Schulte im Hoff und Julian Zietlow sind jung, durchtrainiert, redegewandt und anscheinend glücklich verheiratet – und haben nebenbei drei Startups gegründet, die jetzt Millionen umsetzen. Bekannt wurden die Firmen über soziale Netzwerke, wo Schulte im Hoff und Zietlow ihre Produkte selbst vermarkten. So sind die beiden in den vergangenen Jahren zu Influencern der Fitness-Branche geworden. Das hat einen entscheidenden Vorteil: Während andere viel Zeit investieren müssen, um geeignete Multiplikatoren zu finden, die ihre Produkte glaubwürdig bewerben, greift das Berliner Unternehmer-Ehepaar einfach auf sich selbst zurück.

Die Startups im Überblick:

  • I Love Personal Training
    Gegründet: 2013
    Produkt: Webbasierte Sport- und Diätprogramme für Männer (Das 10 Wochenprogramm) und Frauen (Size Zero)
    Umsatz: mittlerer einstelliger Millionenbetrag
  • Rocka Nutrition
    Gegründet: 2015
    Produkt: Nahrungsergänzungsmittel und Diät-Lebensmittel für Sportler
    Umsatz: zweistelliger Millionenbetrag
  • Bumbum
    Gegründet: 2016
    Produkt: Sportbekleidung für Frauen
    Umsatz: mittlerer einstelliger Millionenbetrag

„Social Media und ich passen wie die Faust aufs Auge“

Mit ihrer Marketingstrategie hätten er und Schulte im Hoff Pionierarbeit geleistet, sagt Zietlow: „Das gab es vor uns nicht, dass man als Social Media-Influencer auch gleichzeitig Unternehmen hat und ausschließlich die eigenen Produkte vermarktet“. Angefangen hat er mit Social-Media-Marketing schon 2010, als dieser Begriff noch gar nicht existierte. Zietlow war damals Personal Trainer und veröffentlichte Vorher-Nachher-Bilder seiner Kunden auf Facebook. „Da wurde gesagt, das ist niemals möglich, das ist Photoshop“, erinnert er sich an die Kommentare zu den teils drastischen körperlichen Transformationen. Die Nachfrage nach Privatstunden bei ihm sei daraufhin gestiegen: „Ich war irgendwann so berühmt bei Facebook, dass ich keine Kunden mehr annehmen konnte“.

Das war der Startschuss für Zietlows erstes Unternehmen: Er schrieb seine Trainingsmethoden nieder und verkaufte Sport- und Ernährungspläne im Internet, für 299 Euro. Seine 12.000 Facebook-Follower hätten auf das Programm hingefiebert, erzählt er, nur Stunden nach dem Launch im Februar 2013 sei der Server zusammengebrochen. Für die Vermarktung des wenig später veröffentlichten Frauen-Pendants des Programms holte er Schulte im Hoff mit vor die Kamera. Seit 2014 hat sie ihren eigenen Account mit derzeit knapp 117.000 Abonnenten, der ihres Mannes kommt auf etwa 164.000. Auf Instagram folgen ihm 114.000 Personen, auf Facebook 277.000 – bei Schulte im Hoff sind es 187.000 beziehungsweise eine halbe Million.

Rechtlich abgesichert dank „Dauerwerbesendung“

Auf den Channels der Unternehmer findet man nicht nur Beiträge mit Fitness-Bezug, sondern auch Videos zu Kindererziehung, Urlaub, Karriere und Beziehungstipps, bei denen Proteinpulver und Co. in den Hintergrund treten – aber nie ganz verschwinden: „Die Produkte umgeben uns natürlich, das ist authentische Reichweite. Was Wertvolleres gibt es im Moment nicht auf dem Markt“ behauptet Zietlow. In den Videos trägt Schulte im Hoff die Bumbum-Sportkleidung, schwärmt, wie lecker ihr Haferbrei mit Rocka-Proteinpulver schmecke und zeigt, wie sie sich phasenweise nach dem Size Zero-Plan ernährt. Vor und während der Videos läuft Produktwerbung. Ähnlich sieht es auf Zietlows YouTube-Kanal aus, Angst vor genervten Followern hat der aber nicht: „Jeder weiß mittlerweile, dass Julian Zietlow dauernd für seine Produkte wirbt und die, die das bescheuert finden, haben schon längst abgeschaltet.“

Rechts oben in Zietlows Videos steht „Dauerwerbesendung“. „Das habe ich schon gemacht, bevor überhaupt gemunkelt wurde, dass man Werbung kennzeichnen muss“, sagt er. Nicht nur deswegen fühlt sich der Gründer gegen eventuelle Anzeigen abgesichert: „Jeder Anwalt weiß, dass es schwer werden würde, bei uns irgendwas zu sagen, weil jeder weiß, dass wir volle Möhre werben“, glaubt er.

„Mir ist lieber, jemand schreibt: „Julian Zietlow ist scheiße“, als wenn er irgendjemanden umbringt“

Problematisch seien allerdings die negativen Kommentare, erzählt das Paar. „Size Zero ist ja ein sehr polarisierender Name, es heißt halt nicht Tanz dich Fit. Da kam viel Kritik“, sagt Schulte im Hoff. Zuweilen müsse sie Sprüche wie „Ihh, sieht die eklig aus“ lesen – das nehme sie sich mittlerweile weniger zu Herzen als früher. Der Trick: Die Kommentare nicht persönlich nehmen, sondern auf schlechte Laune des Kritisierenden zurückführen. „Das Internet bietet die perfekte Chance, Frust rauszulassen. Mir ist lieber, jemand schreibt: „Julian Zietlow ist scheiße“, als wenn er irgendjemanden umbringt“, sagt Zietlow.

Dass sie zu viel aus ihrem Privatleben preisgeben, glauben die Unternehmer nicht. Dabei sind die gewährten Einblicke tief: Auf YouTube kann jeder die Hochzeit und die Verlobung des Paares, seine Urlaube und die sonntäglichen Mittagessen an Omas Küchentisch anschauen. Die einjährige Tochter ist die einzige, die aus den Social Media-Aktivitäten herausgehalten wird – trotz harscher Kritik der Follower, die das Gründerkind unbedingt hätten sehen wollen, wie Schulte im Hoff sagt. Doch sie will konsequent bleiben: „Mein Kind weiß noch gar nicht, was ein Foto ist. Ich weiß selbst, wie süß meine Tochter ist, das muss ich nicht von meinen Followern hören“, sagt sie.

Ob sie sich vorstellen können, Social Media den Rücken zu kehren? „Irgendwann hat es ein Ende“, antwortet Zietlow. Unternehmenschef und Werbefigur gleichzeitig zu sein koste viel Kraft, um Fragen ihrer Follower würden sie sich trotz 30 Mitarbeitern selbst kümmern. Das müsse man auch, um Erfolg zu haben, erklärt Zietlow: „Ich höre immer von Influencern: ,Sorry, ich kann nicht antworten, ich habe so viel zu tun.‘ Ich habe drei Unternehmen, eine Frau und ein Kind, ich mache Sport, und ich beantworte trotzdem jede einzelne Frage. Das ist Arbeit, Vergnügen und im Endeffekt Erfolg“, sagt er. Ein kompletter Ausstieg aus sozialen Netzwerken würde seinen Unternehmen nicht schaden, glaubt der Gründer. „Ich denke, dass die Produkte mittlerweile so stark sind, dass sie auch ohne Social Media exponentiell nach oben gehen könnten.“

Bild: ILPT GmbH / Philipp Kellog