kochmamsell frischlingsfragen
kochmamsell frischlingsfragen Arno Meyer zu Küingdorf und Norman Natterer von Kochmamsell.

Wer seid ihr und was macht ihr?

Ich bin Arno Meyer zu Küingdorf und habe zusammen mit Norman Natterer die Kochmamsell (www.die-kochmamsell.de) gegründet. Die Anwendung ermöglicht es auch Koch-Muffeln, jeden Tag günstiges und gesundes Essen auf den Tisch zu zaubern. Dafür legt der Nutzer fest, in welchem Supermarkt er die Zutaten einkaufen möchte und schon liefert ihm die Kochmamsell drei Rezeptvorschläge mitsamt Einkaufsliste für das Wunschgericht – alles abgestimmt auf das jeweilige Warensortiment des Marktes, wöchentliche Sonderangebote inbegriffen. Dabei kommen auch die Vegetarier nicht zu kurz, denn es befindet sich immer mindestens ein fleischloses Gericht unter den Rezeptvorschlägen.

Hinter jedem Erfolg steckt eine Vision. Wie seid ihr auf eure Idee gestoßen?

Wir haben uns immer gefragt, warum so viele nicht selbst kochen und stattdessen auf Fertigprodukte und Fast Food zurückgreifen. Zum einen fehlt es an Ideen – was könnte ich heute nur kochen? – und zum anderen an der nötigen Zeit, in Kochbüchern zu blättern oder stundenlang vor dem Herd zu stehen. Ich kenne das Problem ja selbst auch: Nach einem langen Arbeitstag wird dann mal eben schnell die Tiefkühlpizza in den Backofen geschoben.

Unsere Idee setzt genau an diesen Punkten an. Wir liefern den Nutzern die Kreativität auf ihr Smartphone, sagen ihnen welche Zutaten sie brauchen, was das ausgewählte Gericht kostet und garantieren, dass die Mahlzeiten so zusammengestellt sind, dass jeder sie einfach und innerhalb kurzer Zeit nachkochen kann. Indem wir uns an den Sortimenten der Märkte orientieren, ersparen wir den Nutzern lange Wege, da sie sicher sein können, alles was sie für ein Essen benötigen, in einem Markt zu finden.

Noch wichtiger als die Idee ist häufig das Team. Wer sind die Gründer, was habt ihr vorher gemacht und wie habt ihr zueinander gefunden?

Nach seinem Deutsch- und Geschichte-Studium war mein Partner Norman im Event-Bereich tätig. Er hat das Label Styledox mit aus der Wiege gehoben und unter anderem für Ernst & Young gearbeitet. Norman ist Ideengeber, Initiator und Gesellschafter der Kochmamsell. Die studierte Soziologin Alicia Metz arbeitet als freie Texterin, Bloggerin, Autorin und PR-Managerin für verschiedene Auftraggeber. Sie bereichert als kreativer Kopf das Kochmamsell-Team. Unsere eifrige Rezepte-Sammlerin ist stets auf der Suche nach den neuesten Gaumenfreuden: Nur, was ihren kritischen Geschmackstest übersteht, findet schließlich den Weg in unsere App und später auf die Teller der Nutzer.

Ich habe Philosophie und Kunstgeschichte studiert und wurde der Leiter eines Hamburger Programmkinos. Danach habe ich mit meinem Bruder eine Agentur für Konzept und Gestaltung gegründet. Später Romane und Drehbücher geschrieben und eine Web-to-Print-Agentur ins Leben gerufen. In diesem Kontext suchte ich über eine Stellenanzeige einen Studenten für administrative Aufgaben. Der erste, der anrief, war Norman – er kam auch gleich vorbei. So ging‘s los.

Viele Gründungsideen sind nicht gänzlich neu. Was ist euer USP und was macht ihr anders als alle anderen?

Wir schließen mit der Verknüpfung von Supermarkt und Rezept eine Lücke, die in dieser Form kein anderes Unternehmen bietet. Die einfache Nutzungsweise sowie die sorgfältig ausgewählten Rezepte überzeugen Koch-Fans, sodass wir uns über eine stetig wachsende Anhängerschaft freuen können.

Zum Business: Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell? Und wie groß ist das Marktpotenzial?

Unser Ziel ist es, in unserer App ein weitgehend homogenes Abbild des deutschen Lebensmittelmarktes abzubilden – also eine Mischung aus Vollsortimentern, Discountern und Biomärkten zu integrieren. Dadurch stellen wir den Märkten, aber auch den Lebensmittelunternehmen, ein Tool für ihr Marketing sowie ihre Kundenbindung zu Verfügung. Diese Leistungen berechnen wir ihnen. In erster Linie ist das für die Hersteller interessant, weil wir ihre Produkte durch die Einbindung in Rezepte direkt unseren Kunden empfehlen können. Eine entscheidende Rolle wird außerdem der Content spielen, also die Rezepte.

Mittelfristig werden wir drei wesentliche Säulen aufbauen: Die Slots der Läden (neue Läden), Produktempfehlungen für Hersteller in den Slots und einen eigenen Shop, in dem wir ausgewählte Produkte anbieten, die so in den Läden nicht gibt und die wir über die App promoten können.

Ideen umzusetzen kostet Geld. Wie finanziert ihr euch?

Im ersten Schritt über eine Projektförderung vom Medienboard Berlin-Brandenburg, dann ist ein Freund mit eingestiegen und nun werden wir im nächsten Schritt eine Crowd-Funding-Runde bei Fundsters einlegen.

Gibt es etwas, das euch noch fehlt? Ein Mitarbeiter, ein Investor oder ein Büro?

Es ist ja immer abzuwägen, was man mit welchem Aufwand macht. Da wir uns in einem sehr langfristigen Markt bewegen, haben wir nun ein Konzept für die weiteren Finanzierungsstufen entwickelt, das sich aus dem zu erwirtschaftendem Umsatz, Investitionen und eventuell weiterer Finanzierungen zusammensetzt. Der jetzt anstehende Schritt ist das Crowd-Funding. Wenn das wie geplant zustande kommt, und wir bis Ende des Jahres die vorgesehenen Umsätze erwirtschaften, werden wir in den ersten sechs Monaten des kommenden Jahres unsere Büro-Situation grundsätzlich ändern – sprich, in ein Koch-Labor investieren.

Gibt es ein großes Vorbild für euch?

Ein Vorbild, nein. Eher eine Maxime: Es geht nicht darum, erfolgreich zu sein, sondern etwas werthaltiges zu schaffen, was den Kunden nützt. Denn dort, wo sich die Kunden aufhalten, dort fließt das Geld hin.

Stellt euch vor, ihr könntet ein Lunch gewinnen. Wen würdet ihr aus der deutschen Start-Up-Branche gerne mit an den Tisch holen?

Fünf Leute, die mit guten Ideen baden gegangen sind. Denn es ist oft lehrreicher, zu sehen, warum etwas nicht geklappt hat.

Wo steht Ihr heute in einem Jahr?

Wir wollen unseren Erfolg natürlich noch weiter ausbauen. Das bedeutet, immer mehr Nutzer für das Kochen mit der Kochmamsell zu begeistern und dazu beizutragen, öfter mal wieder selbst den Kochlöffel zu schwingen. Außerdem haben wir uns vorgenommen, weitere Vollsortimenter und Biomarkt-Ketten für die Kochmamsell zu gewinnen – Gespräche laufen.

Bild: Kochmamsell