Alexander Nast: Schulabbrecher, Visionär und Kopf hinter Passionly Curious

„Hallo, ich bin Alexander und Schulabbrecher und lange Zeit habe ich gedacht, ich wäre der größte Loser überhaupt“, stellt sich Gründer Alexander Nast vor. Beginnt so ein erfolgreicher Pitch? In der zweiten Folge der ZDF-Show „Kampf der Startups“, die Mittwochnacht lief, schon. „Auf jeden Fall ein cooler Typ“, findet Juror Philipp Westermeyer. Und auch seine Kollegin Sandra Fisher ist von dem jungen Nast so beeindruckt, dass die Investmentmanagerin völlig vergisst zu fragen, wie er eigentlich künftig Geld verdienen will.

Die Vision hinter seinem Startup Passionly Curious jedenfalls macht Nast deutlich: Mit einer App will er jungen Menschen spielerisch dabei helfen, „sich selbst und ihre Leidenschaft im Leben zu entdecken“ und so einen passenden Job zu finden. „Das ganz große Ziel ist, die größte spielerische Jobagentur der Welt zu werden“, verkündet Nast selbstbewusst. Gewinnt er das Coaching mit Titus Dittmann und schafft es ins Finale?

Bevor diese Entscheidung fällt, pitchen noch sieben andere Startups ihre Geschäftsideen vor der Jury – mit der Hoffnung, am Ende ein Investment einstreichen zu können. Doch auch wer am Ende als Sieger aus dem Wettstreit hervorgeht, kann sich der Finanzspritze nicht sicher sein: In der ersten Folge der Doku-Coaching-Show bekam letztlich keines der Startups Geld von den Investoren.

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Für die Jury ist ganz klar, welches Startup Chancen hat – und welches nicht. Das bekommt auch das Gründerteam von Liwo zu spüren. Ein natürliches Erfrischungsgetränk gegen den kleinen Hunger und den großen Durchhänger wollen die beiden auf den Markt bringen – aber nur den Männern in der Jury schmeckt’s. Sandra Fisher dagegen findet den Geschmack künstlich. Auch Westermeyer glaubt: „Die Zeit, um Limonaden-Startups zu gründen, ist vorbei.“

Soziale Kuchen und Erotik im Alter

Der Kuchen, den die Jury beim nächsten Pitch kosten darf, kommt wieder besser an. Die Gründerinnen Katharina Mayer und Katrin Blaschke wollen mit Kuchentratsch der Vereinsamung im Alter etwas entgegensetzen: In ihrer Backstube backen Seniorinnen Kuchen, der dann weiterverkauft wird. So können sich die alten Damen etwas zu ihrer Rente dazuverdienen. Gleichzeitig können sie sich mit Gleichaltrigen austauschen. „Supergeiler Ansatz“, sagt Titus Dittmann, und, „sinnhaft für die Gesellschaft“. Auch Westermeyer findet das Projekt „absolut charmant“. An der Produktpräsentation des Münchner Startups hingegen hapere es noch.

Und noch eine soziale Geschäftsidee ruft positive Reaktionen der Jury hervor. Zunächst bleibt dem gestandenen Titus Dittmann beim Pitch kurz die Spucke weg. Gabriele Paulsen widmet sich mit Nessita einem Tabuthema: Erotik im Alter. Das Startup vermittelt erotische Dienstleistungen an immobile Menschen. Also solche, die nicht mehr können, wie sie wollen, weil sie zum Beispiel in Pflegeeinrichtungen untergebracht sind. Sexual- und Oralverkehr ist dabei allerdings ausdrücklich ausgeschlossen. Geld verdient Paulsen über eine Vermittlungsprovision. Ist das ein Geschäftskonzept? Ja, meint Westermeyer.

Ebenfalls schlucken müssen die Jury-Mitglieder beim Pitch von Appinio. Die Gründer wollen 250.000 Euro einsammeln – und dafür lediglich fünf Prozent der Anteile abgeben. Zwar hat die Martforschungs-App aus Hamburg nach eigener Aussage schon knapp 20.000 Nutzer gewonnen, ohne auch nur einen Euro ins Marketing gesteckt zu haben – trotzdem eine „fragliche Bewertung“, sagt Fisher. Westermeyer sagt nichts, er lacht nur über die Forderung der Gründer.

