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Konfliktpotenzial produktiv umsetzen

Doch wie ist diese in Stress-Zeiten zu gewährleisten? Mit dem Plus an Aufträgen und Umsatz wächst in vielen jungen Unternehmen der Stress-Pegel. Aus anfänglichem Enthusiasmus und partnerschaftlicher Zusammenarbeit werden plötzlich unvorhersehbare Konfliktherde, die bei Nichtbeachtung zu Flächenbränden kommunikativer Missverständnisse und Machtkämpfe führen können. Nicht selten wirkt sich das bei den nächsten Expansionsschritten negativ auf die Qualität innerer Abstimmungsprozesse aus. Das Bemühen, Konflikte zu ignorieren, ist genauso teuer wie Dauerzwist in der Geschäftsleitung. Nicht geklärte Konflikte können krank machen, Arbeitsausfälle treffen kleinere Teams dann am Hauptnerv. Gut streiten will gelernt sein.

Konflikte entstehen, sind unausweichlich und notwendig für das innere Wachstum jedes gesunden Teams. Für eine gelingende Kommunikation und eventuelle Konfliktkultur ist eine Kenntnis über die zugrunde liegenden Positionen, Interessen und Bedürfnisse hilfreich. Hierdurch kann das Konfliktpotenzial produktiv umgesetzt werden. Das Team respektive das Unternehmen gehen gestärkt und entwickelt aus solchen Auseinandersetzungen hervor. Eine von Anfang an aktiv gestaltete Unternehmensführung sollte daher einen nennenswerten Teil der Zeit bewusst darauf verwenden, die Dynamik des Teams zu begleiten.

Das ist oft einfacher gesagt als getan. Vieles ist bei der Unternehmensgründung zu beachten. Jede einigermaßen befriedete „Baustelle“ wird daher dankbar aufgenommen. Nun hofft man, den Blick auf das Wesentliche, die Unternehmensidee richten zu können – wenn da nicht der „alltägliche Wahnsinn“ gute Vorsätze zu Nichte macht.

„Leben ist das, was passiert, während du Pläne machst“

Es müssen gar nicht immer die kleinen Katastrophen sein, die unsere Pläne über den Haufen schmeißen. Auch erfolgreiche Starts führen irgendwann an den Punkt, an dem unbekannte, ungeahnte Massen von Arbeit, Abhängigkeiten von Dritten oder veränderte Lebensumstände bei Team-Mitgliedern das Gefüge der Zusammenarbeit unübersichtlicher als zuvor gestalten lassen. Neu gegründete Abteilungen oder der neu eingestellte Gruppenleiter bringen eine Vielzahl weiterer Lösungsentwürfe, die in das Unternehmen integriert werden müssen.

Eine Strategie mag sein, nach folgendem Prinzip zu arbeiten: „Jetzt muss Wichtiges von Wesentlichem getrennt werden. Machen wir erstmal das, was wir können, und dann schauen wir mal. Hat ja vorher auch funktioniert.“ Vergessen wird hier, dass eine neue Unternehmensgröße andere Voraussetzungen mit sich bringt, bei der alte Methoden der Unternehmensführung nicht beibehalten werden können.

In der betriebswirtschaftlichen Betrachtung finden solche Momente, wenn Unternehmen aus der anfänglichen „Komfort-Zone“ heraus wachsen, auch Beachtung. Durch Ausweitung der Betriebsstätte, neue Filialen, größere Produktionsstätten wächst der Bedarf an finanziellen Mitteln, qualifizierten Mitarbeitern, weiteren Geschäftspartnern, denen man vertrauen kann und vieles mehr. Diese Notwendigkeiten kann man zahlenmäßig belegen.

Was nicht in Zahlen messbar erscheint, ist die Veränderung, die eine neue kommunikative Stimmung mit sich bringt. Eine veränderte Atmosphäre und Unruhe beeinflussen auch den „Break even“. Falsche Entscheidungen oder Unterlassen nötiger zeitnaher Schritte entstehen auch durch verhärtete Meinungen. Etwas soll mit Macht umgesetzt werde, ohne Konsens, weil eine Partei das so will. Das wirkt sich schließlich auch betriebswirtschaftlich aus.

