Kantox-Gründer Toni Rami

„Die Bankeninfrastruktur ist absolut notwendig“

In drei Finanzierungsrunden konnte das Geldversende-Startup Kantox über 10 Millionen US-Dollar einsammeln. Und nach eigenen Angaben hat das Londoner Jungunternehmen gerade die Transaktionsschwelle von einer Milliarde US-Dollar überschritten – Grund genug, sich das Startup etwas genauer anzuschauen. Im Rahmen der 4YFN und des Mobile World Congress traf sich Gründerszene mit Mitgründer Toni Rami und Achim Spies, Head of Sales DACH, in Barcelona.

„Wie Transferwise, nur für Businesses”, so beschreibt Rami das Konzept seines Startups. Mit Kantox können Geschäftskunden Geld in unterschiedlichen Währungen tauschen. Vier Jahre nach der Gründung beschäftigt das Fintech-Unternehmen rund 50 Mitarbeiter – und hat Büros in London, Barcelona und neuerdings auch in Paris.

„Früher hatten Banken ein prachtvolles Gebäude mitten in der Stadt über das Vertrauen ausgestrahlt wurde. Das ist heute anders: Junge Menschen haben ein anderes Konzept. Sie glauben an Transparenz“, meint Rami. Während Banken immer noch auf physische Präsenz angewiesen seien, funktionierten Startups von einem Büro aus – ohne die Vielzahl von Standorten in jedem Stadtteil. Damit seien Startups langfristig effizienter und hätten zudem weniger Kosten. Da es für viele Kunden dennoch wichtig sei, einen lokalen Ansprechpartner zu haben, plane das Startup, in weiteren Ländern Büros zu eröffnen. Wo genau, wollte Kantox allerdings noch nicht verraten.

In den Banken sieht das Startup zwar die Konkurrenz, jedoch nicht den Feind. „Die Bankeninfrastruktur ist absolut notwendig. Allerdings wird sich das Geschäftsmodell der Banken stark verändern“, erklärt Rami. Alles werde transparenter und schneller, außerdem müssten Banken zunehmend mit der Konkurrenz globaler Player rechnen. Sein eigenes Unternehmen sieht er als einen dieser globalen Wettbewerber. Darüber hinaus arbeitet das junge Fintech selbst mit mehreren Banken zusammen, da es keine eigene Banklizenz hat. Eine dieser Partnerbanken ist Barclays, einer der bekanntesten Player in der Branche. Weitere Partner wollte Kantox nicht nennen.

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Das Kernverkaufsargument, mit dem das Startup wirbt, ist Transparenz. So soll den Nutzern beispielsweise eine transparente Kostenstruktur ermöglicht werden: Das Fintech-Unternehmen zeigt den Mittelkurs in Echtzeit auf seiner Webseite an und die Nutzer sollen so abschätzen können, in welcher Höhe Gebühren anfallen – bei Kantox 0,09 bis 0,29 Prozent des Tauschvolumens.

Vor allem mit flexiblen Raten soll das Vertrauen der Kunden gewonnen werden. „Manche nutzen den Service nur kurzfristig, da Banken darauf aufmerksam werden und ihre Gebühren ebenfalls senken“, erklärt Rami. Früher oder später würden diese aber wieder hoch gesetzt. Dann kämen die Kunden von alleine zurück, so Rami weiter.

Als Zielgruppe nennt Kantox unter anderem solche Unternehmen, die ihre Produkte oder Produktteile aus dem Ausland beziehen oder dorthin verkaufen. „Das können Technologieunternehmen sein, aber genauso auch solche aus der Old Economy, wie zum Beispiel Chemie- oder Automotive-Unternehmen”, so Achim Spies, Head of Sales DACH. Genutzt werde das Tool hauptsächlich von Kunden mit einem Jahresumsatz von 50 bis 500 Millionen Euro.

Für die Zukunft plant Kantox nach eigenen Angaben auch die Ermöglichung von Peer-to-Peer-Transaktionen. Aktuell sei es außerdem wichtig, weitere Währungen aufzunehmen. Jeglichen Umgang mit Bargeld schließt das Startup jedoch grundsätzlich aus.

Bild: Kantox; Mitarbeit: Lydia Skrabania