Der Helsana-Hauptsitz in Dübendorf bei Zürich

Die Stimmung ist schlecht zwischen der etablierten Versicherungsindustrie und den jungen Herausforderern, den Insurtech-Startups. Erst vergangene Woche warf ihnen ein Vorstand der altehrwürdigen DVAG Intransparenz und „digitalen Blindflug“ vor. Stellvertretend für die Jungunternehmen gab Knip-Gründer Dennis Just Contra: „Die Vorwürfe, die ihr gegen uns erhebt, sind haltlos und machen einmal mehr deutlich, dass rein vertriebsorientierte und technologieferne Anbieter wie ihr mit dem Rücken zur Wand stehen.“ Das saß.

Doch das Ende der Auseinandersetzung war es noch lange nicht. Nun folgt die nächste Runde in dem Streit – und Knip, eine digitaler Versicherungsverwalter à la Clark oder GetSafe, ist wieder betroffen. Das Startup aus Zürich, das erst im Oktober 15 Millionen Schweizer Franken einsammeln konnte, verliert einen wichtigen Kooperationspartner: Die Helsana AG, mit 1,9 Millionen Versicherten der größte Krankenversicherer der Schweiz, beendet seine Zusammenarbeit mit Knip.

Wie der Versicherungsbote berichtet, begründete die Helsana die Entscheidung ihren Kunden gegenüber mit Datenschutzbedenken: „Einerseits möchten wir Ihre gesundheitsrelevanten – und somit sehr persönlichen – Daten nicht einem externen Dienstleister anvertrauen“, schreibt das Unternehmen an seine Kunden. „Andererseits ist es uns wichtig, direkt mit Ihnen zu kommunizieren. Wir sind überzeugt, dass wir Sie persönlich besser und schneller beraten können als über eine zwischengeschaltete App.“

Konkret heißt das: Vertragsunterlagen von Helsana-Kunden, die ihre Police über Knip verwalten wollen, werden nicht mehr automatisch an Knip weitergeleitet. Stattdessen müssten die Kunden die Policen selbst einscannen und an das Startup schicken. „Die meisten Versicherungsunternehmen zeigen sich kundenfreundlich und übernehmen das“, erklärt Knip-Gründer Dennis Just gegenüber Gründerszene. „Die Helsana hat sich entschieden, das nicht mehr zu tun.“

Aber waren Datenschutzbedenken wirklich der Hintergrund der Entscheidung? Just vermutet andere Beweggründe bei der Helsana – nämlich eine „gezielte Marketingaktion“. Die Versicherung wolle „derzeit offenbar ihr eigenes Kundenportal bewerben“. Tatsächlich verweist die Helsana in dem Kundenschreiben auf die unternehmenseigene Lösung MyHelsana.

Just ärgert das: Helsana solle „die freie Maklerwahl ihrer Kunden respektieren“. Und: Er wirft dem Unternehmen vor, seinerseits die Nutzer in die Irre zu führen. „Kein Versicherer teilt gesundheitsrelevante Daten mit uns – das ist eine Falschbehauptung und man kann nur vermuten, dass dies bewusst zur Verunsicherung der Kunden eingefügt wurde.“

Es sieht danach aus, dass sich der Konflikt zwischen den alten Riesen und jungen Herausforderern weiter verschärfen wird. Just glaubt aber nicht, dass er noch weitere Versicherer als Kooperationspartner verlieren wird: „Ganz im Gegenteil“, antwortet der Gründer, „wir arbeiten mit den meisten deutschen und schweizerischen Versicherungen eng und vertrauensvoll zusammen.“ Das ist richtig – noch.

Bild: Helsana