Das war ein Wochenauftakt nach Maß. Mein Kollege Dennis Sand, noch keine 30 Jahre alt, brachte uns mit seiner Beichte auf Betriebstemperatur. Öffentlich. „Ich verstehe das Internet nicht mehr“, schreibt er in seinem nachdenklichen Text. Und dann folgen Beobachtungen und Einschätzungen, die ein großer Teil unserer Leserschaft offenbar nachvollziehen konnte. Wenn es nach den Kommentaren und der Verbreitung des Atikels per – ähm – Internet geht. Sands bedenkenswertes Fazit: „Bislang war das Internet eine digitale Repräsentanz unseres Lebens. Heute ist das Leben eine analoge Repräsentanz unserer Internetpersönlichkeit.“

Seit dem Erscheinen des Artikels suchen wir hier bei Gründerszene junge Leute, die uns das Internet erklären können. Denn wir sind uns auch nicht ganz sicher, ob wir es noch verstehen. Es stellen sich trotzdem eine Frage: Wer hat eigentlich versprochen, dass wir das Web verstehen können? Das meiste, was im analogen Leben passiert, ist auch nicht ganz leicht zu begreifen. Und muss alles, was im Netz passiert, immer sinnvoll oder wertvoll sein? Da sind die Erwartungen vielleicht eine Spur zu groß. Wir verbringen die meiste Zeit unseres Leben damit, nach Dingen, Menschen und dem ganzen Rest zu suchen, der für uns wichtig, wertvoll ist oder irgendeine andere Bedeutung hat. Der Großteil dessen, was uns täglich begegnet, ist ohne jeden Belang, trivial oder einfach nur Trash. Man könnte auf den Gedanken kommen, dass es im Netz nicht anders ist.

Unser Leser Daniel kommentiert: „Sehr, sehr interessanter Artikel. Vielen Dank erstmal dafür. Das ist Stoff, der ganze Bücher füllen wird. Klar ist, dass das Informationszeitalter selbstverständlich auch das Leben der Jugend stark prägt. Ich finde deinen Artikel sehr kritisch und würde das gerne etwas aufhellen, denn ich stelle bei der jungen Generation im Umgang mit dem Internet auch eine zunehmende Distanz, Ironie und damit erkennbare Kompetenz fest. Das trifft sicher nicht auf die 13-jährigen Fangirls von Herrn Youtube-Salami zu, aber doch auf einige junge Menschen, die ich kenne.“

Ein neuer Service, der leicht zu verstehen ist und uns richtig gut gefällt sind die sogenannten Concierge-Dienste. Man sendet seine Wünsche per Textmessage an Magic, James, Bitte, Sixtyone Minutes oder Memberslounge und sie werden erfüllt – solange sie sich im rechtlichen Rahmen bewegen und man bezahlt. Toll. In den USA hat ein Nutzer von Magic einen Tiger bestellt. Was immer er damit vorhat. Das Unternehmen konnte bis jetzt nicht liefern und prüft noch, ob der Verkauf und Besitz einer Raubkatze legal ist.

Unsere Wünsche sind da eher übersichtlich. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Job bei Apple oder Facebook? Bei Apple soll es mehr als eine Million Bewerber pro Jahr geben. Klar, dass da etwas ausgesiebt werden muss. Die Prozedur ist allerdings recht schmerzhaft und anstregend. Das zukünftige Team des Bewerbers hat Mitspracherecht. Man muss in den Facetime-Interviews also seinen Charme spielen lassen und am besten versprechen, dass man regelmäßig für Kaffeenachschub für die ganze Abteilung sorgt und täglich selbst gebackenen Käsekuchen mitbringt. Für Mark Zuckerberg gibt es vor allem ein Einstellungskriterium: „Jemanden, der direkt für mich arbeiten soll, würde ich nur einstellen, wenn ich auch bereit wäre, für diese Person zu arbeiten. Das ist ein ziemlich guter Test.“

Gegen Ende der Woche gab es dann doch noch Trost für die etwas älteren Mitarbeiter in der Redaktion. Oder sagen wir besser, die erfahreneren Mitarbeiter. In einem mehrseitigen Porträt in der Zeitschrift Bilanz wird enthüllt, dass Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer zwar keine Zeit hat, sich die Haare zu kämmen, aber offenbar genug Zeit hat, um sie sich zu färben. Wir verweisen in diesem Zusammenhang auch gerne auf unsere Geschichte „40 über 40“, die zeigt, dass man auch im fortgeschrittenen Alter Chancen hat, in der Digitalszene erfolgreich zu sein. Es sollen sogar vereinzelte Ü-50er in der Branche gesichtet worden sein, erzählt man sich hinter vorgehaltener Hand. Ohne Haartönung.

Die Gründerszene-Redaktion zieht sich jetzt – nach einer weiteren Woche mit Reichweitenrekorden, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat – in eine gemütliche Bar zurück und empfiehlt wie immer Musik für das gut abgehangene, lang erwartete Original-Wochenende. Enjoy!

Irgendwie war uns heute psychedelisch zu Mute. Am besten Fullscreen. Dann wirkt es am besten. Sekuoia ist ein 19jähriger Däne, der in Detroit lebt. 

Bob Dylan findet im Alter seine echte Stimme. So hätte er wohl geklungen, wenn er uns nicht immer den Dylan gemacht hätte.

Und noch ein Trip. Tame Impala schicken einen Schüler ein Mal ins All und zurück. Have a nice weekend!

Foto: Youtube / Tame Impala