Im ersten Moment haben wir hier bei Gründerszene an einen Aprilscherz geglaubt. Der „Rocket Tower“! Ist klar. Direkt nebem dem Axel-Springer-Gebäude. Doch nach mehreren Nachfragen war klar: Ja, Rocket Internet zieht in die Charlottenstraße nach Kreuzberg. In einen ziemlich auffälligen Bürokomplex, der bis heute noch auf den etwas sperrigen Namen „GSW-Hochhaus“ hört. Auf halber Strecke zwischen Bild und Taz. Die Kollegen aus den etablierten Medienhäusern werden schon bald die Zukunft direkt vor Augen haben. Denn im neuen „Rocket Tower“ sollen schließlich die globalen Unternehmen der Zukunft ausgebrütet werden.

Das Gebäude gibt eine ziemlich imposante Zentrale her und man möchte als total mittelmäßiger Kleingeist den rockigen Rockets zurufen: „Geht es nicht alles eine Nummer kleiner?“ Aber wer die Crew um die Samwer-Brüder kennt, kennt auch die Antwort: „Nein! Im Gegensatz zu Dir denken wir groß, Du Looser!“ Frei nach Deichkinds Song: „Denken Sie Trump-Tower – da steht er. Ich bau‘ ihn höher – zwei Kilometer. Flugzeugträger Leasing-Rate. Zahl‘ ich mit der schwarzen Kreditkarte. Hier geht’s um höher, schneller, weiter. Kaufen Sie kein Weed man, kaufen Sie Jamaica. Bauen Sie kein Reihenhaus, bauen Sie ein’n Vorort und herrschen dort als glücklicher Warlord.“ Wird gemacht. Läuft.

Auf globalem Kurs sind auch die Macher von Freeletics. Das ist eine App, mit der vier Millionen Menschen in 50 Ländern regelmäßig Sport treiben – und dann stolz ihre Ergebnisse teilen. Das Konzept passt offenbar sehr gut in eine Zeit, in der sich die Menschen intensiv um ihr Wohlbefinden kümmern. Immer mehr junge Leute ernähren sich bewusst, essen vegan, achten auf ihre Gesundheit, machen sich Sorgen um den übermäßigen Gebrauch des Smartphones, des Internets – und achten peinlich genau auf ihre sogenannte Work-Life-Balance. Wir von Gründerszene haben uns für Ostern fest vorgenommen, in den Berliner Clubs nachzuschauen, ob dort immer noch fleißig verbotene Substanzen konsumiert werden – oder inzwischen ayurvedischer Tee gereicht wird. Bei uns steht derzeit Spreequell mit mittlerem Kohlensäureanteil ziemlich hoch im Kurs. Auch an einem Gründonnerstag mit neuen Gründerszene-Reichweitenrekorden. Prost!

Und dann gab es da noch den Launch der Streamingplattform Tidal von Jay Z. Der Musikproduzent und – ähm – Rapper hatte sich ja vor einigen Monaten für schlanke 56 Millionen Dollar die schwedische Firma Wimp gekauft. Jetzt wird in Tidals Namen in höchster Soundqualität gestreamt – und in seiner begleitenden PR-Kampagne gleichzeitig mal eben die ganze Musik gerettet. Das ist vielleicht eine Spur zu pathetisch. Aber es ist schon ein Genuss, nach all den flachen Mp3-Dateien, mal wieder Musik in der richtigen Auflösung zu hören. So wie die Produzenten und Musiker es eigentlich gemeint hatten, als sie ihre Songs aufgenommen und aufwändig produziert haben. Vielleicht kommt ja irgendjemand auf die Idee, wie Musiker in Zukunft für ihre Musik, die auf Spotify, Deezer, Tidal und Co. verbreitet wird, vernünftig bezahlt werden. Wir wären jedenfalls sofort dabei. I have a stream!

Ach ja. Aprilscherze. Wir haben am 1. April angekündigt, dass es in Zukunft neben unserer Jobbörse auch eine Börse für einsame Herzen in der Startup-Szene bei Gründerszene geben wird. Unsere Leserschaft ist natürlich grundsätzlich deutlicher intelligenter als der Durchschnitt und hat diese Ankündigung als das identifiziert, was sie war: Ein mittelsuperer Scherz. Aber es gab durchaus ernst gemeinte Nachfragen zu diesem Thema. Ein Vertreter einer großen amerikanischen Suchmaschinenfirma mit sehr vielen „o“ im Namen – den Namen nennen wir an dieser Stelle nicht – bot uns an, gemeinsam an diesem Thema zu arbeiten. Seitdem sind wir uns nicht mehr ganz sicher, ob das nicht vielleicht wirklich eine ganz gute Idee wäre. Man muss als Startup immer flexibel in der Geschäftsausrichtung sein. Und Menschen, die sich verlieben wollen, wird es immer geben. Sogar zu Ostern.

Aber jetzt packen wir unsere Endgeräte zusammen, bringen die leeren Spreequell-Flaschen in die Küche, trennen akribisch unseren Müll und blicken etwas wehmütig auf das kommende Osterwochenende. Damit es nicht ganz so endlos lang wird, haben wir ein paar Geschichten vorbereitet, die wir euch frei Haus liefern werden. Aber bitte immer an die Work-Life-Balance denken. Damit der Übergang vom Work in das Life nicht zu hart wird, hier wie immer ein paar Musiktipps, die uns den ganzen Irrsinn für ein paar Momente vergessen lassen:

Wir verneigen uns in Demut vor so viel Schönheit. Das neue Album von Sufjan Stevens kann süße Tränen in wunde Augen treiben.

Erlend Oye ist von Berlin nach Italien geflüchtet. Das hat auch Auswirkungen auf seine Musik, die in letzter Zeit deutlich mehr sonnige Anteile aufweist.

Da weht ein unwiderstehlicher Hauch von Phil-Spector-Kitsch: Die wundervolle Kristina Train live im Studio.

Bild: YouTube-Screenshot, Kristina Train