Der Alltag überdeckt solche Probleme, bis sie nicht mehr unter der Decke gehalten werden können. Infolge kann schlechte Arbeitsmoral, erhöhter Krankenstand, Eskalation bis hin zu gerichtlichen Auseinandersetzungen entstehen, Firmenabspaltung könnte die Folge sein. Übertrieben?

Wie sieht die Konfliktkultur in Ihrem Unternehmen aus?

Wenn wir uns über Konflikte Gedanken machen, ziehen viele automatisch den Kopf ein. Es herrscht Harmonie, gestritten wird, wenn es nicht mehr geht, letzter Ausweg, letztes Kampfmittel. Streit wird gleichgesetzt mit Schwäche. Laut einer neuen Studie der Barmer GEK und Bertelsmann-Stiftung ist für 72 Prozent der Arbeitnehmer ein gutes Betriebsklima das Wichtigste und liegt vor einer leistungsgerechten Bezahlung (35 Prozent). Befragt wurden hierzu 1.800 Beschäftigte in Deutschland.

Doch wir können auch Streit als Chance verstehen. Hinter jedem Konflikt steckt eine (gemeinsame) Wahrheit, die in die Wirklichkeit will. Diese gemeinsame Erfahrung kann das Unternehmen resistenter machen gegen Unruhen, die von außen kommen. Den Konflikt so zu begreifen, bedarf manchmal der Übung und der Bereitschaft, sich mit dem eigenen Streitverhalten zu beschäftigen. Zeitverschwendung?

Wenn laut einer Gallup-Studie durch mangelnde Motivation – eine Folge von Frust, Stress und Streit im Unternehmen jährlich der Volkswirtschaft Kosten in Höhe von 260 Milliarden Euro entstehen, kann die Antwort nur lauten: Nein, keine Zeitverschwendung, sondern Kostenoptimierung und Leistungssteigerung durch aktives Konfliktmanagement!

„Probleme kann man niemals auf derselben Ebene lösen, auf der sie entstanden sind.“ (A. Einstein)

Manchem von uns ist dieser Ausspruch schon in anderem Zusammenhang untergekommen. Auch bei Konflikten ist es häufig so, dass die Betroffenen das Problem nur auf einer Ebene sehen und angehen, andere Möglichkeiten bleiben unsichtbar. Diesen „blinden Fleck“ sichtbar zu machen, ist Aufgabe des professionellen Konfliktmanagements. Das gehört zum einen zur klassischen Führungsaufgabe. Die Unterstützung eines externen Konfliktklärers kann sinnvoll werden, besonders wenn die Unternehmensleitung mit betroffen ist, um rechtzeitig das Team auf eine gemeinsame Konfliktkultur zu einen, die allen nützt.

Maßnahmen zur Konfliktprävention oder Konfliktkulturbildung können je nach Situation, Anlass und Planung im Unternehmen sein:

  • Einzel-/Gruppencoaching zum Thema eigenes Streitverhalten
  • Supervision und wiederkehrende Gruppenmoderation von Team-Besprechungen
  • Rhetorik/Schlagfertigkeit
  • Mediation

…und wenn der Konflikt sich bereits festgesetzt hat?

Der Mediation kommt hierbei als effektives Mittel der außergerichtlichen Streitbeilegung ein besonderes Augenmerk zu, denn sie bewahrt den Beteiligten die Selbstbestimmung des Einigungsprozesses, die daraus folgende gemeinsame Lösung ist kostengünstiger als eine juristische Auseinandersetzung. Eine Zusammenarbeit ist weiterhin möglich, es wurde kein Beschluss durch Dritte gefällt. Wer so durch betriebsinterne Konflikte geht, wird möglicherweise noch fester zusammen geschweißt ein starkes Team!

Bild: CFalk / pixelio.de