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4,4 Milliarden? Milliarden! Als ich die Zahl sah, dachte ich im ersten Moment, dass da etwas verrutscht sein muss. Das Geschäft mit der Vermietung von Büroräumen und Coworking-Spaces scheint einträglich zu sein. Denn diese hübsche Summe hat WeWork eingesammelt, um noch weiter zu wachsen. Bereits vor Jahren gab es immer Geschichte aus Städten wie New York oder London, dass es mittlerweile lukrativer und viel einfacher sei, seine Office-Flächen zu vermieten, als dort mühsam ein eigenes Geschäft aufzubauen.

In besten Citylagen wurden komplette Stockwerte zu unglaublichen Preisen erworben, um sie anschließend zu zerstückeln, zu vermieten und mit ihnen noch unglaublichere Mieteinnahmen zu erzielen. WeWork betreibt jetzt 163 Standorte in 52 Städten und hat laut eigenen Angaben rund 150.000 Mitglieder. Wie wäre es mit einem „Hot Desk“ in San Francisco? Ab 450 Dollar im Monat geht’s in der Nähe von Chinatown los. Dafür gibt es einen garantierten Arbeitsbereich in einer Lounge. „Bring einfach deinen Laptop mit, such’ dir einen freien Platz und mach dich an die Arbeit“, heißt es auf der WeWork-Website. Einen festen Schreibtisch am Potsdamer Platz in Berlin gibt es 380 Euro im Monat. Das läppert sich offenbar.

WeWork sieht sich als Infrastruktur-Anbieter für die Arbeitswelt der Zukunft. Wenn man sich im Berliner Coworkingspace am Potsdamer Platz umschaut, ist das schon ein anderes Gefühl als in der Finanzbehörde Süd. Es gibt eine wohnliche, zentrale Küche, in der man sich am Montagmorgen zum gemeinsamen Frühstück treffen kann, wenn man mag. Hier gibt es bestimmt einen Gesprächspartner, der Tipps geben kann. Oder man findet Mitstreiter für eigene Projekte. Alles wirkt transparent. Oder einfach nur guten Kaffee. Die Einzelbüros sind luftig und verglast. Transparenz ist alles. Wenn das Startup wächst, ist es kein Problem, sich Flächen dazu zu mieten. Ja, hier möchte man schon ganz gerne arbeiten. Man trifft Leute aus aller Welt. Vielleicht ist das das Erfolgsgeheimnis von WeWork.

Dem CDU-Politiker Jens Spahn wird es offenbar etwas zu viel mit der Internationalität in Berlin. Er hat einen Beitrag für die „Zeit“ geschrieben, in dem er sich beklagt, dass in vielen Kneipen und Cafés nur noch englisch gesprochen wird. „Hipster“ würden inzwischen eine hermetische Clique bilden. Spahn: „In Berlin hat sich so eine völlig neue Form von Parallelgesellschaft entwickelt: Junge Leute aus aller Welt, die unter sich bleiben. Viele dieser digitalen Nomaden scheuen die Mühe, die heimische Sprache zu erlernen.“

Vor ein paar Tagen habe ich einen Café im „Aunt Benny“ in Friedrichshain getrunken. Die sehr netten jungen Leute hinter dem Tresen haben sich große Mühe gegeben, mich auf deutsch zu anzusprechen, obwohl das erkennbar nicht ihre Muttersprache war. Ob das jetzt Hipster waren, kann ich nicht sagen. Ist mir ehrlich gesagt auch vollkommen egal, denn der Café war ausgezeichnet. Vielleicht ist auch einfach nur Wahlkampf und man darf die Sprüche der Politiker nicht ganz so ernst nehmen.

Ganz nebenbei verfolgen wir natürlich die Gerüchte über das neue iPhone, das bald vorgestellt werden soll. Dabei fällt unser Blick traditionell auf den Aktienkurs von Apple. Und erneut stellt sich die Frage: Ist das jetzt ein Papier, bei dem man einsteigen sollte? Wie immer lautet unsere Antwort: Zu spät, der Kurs ist viel zu hoch. Wenn wir vor drei Jahren, diese Frage anders beantwortet hätten, dann könnten wir uns heute über ziemlich viel Geld… – aber lassen wird das. Auch dieses Mal kaufen wir keine Apple-Aktien und auch dieses Mal werden wir uns in ein paar Monaten darüber ärgern. Oder glaubt ihr, dass der Kurs doch irgendwann mal fällt? Wir setzen so lange auf die Kryptowährung Ether.

Und dann war da noch das erste Pitchdeck von Uber. Da finden sich einige nette Zitate. Zum Beispiel dieses hier:

„Wagen von Uber warten an statistisch optimierten Positionen, die Tageszeiten und Wetterbedingungen berücksichtigen.“

Wow. Das muss vor zehn Jahren nach Science-Fiction geklungen haben. Heute wissen wir: Nur die strengen deutschen Gesetze verhindern, dass Taxen in Deutschland die Konkurrenz zu spüren bekommen. Bleibt die Frage: Wie lange noch? Die bange Frage für das junge Unternehmen Uber war damals: Schaffen wir es, genug Kunden für uns zu gewinnen. Dann kamen die ersten Zahlen: Allein im ersten Quartal 2017 setzte Uber 3,4 Milliarden US-Dollar um.

Aber jetzt ziehen wir uns in den Westflügel unserer Wochenendhäuser am See zurück, die wir durch Spekulationen mit Apple-Aktien und durch Investments in Uber erwerben konnten. Doch vorher gibt es noch etwas Musik:

Nick Heyward hat Anfang der 80er-Jahre in einer Band mit dem schönen Namen „Haircut 100“ gespielt. Danach bewies er als Solokünstler guten Geschmack. Nach vielen Jahren ist er mit dieser freundlichen Jingle-Jangle-Single zurück im Geschäft:

Deutsche Auswandere in Australien mit ihrem Hit: I wish I could „Sprechen Sie deutsch“:

Foto: Youtube / Nick Heyward / Screenshot