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Auch Startups sollen von den Corona-Hilfen der Bundesregierung profitieren.

Erst dauerte es sehr lange, bis die angekündigten Corona-Hilfen für VC-finanzierte Startups überhaupt verfügbar waren, dann gab es viel Kritik an dem Programm. Auch und insbesondere von Seiten der Wagniskapitalgeber, die die Hilfen für ihre Portfoliofirmen beantragen sollten – zu bürokratisch, keine Management-Gebühren, zu viel Einmischung vom Staat, hieß es von den privaten Kapitalgebern. Mittlerweile hat die zuständige KfW Capital die ersten Gelder im Rahmen der sogenannten Säule 1 ausgezahlt. 

Die Corona-Hilfen für Startups umfassen insgesamt zwei Milliarden Euro:

  • Die Säule 1 richtet sich an größere, VC-finanzierte Firmen. Dieses Programm umfasst insgesamt 1,2 Milliarden Euro und wird von der KfW Capital vergeben. Das Kapital wird an die Geldgeber ausgezahlt, die die Hilfen dann auf ihre Beteiligungen verteilen.
  • Mit der sogenannten Säule 2 und einem Budget von 800 Millionen Euro will der Staat insbesondere kleinere Startups unterstützen, die nicht VC-finanziert sind. Für diese Hilfszahlungen sind die jeweiligen Bundesländer zuständig. Das Geld fließ größtenteils direkt in die Jungunternehmen.

Laut einer Sprecherin der KfW-Tochter wurden bislang 33 Anträge von VCs genehmigt, zehn davon schon notariell beglaubigt. Damit stehen bislang insgesamt 513 Millionen Euro bereit, die in angeschlagene Startups investiert werden können. Etwas weniger als die Hälfte der 1,2 Milliarden Euro, die für dieses Programm vorgesehen sind. Wie hoch die Summe ist, die tatsächlich schon ausgezahlt wurde, darüber macht die KfW Capital allerdings keine Angaben.

Die VC-Firma UVC Partners, Investmentarm von Unternehmertum aus München, war eine der ersten, die von dem Programm profitierte. Investor Johannes von Borries lobt das Programm gegenüber Gründerszene. Für den Münchner VC seien die Hilfen sehr sinnvoll gewesen, sagt er. Insbesondere deshalb, weil beide Fonds von UVC fast am Ende ihrer Laufzeit stehen. Fast ausinvestierte Fonds können ihren Beteiligungen weniger flexibel Geld zuschießen als gerade erst gestartete Fonds.

„Uns war klar, dass das Hilfsprogramm kommen wird“

UVC hat aktuell 25 aktive Portfoliofirmen, darunter Flixbus, das Batterie-Startup Twaice oder die Softwarefirma Hypatos. Der VC rechne damit, seine Firmen aufgrund der Corona-Krise durchschnittlich etwa ein Jahr länger finanzieren zu müssen als ursprünglich vorgesehen, sagt von Borries. Viele Startups hat die Corona-Krise stark zurückgeworfen. Ein Indikator dafür ist auch eine bisher unveröffentlichte Umfrage von Gründerszene und der HTW Berlin mit Unterstützung von KPMG: Mehr als 70 Prozent aller befragten Startups gaben an, dass die Corona-Krise eine mittlere oder Gefahr für ihre Existenz darstelle.

„Obwohl wir reichlich Reserven eingeplant haben, übertrifft eine solche Krise unsere Erwartungen“, so der VC-Investor. „Wenn wir keine zusätzlichen Mittel bekommen hätten, dann hätten wir aussortieren müssen.“ Auch Startups, die eigentlich gut liefen, hätte UVC dann nicht weiter finanzieren können. 

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Dass der Start des Hilfsprogramms länger gedauert hatte als geplant, findet von Borries nicht weiter schlimm: „Uns war früh klar, dass das Hilfsprogramm kommen wird. Wir konnten die Förderung schon seit April in unseren Finanzierungsrunden vertraglich einplanen und das haben wir auch getan.“ Auch viele andere Investoren seien so vorgegangen, glaubt von Borries. 

Bisher 513 Millionen zugesagt 

Doch nicht nur die halten sich bedeckt. Auch die KfW gibt keine Informationen darüber heraus, welche VCs oder Startups die Mittel bekommen haben. Es handle sich um privatwirtschaftliche Verträge, argumentiert eine Sprecherin der Förderbank. Oppositionspolitiker wie etwa der Grünen-Bundestagsabgeordnete Danyal Bayaz haben diese Tatsache in der Vergangenheit kritisiert.

Auch bei den Startups selbst scheint die Hemmschwelle groß, über die Corona-Hilfen zu sprechen. UVC Partners etwa hat nach eigenen Angaben bereits zwei Startups mithilfe der Säule 1 finanziert. Beide baten jedoch darum, nicht öffentlich genannt zu werden.

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Als VC-finanzierte Firma wäre auch das Dresdner Startup Cloud & Heat für die Hilfen der Säule 1 geeignet gewesen. „Wir haben aber relativ schnell festgestellt, dass dieses Hilfsprogramm nicht für uns in Frage kommt“, erzählt der Gründer des Server-Anbieters Nicolas Röhrs gegenüber Gründerszene. Das habe vor allem an den Gesellschaftern seines Startups gelegen, sagt Röhrs. Denn das Programm sieht vor, dass VC-Investoren der KfW ihr gesamtes Portfolio zugänglich machen müssen und die Hilfen nicht nur auf ein einzelnes Startup beschränken können. Der Staat beteiligt sich also automatisch an allen Investments, die der Fonds innerhalb dieses Jahres noch tätigt. Eine Regelung, die viele VCs im Gespräch mit Gründerszene kritisierten.

UVC-Partner von Borries sieht darin kein Problem, er empfinde das Programm als fair. Denn: „Es ist kein geschenktes Geld, auch wenn sich das manche vielleicht gewünscht hätten.“ So könnten am Ende nicht nur die Startups profitieren, sondern auch die Steuerzahler: „Der Staat wird sicherlich auch gut daran verdienen“, glaubt er.

Bundesländer kümmern sich um Startup-Hilfen für kleinere Startups

Das Dresdner Startup Cloud & Heat hat stattdessen die Startup-Hilfen der Säule 2 genutzt, ein weiteres Hilfsprogramm der Bundesregierung, das sich an kleinere Startups richtet. Zwar hat dieses Programm noch länger auf sich warten lassen als die Hilfen der Säule 1. Doch plötzlich sei alles ganz schnell gegangen, erzählt Gründer Nicolas Röhr. Nach dem offiziellem Start in Sachsen habe es nur drei bis vier Wochen bis zur finalen Unterschrift des Vertrages und dem Abschluss des Wandeldarlehens gedauert. Die erste Tranche der Finanzierung hat die Firma nach eigenen Angaben bereits abgerufen.

Wie schnell die Hilfen für kleinere Startups ausgezahlt werden, hängt allerdings stark vom jeweiligen Bundesland ab. In manchen Ländern ist es bis heute nicht möglich, einen Förderantrag zu stellen.

Bild: Getty Images/ Luis Alvarez
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