Rosige Zeiten für Fintechs: Im ersten Halbjahr 2018 hat der Geschäftsbereich das Ergebnis des kompletten Vorjahres bei Wagniskapital, Private Equity, Fusionen und Akquisitionen übertroffen. Das geht aus der halbjährlich erscheinenden Analyse „The Pulse of Fintech“ des Wirtschaftsprüfungsunternehmens KPMG hervor.

Maßgeblich für das überragende Ergebnis waren zwei Deals: die rekordverdächtige Finanzierungsrunde der Alibaba-Tochter Ant Financial (Bezahlplattform Alipay) in Höhe von 14 Milliarden Dollar im zweiten Quartal und Vantivs Erwerb von WorldPay für 12,9 Milliarden Dollar im ersten Quartal.

Wagniskapitalgeber haben weltweit im ersten Halbjahr in 875 Deals insgesamt 57,9 Milliarden US-Dollar in Fintech-Unternehmen investiert. Die globale Venture-Deal-Größe für Spätphaseninvestitionen ist von 14 Millionen Dollar im Jahr 2017 auf 25 Millionen im Jahr 2018 gestiegen (Median). Auch die Investitionen in RegTech übertrafen das Vorjahresergebnis und erreichten im ersten Halbjahr ein Volumen von 1,37 Milliarden US-Dollar. RegTechs entwickeln effizientes regulatorisches Management.

Und so sehen einzelne Märkte aus: US-amerikanische Fintech-Unternehmen erhielten im ersten Halbjahr Investitionen in Höhe von 14,2 Milliarden Dollar, darin enthalten ist Risikokapital in Höhe von fünf Milliarden Dollar. Hotspots für Fintech-Investitionen waren Kalifornien und Massachusetts. Deal-Wert und Volumen erholten sich der Analyse zufolge. Ferner beobachtet KPMG, dass Investoren schnell in neue Startups in aufstrebenden Fintech-Teilsegmenten investiert haben.

Die Investitionen in Fintech-Unternehmen in Asien summierten sich auf 16,8 Milliarden US-Dollar in 162 Deals. „Ant Financials riesige 14-Milliarden-Dollar-Runde war ein massiver Ausreißer“, heißt es in dem Report. Die Übernahmen erholten sich im zweiten Quartal mit 611 Millionen Dollar. Das Fintech VC Deal-Volumen erreichte in Indien einen neuen Höchststand und kletterte auf 31 Deals.

Herausragende Finanzereignisse in Europa waren der Analyse zufolge im ersten Halbjahr die Akquisitionen von WorldPay und iZettle sowie Buyouts von Nets und IRIS Software. Durchschnittliche Angel- und Seed-Investments sind im Schnitt von 1,2 auf 1,5 Millionen Dollar gestiegen. Die Größe für Fusionen und Übernehmen (M&A) in Europa stieg von 23,7 Millionen Dollar im Jahr 2017 auf 60,4 Millionen im Jahr 2018. Am meisten Wagniskapital erhielten Fintech-Unternehmen im Vereinigten Königreich (16 Milliarden Dollar).

Als herausragende Ereignisse wertet die Analyse größere Investitionsrunden für etablierte Serviceanbieter wie die Smartphone-Banken Revolut (250 Millionen Dollar) in Großbritannien und N26 (160 Millionen Dollar) in Deutschland sowie das P2P-Zahlungsunternehmen Circle in den USA (110 Millionen US-Dollar).

Für die Reife des Marktsegments spricht die zunehmende Anlegervielfalt. Bemerkenswert ist eine aktivere Beteiligung von Unternehmen außerhalb der Großbanken und der größten Versicherungsunternehmen. „Weltweit beginnen wir zu erkennen, dass mehr mittelständische Banken – neben Versicherungs- und Vermögensverwaltungsgesellschaften – die Notwendigkeit erkennen, Fintech zu nutzen und Investitionen entweder direkt oder durch die Teilnahme an Acceleratoren, Inkubatoren oder Innovationskonsortien tätigen“, schreiben die Autoren der Studie.

Datenquelle: KPMG / Bild: woraput / Getty Images