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Katharina-Bauckhage-artflash-startup-helden Katharina Bauckhage (Jahrgang 1971) ist Gründerin und Geschäftsführerin von Artflash.

„Startup-Heldin“ Katharina Bauckhage im Interview

Dass Katharina Bauckhage in der Kunstbranche gründete, war ein Muss. Sie studierte BWL, Publizistik und Kunstgeschichte in Berlin, leitete den Besucherservice für die Kunstausstellung Documenta und war zehn Jahre lang im Museumsumfeld tätig, bevor sie im Juni 2012 den Kunstshop Artflash gründete. Das Berliner Startup bietet zweiwöchentlich zwei neue signierte und streng limitierte Editionen von Werken bekannte Kunstgrößen und junger Talente.

In der Reihe „Startup-Helden“ spricht sie über die Schwierigkeiten des deutschen Kunstmarktes und ihren typischen Arbeitstag.

Die Kunstbranche ist ein Trendmarkt in der deutschen Startupszene. Wie setzt sich Artflash ab?

Ich denke, dass sich Artflash vor allem durch die Limitierung absetzt, denn wir zeigen nicht mehr als vier verschiedene Editionen pro Monat – meist Fundstücke aus Kunstvereinen, Editionsverlagen oder direkt aus Druckereien, mit denen die Künstler zusammenarbeiten. So haben wir auch einen Preisvorteil gegenüber anderen Anbietern, denn als Non-Profit-Organisationen haben beispielsweise die Kunstvereine die Preise für die Editionen nie angehoben, auch wenn der Künstler mittlerweile sehr erfolgreich ist.

Kunst-Startups wie My-Artmap und A Space for Art mussten bereits wieder umschwenken oder schließen. Ist der Kunstmarkt in Deutschland ein schwieriger?

Ja, ich denke schon, dass der Kunstmarkt in Deutschland als Käufermarkt schwierig ist, da die Deutschen doch eher verhalten größere Summen per Mausclick investieren, insbesondere Kunst. Galerien verkaufen seit Jahrzehnten Kunst ausschließlich dank ihrer persönlichen Beziehungen zu den Sammlern und diese Kontakte werden gehütet wie ein Schatz. So ist es lange Zeit für viele Galerien unvorstellbar gewesen, ihre Kunst im Internet zu präsentieren. Ansätze wie My-artmap und A space for Art ergeben meines Erachtens total Sinn, aber sind ihrer Zeit vielleicht noch zu weit voraus.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Dir aus?

Seit ein paar Wochen total durcheinander, da wir vor kurzem nochmal Nachwuchs bekommen haben. Aber in der Regel ist dieser bestimmt durch die Zeitverschiebung, da ich mit meiner Familie vor einiger Zeit nach Los Angeles gezogen bin, das Team aber nach wie vor in Berlin sitzt.

G Tipp – Lesenswert bei Gründerszene Artnetwork will My-artmap.com verkaufen und mit Galerando neustarten

Daher beginnt der Morgen in Los Angeles für mich mit dem Abarbeiten der eingegangenen E-Mails und teaminternen Skype-Telefonaten, bis Deutschland dann schläft und ich mich der Recherche nach neuen Kunst-Editionen widmen kann. Dafür toure ich zwei bis drei Mal pro Jahr durch Deutschland und treffe mich mit Kunstvereinen und Druckereien und schaue dort in den Schubladen nach unentdeckten Schätzen. Und es ist erstaunlich, was ich da manchmal an wunderbaren Blättern finde, auch in Los Angeles. Viele Kooperationspartner bieten uns dann aber auch von sich aus neue Kunstwerke an.

Welche Tipps gibst Du Gründern nach Deinen eigenen Erfahrungen mit auf den Weg?

Keine seitenlangen Konzeptpapiere und Businesspläne schreiben, sondern stattdessen die eigene Geschäftsidee bei einigen Branchenkennern und für das Business wichtigen Partnern pitchen und testen, ob sie verstanden wird und Akzeptanz findet. Dann eher hemdsärmelig umsetzen, damit meine ich, sich am Anfang gut zu überlegen, welche Anschaffungen man wirklich braucht. Denn je schlanker man sich am Anfang aufstellt, desto beweglicher bleibt man.

Und am besten eine Deadline setzen, die nicht mehr verschiebbar ist, damit man nicht ewig an seiner Beta-Version herumtüftelt. Wir hatten unseren Online-Launch mit einer Launch-Party verbunden und hierzu auch Journalisten eingeladen – da gab es kein Zurück mehr.

Welche Trends siehst Du in der Internetwirtschaft?

Einkaufen im Internet wird immer mehr zur Selbstverständlichkeit: Ob Schuhe, Brillen, Pflanzen oder eben Kunst – diese Produkte galten lange Zeit als nicht verkäuflich über diesen Vertriebskanal. Das hat sich geändert und die Welt wächst zusammen – jetzt gilt es für Anbieter wie uns, im riesigen Angebot gefunden zu werden und ein eindeutiges Alleinstellungsmerkmal zu haben, das Vertrauen weckt.

Bild: Artflash