Es wird alles besser. Glaubt Sebastian Thrun. Die Deutschen sind da skeptischer.

Raus aus dem Flugzeug. Schnell durch den Tunnel und rein in die Wohlfühloase auf Weltniveau, die sich Flughafen Berlin-Schönefeld nennt. Vor mir rennen Leute durch eine schlampig geführte Absperrung im Kreis herum. Durch ein Warteschlangen-Labyrinth aus Absperrbändern, wie wir es von Flughäfen in aller Welt kennen. Nur ein junger Mann hat offenbar keine Lust dazu. Er bahnt sich einfach den direkten Weg Richtung Ausgang und entfernt kurzerhand die Absperrbänder aus ihrer Halterung. Diese mutige Aktion ergibt eine bizarre Szene: Vor ihm wird weiter hektisch und korrekt im Kreis gelaufen, hinter ihm folgen alle anderen regelwidrig auf kürzestem Weg zur Kofferausgabe.

Der vordere Teil der Passagiere fügte sich einfach der stummen Autorität der Absperrbänder, ohne sie in Frage zu stellen. Völlig sinnlos, übrigens. Denn hinter dem Labyrinth wartete lediglich eine unbesetzte Passkontrollenbude. Der hintere Teil der Herde schloss sich dem mutigen Einzelgänger an. Dem Mann, der weder den Absperrbändern gehorchte, noch gedankenlos seinen Vordermännern hinterherrennen wollte. Er hat die Situation neu gedacht, ist mutig seinen eigenen, geraden Weg gegangen, auf einen Schlag alles anders gemacht – und gewonnen. Denn niemand konnte ihn aufhalten oder einholen. Das ist der Disrupter, schoss es mir durch den Kopf. Denn der Disrupter stellt alles in Frage, sieht den geraden, einfachen Weg und geht entschlossen seinen Weg. 

Was wird jetzt eigentlich aus all den digitalen Plänen?

Diese Sorte von Entschlossenheit wünschen wir uns von unserer Politik. Stattdessen erleben wir gerade, wie sich die Parteien im Kleingedruckten verzetteln. Klar, es ist nicht einfach, widerstrebende Kräfte wie die Grünen, die FDP, CDU und CSU unter einen Hut zu bringen. Aber es macht schon etwas unruhig, wenn wertvolle Zeit verstreicht, bevor überhaupt an erste Entscheidungen in Richtung Zukunft zu denken ist.

Die SPD schaut sich das alles von der Ersatzbank an und verteilt ganz gemütlich Haltungsnoten. Lars Klingbeil, Digitalversteher der Sozialdemokraten, gab zum Beispiel zu Protokoll: „Im Bereich Digitalisierung wagt Jamaika keinen großen Wurf. Das Zukunftsthema Nummer eins wird wie ein Randthema behandelt. Es fehlen Ideen, wie der gewaltige Umbruch, der dem Arbeitsmarkt bevorsteht, gestaltet werden soll.“ Kaum ist man in der Opposition, werden die Ansprüche an die Regierung natürlich größer. 

Elon Musk verlässt sich auf seinen sonnigen Humor

Die Ansprüche an Elon Musk wachsen auch. Je länger seine Kunden auf ihre bestellten Autos warten müssen. Damit es ihnen in der Zwischenzeit nicht langweilig wird, stellte er in dieser Woche zwei neue Elektrogefährte vor. Einen Lkw und einen Roadster. Sehr hübsch anzuschauen. Tolle technische Werte. Dann gab der als genial geltende Erfinder und Gründer noch zu Protokoll, dass der LKW auch gegen Aliens kämpfen könne und einen passablen Latte hinbekomme.

Ist das jetzt noch witzig? Oder wirkt das inzwischen etwas bemüht? Denn eigentlich sollten mittlerweile Autos gebaut werden bei Tesla. Im Sekundentakt. Das klappt noch nicht so gut. Man ist weit hinter den eigenen Ankündigungen zurück geblieben. Die Produktion im ganz großen Maßstab scheint jedenfalls schwieriger zu sein, als zwei neue Studien aus dem Zylinder zu zaubern. Für Elon Musk wird sich jedenfalls schon bald entscheiden, ob er als zwielichtiger Zauberer mit einem einzigen Trick oder als Erneuerer der Mobilitätsbranche in die Annalen eingeht.

Wir können alle Probleme der Menschheit lösen 

Elon Musk ist ein Musterbeispiel für einen positiven Digitalisten. Fast noch etwas optimistischer, was die Zukunft der Menschheit angeht, ist Sebastian Thrun. Er war der Gründer der Forschungseinheit Google X und lehrte in Stanford. Jetzt leitet er die digitale Universität Udacity. Mein Kollege Alex Hofmann hat mit ihm über die Technologie gesprochen. Thrun sagt, dass wir alle Probleme der Menschheit lösen können. Zunächst im medizinischen Bereich. Wir würden alle mehr als 100 Jahre alt und repetitive Arbeiten erledigten in Zukunft Maschinen, damit uns mehr Zeit für Kreativität bleibe, sagt Thrun. Das ausführliche Interview lest ihr kommende Woche auf Gründerszene. Es lohnt sich.

Bis um 18 Uhr wollen sich ja heute laut FDP-Chef Christian Lindner die Jamaika-Verhandler einigen. Bis dahin hören wir schnell noch den wunderbaren Thundercat.

Foto: Thundercat / Youtube

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