Nvidia-CEO Jen-Hsun „Jensen“ Huang wirbt für Künstliche Intelligenz.

Eine Maschine, die dazulernt und intelligenter wird als so mancher Mensch: Davor haben viele Angst. Andere sehen in Künstlicher Intelligenz (KI) allerdings mehr Potenzial als Gefahr – und das Thema ist zweifellos aktuell eines der heißesten im Silicon Valley.

Das Unternehmen Nvidia aus Santa Clara, einer der größten Entwickler von Grafikprozessoren und Chips, hat zuletzt beeindruckende Ergebnisse vorgelegt: Die KI-Forscher des Unternehmens, zu denen auch der deutsche Professor Thomas Breuel gehört, haben eine unbeaufsichtigte Lernmethode für Computer entwickelt, die Bilder und Videos komplett verändern kann.

Eine Neuerung dabei ist, dass Nvidia dafür viel weniger Daten benötigt als bisherige Lösungen – denn die Computer sollen sich den Rest denken. „Unser Forschungsziel ist es, Maschinen die Fähigkeit zu geben, sich Bilder und Szenen selbst vorzustellen und diese abzubilden. Das ist sehr schwierig“, erklärt Ming-Yu Liu, Leiter des Forschungsprojekts, gegenüber Gründerszene. „Nehmen wir an, dass du eine Künstliche Intelligenz entwickeln möchtest, die das Video einer Autofahrt am Tag in eine nächtliche Fahrt umwandeln kann. Heute brauchst du dafür Aufnahmen von der Strecke am Tag und in der Nacht, die genau von derselben Position, mit den gleichen Wetterbedingungen und Objekten im Bild (Fahrzeuge, Fußgänger, Bäume) gemacht wurden. Das benötigt viel Zeit und Geld.“

Für die Methode von Nvidia hingegen sind nur einige Aufnahmen am Tag und in der Nacht nötig. Auch können die Bilder in verschiedenen Städten oder Ländern aufgenommen werden.

Wozu das Ganze gut ist? „Wir haben diese Forschung für einen bestimmten Zweck gemacht“, so Liu. „Um das Training selbstfahrender Autos unter verschiedenen Wetter- und Lichtverhältnissen zu unterstützen.“ Mit den Simulationen von Nvidia sei deutlich schneller notwendiges Material vorhanden.

„Menschen hatten auch einmal Angst vor der Elektrizität“

Laut Liu gibt es allerdings noch viele weitere Anwendungsmöglichkeiten. Die KI könne beispielsweise für Bildbearbeitung verwendet werden. „Wir können den Gesichtsausdruck einer Person ändern, nachdem ein Foto aufgenommen wurde.“ Oder die Technologie dafür benutzen, um ein Foto einer Hauskatze in das einer Großkatze wie einen Leoparden umzuwandeln.

Vor ein paar Wochen hat Nvidia bereits demonstriert, dass seine KI neue Gesichter von Menschen, die es gar nicht gibt, erschaffen kann. Dafür wurde die Maschine unter anderem mit Bildern von Stars gefüttert.

Für Laien wird es immer schwieriger, zu erkennen, was eigentlich echt ist und was nicht. Das löst Ängste aus:

Nvidia-Forscher Ming-Yu Liu ist aber der Meinung, dass sich Menschen schon noch daran gewöhnen werden. „Sie hatten auch einmal Angst vor der Elektrizität. Und die birgt trotz ihrer ständigen Gegenwart immer noch Risiken.“

Liu sagt, er wolle die Grenzen des Deep Learnings verstehen. Das helfe nicht nur selbstfahrenden Autos oder in der Bildbearbeitung, sondern könne auch intelligente medizinische Geräte sowie die Forschung zu Krankheiten wie Krebs und Alzheimer voranbringen. „Wissenschaftliche Durchbrüche erfordern Grundlagenforschung, und wir haben uns verpflichtet, einen Weg für das Gemeinwohl zu bereiten.“

Gegen Künstliche Intelligenz sprechen sich allerdings auch bekannte Zweifler aus. Tech-Milliardär und Tesla-Chef Elon Musk warnte bereits vor den Gefahren und sprach sich für eine Regulierung aus. Er lieferte sich sogar einen öffentlichen Streit zum Thema mit Mark Zuckerberg. Der Facebook-Gründer sagte im Sommer, er habe genug vom Schüren von Angst, besonders im Bereich KI. Er sei da sehr optimistisch und verstehe einfach die Neinsager nicht, die Weltuntergangsszenarien propagierten. Musk tweetete daraufhin: „Ich habe mit Mark darüber geredet. Sein Verständnis von der Sache ist sehr limitiert.“

Titelbild: Getty Images / Ethan Miller; andere Bilder: Nvidia