Jurorin Sandra Fisher mit einem Paintify-Gemälde von sich selbst. Quelle: Paintify

Heiter geht es bei Paintify zu, einem Startup aus Schwaigern. Die Schwaben machen moderne Auftragsmalerei: Sie lassen in Asien aus Fotos Ölgemälde anfertigen. Geld verdienen ließe sich damit, glaubt Westermeyer. „Die Frage ist nur, wieviel.“

Dann wird schon wieder wieder verkostet. Nach Limo und Kuchen probieren Dittmann, Fisher und Westermeyer nun auch noch das Essen von Casita Oaxaca, ein Essen-auf-Rädern-Startup mit dem die wahre mexikanische Küche auf die Straße gebracht werden soll. „Scharf“, findet Dittmann. „Nicht scharf“, meint Fisher. Sonst keine Wortmeldungen zum Konzept – der von Gründer Oliver Heins angestrebte Verdienst von 100 Euro am Tag reizt die gewinnorientierten Investoren wenig.

Ganz anders sieht es bei MyCouchbox aus: Das Startup aus Stuttgart vertreibt Aboboxen mit Süßigkeiten und Snacks. Nicht nur die Kostprobe, sondern vor allem die Zahlen des Startups zaubern den Juroren ein Glitzern in die Augen. Da die Süßigkeiten zu 100 Prozent rabattiert sind, den Gründern hier also keine Kosten entstehen, machen sie bei monatlich 2.000 verkauften Boxen zum Preis von je zehn Euro bereits ordentlich Umsatz. „Ich bin überzeugt, hört auf“, unterbricht Westermeyer die Präsentation von Sarah Haide und Clemens Walter. „Das ist das Geilste hier heute.“

Süßes im Abo vs. visionäre Jobagentur

Alle drei Juroren sind absolut überzeugt – MyCouchbox gewinnt das Coaching mit Dittmann und darf im Finale erneut pitchen. Kandidat Nummer zwei ist tatsächlich die visionäre Arbeitsagentur Passionly Curious von Alexander Nast. Doch bereits im Coaching zeigt sich: Zwischen den beiden Finalisten klafft eine riesige Lücke. Wo bei MyCouchbox alles zu stimmen scheint – das Team, die Zahlen, die Ideen –, fehlt bei Passionly Curious auch nach zweijähriger Entwicklungszeit noch das Produkt. Die Zahlen stimmen nicht. Wie Geld eingenommen werden soll, ist unklar. Der Bedarf scheint jedoch zumindest da zu sein und Gründer Alexander Nast kann mit der Leidenschaft für sein Projekt punkten.

Wirkliche Spannung kommt im Finale entsprechend nicht auf. Zwar finden die Juroren bei MyCouchbox dann doch noch etwas zum Mäkeln – fünffache Marketing-Ausgaben im Vergleich zum Vormonat bei gleichbleibendem Umsatz –, aber die Entscheidung steht eigentlich schon felsenfest. Zu wild sind die Zahlen bei Passionly Curious: „Es fällt mir schwer, zu glauben, dass das fundiert ist“, so Fisher. Nast bekommt den Rat, sich einen Unternehmer an die Seite zu holen, um am Ende doch noch Investoren überzeugen zu können.

MyCouchbox wird nicht nur zum Sieger erklärt – auch Investorengespräche sind in Sicht. Gründer Clemens Walter freut sich und will gleich mal die Oma anrufen. Kontrahent Alexander Nast ist enttäuscht: „Schade, dass in Deutschland immer nur in die Startups investiert wird, bei denen schon etwas da ist“. Aufgeben will er deshalb nicht: „Jetzt erst recht!“

In der ZDF-Mediathek könnt Ihr Euch die zweite Folge von „Kampf der Startups“ in voller Länge anschauen.

Artikelbild: Screenshots/ „Kampf der Startups“, Folge 2, ZDF