Bläht sich gerade eine neue Internetblase auf? Und droht sie bald zu platzen? Seit Monaten werden diese Fragen diskutiert – Rekord-Bewertungen für Startups und scheinbar endlos verfügbares Venture Capital sind für viele Kritiker des aktuellen Marktgeschehens eindeutige Anzeichen eines drohenden Crashs. „Es gibt Indizien, die nachdenklich machen“, sagt etwa Sun-Gründer Andy von Bechtolsheim.

Andere argumentieren, im Gegensatz zu 1999 und 2000 gebe es keine Massen an IPOs und für europäische Startups sei die Kapitalbeschaffung noch immer nicht ohne Mühen. (Einen guten Überblick über die Debatte gibt Point-Nine-Capital-Partner Christoph Janz in diesem Text.)

Nun hat sich der deutsche Ex-Minister Karl-Theodor zu Guttenberg in die Diskussion eingeschaltet: Er sehe „schon die Gefahr, dass es wieder einen Tech-Crash geben könnte“, sagte der ehemalige Wirtschafts- und Verteidigungsminister einem Reporter des Nachrichtensenders N-TV. Ein möglicher Crash würde allerdings „sehr anders ausfallen, weil die Voraussetzungen auch andere sind als das Ende der neunziger Jahre und beim Höhepunkt im Jahr 2000 der Fall war“. Heute seien „sehr viel mehr seriöse Unternehmen am Start“. Allerdings seien die hohen Bewertungen besorgniserregend. „Wenn Sie sehen, dass derzeit über 80 Startup-Unternehmen mit über einer Milliarde bewertet sind, dann läuft auch etwas schief in dem Bereich.“

Guttenberg, der inzwischen als Investmentberater in New York arbeitet, ist in diesen Tagen auf Deutschlandbesuch. Beim Unternehmertag von Mountain Partners sprach er über weltpolitische Konflikte der kommenden fünf Jahre, beim Finanztag der Süddeutschen Zeitung in Frankfurt nahm er an einem Panel zum Thema Bankenindustrie und Digitalisierung teil. Trotzdem bemerkt er im Interview: „In der Politik will, glaube ich, keiner mehr meinen Rat hören.“

Ob die Startupszene auf ihn hört? Gegenüber N-TV teilt Guttenberg auch seine Ansichten zu Stärken und Schwächen europäischer Digitalwirtschaft mit. „Wir haben in Europa einen ganz schönen Aufholprozess. Es gibt tolle junge Unternehmen. Es gibt eine gute Startup-Kultur. Aber es gibt leider eine miserable Venture-Capital-Kultur.“ Europa müsse außerdem mit mehr Selbstbewusstsein auftreten. Vor einem Abkoppeln warnte Guttenberg aber: Ein „Datenseparatismus“ – ein „eigenes Internet, eine europäische Cloud“ – seien nicht hilfreich.

Zum kompletten Interview mit N-TV geht es hier.

Bild: Screenshot n-tv