Krank zuhause bleiben? Bei TeamViewer bitte nicht zu oft.

Deutliche Worte bei TeamViewer: In einer internen E-Mail, die Gründerszene vorliegt, richtete sich CEO Oliver Steil am Montag an seine 400 Angestellten in Deutschland. In der Nachricht geht er auf ein All-Hands-Meeting ein, bei dem er davon sprach, TeamViewer zur globalen Nummer eins machen zu wollen – und in welchem er die Mitarbeiter bat, diese Anstrengungen nicht zu untergraben.

Steil schreibt, er sei mit Bezug darauf „von der Menge an Krankheitstagen in den deutschen Niederlassungen überrascht“. Er räumt ein, dass es sehr spezielle individuelle Fälle gebe, auf die er sich natürlich nicht beziehe. Generell seien aber sieben bis zu neun Krankheitstage pro Jahr eine gute Faustregel und alles darüber für Betriebe wie TeamViewer „ziemlich ungewöhnlich“.

Woher Steil diese Faustregel nimmt, ist unklar. Laut dem Verband der Betriebskrankenkassen BKK, der 2016 mehr als 9,3 Millionen Versicherte zählte, lag die durchschnittliche Krankheitsdauer in dem Jahr bei 17,4 Tagen. Diese Statistik wird von körperlich arbeitenden Menschen wie bei Postdiensten oder in der Abfallbeseitigung nach oben beeinflusst. Aber auch bei technischen und verwaltungslastigen Berufen liegt die Zahl bei mehr als 11 Tagen pro Kopf. Unter neun Tagen liegt im Schnitt keiner der Branchenwerte in dem Bericht.

Steil weist darauf hin, dass man „von nun an Abwesenheiten wegen Krankheit genau kontrollieren“ werde. Er rege weiterhin alle Manager und Mitarbeiter an, „ungewöhnliches Verhalten nicht zu akzeptieren“.

Kein Kommentar zur Geschäftsentwicklung

Auf Nachfrage erklärt ein Unternehmenssprecher gegenüber Gründerszene: „Man muss die E-Mail in ihrer Gänze lesen. So richtet der CEO am Ende ein großes Dankeschön an alle, die sich an die Regeln halten und TeamViewer zu einem angenehmen und leistungsstarken Arbeitsplatz machen.“ Und weiter: „TeamViewer ist ein in sich transparentes Unternehmen. Deswegen ging diese E-Mail auch an alle Mitarbeiter, obwohl es darin nur um Individuen geht.“ Weiterhin könne keine Rede davon sein, dass die Unternehmenskultur nicht in Ordnung sei. „Die gesamte Mail zeigt das Gegenteil. Sie ist auch Ausdruck unserer Werte wie Offenheit und Fairness, auf die wir stolz sind.“

Die Geschäftsentwicklung von TeamViewer im vergangenen Jahr kommentiert der Sprecher auf Nachfrage nicht.

Frederik Möller, Rechtsanwalt für Arbeitsrecht bei CMS Hasche Sigle in Frankfurt, erklärt: „Für Arbeitnehmer gilt generell: Fehlen sie wegen Krankheit, müssen sie auch wirklich krank sein. Aber wenn sie arbeitsunfähig sind und eine ärztliche Bescheinigung haben, dann sind sie eben krank.“ Da seien Arbeitgebern die Hände gebunden, sie könnten Arbeitnehmer deswegen nicht abmahnen. Krankheitsbedingten Kündigungen stünden außerdem hohe Hürden entgegen.

Möllers Einschätzung nach sind abstrakte Formulierungen wie in der E-Mail rechtlich gesehen nicht kritisch. Ob sie zur Mitarbeitermotivation beitragen, ist allerdings fraglich.

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