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Das Kreditech-Team mit CEO Alexander Graubner-Müller (Mitte, rosafarbenes Hemd) im Jahr 2016

Das Hamburger Fintech-Unternehmen Kreditech hat einen neuen strategischen Investor: Nach Informationen von Gründerszene steckt eine Tochter des südafrikanischen Medienkonzerns Naspers 110 Millionen Euro in das Startup. Nach Aussage von Kreditech soll es sich dabei zum Großteil um ein direktes Eigenkapital-Investment handeln, der Rest sei als Wandelanleihe strukturiert.

PayU, eine auf Payment spezialisierte Tochterfirma von Naspers, kooperiert schon seit März 2016 mit Kreditech. Damals integrierte PayU das Ratenkreditmodell des Hamburger Startups als Bezahloption für seine Nutzer.

Eine Reihe von früh eingestiegenen Kreditech-Gesellschaftern verkaufen im Zuge des Naspers-Einstiegs ihre Anteile an den neuen Investor: der Ende 2015 als CEO ausgeschiedene Mitgründer Sebastian Diemer, die Business Angels Heiko Hubertz und Michael Brehm, der Rocket-Fonds Global Founders Capital sowie der Frühphasen-VC Point Nine Capital.

Das Unternehmen bestätigte am Mittwochvormittag den Einstieg des Medienkonzerns. Die Frage nach der für die Transaktion aufgerufenen Bewertung des Unternehmens wollte Kreditech nicht beantworten. Laut CFO René Griemens sei die Bewertung im Vergleich zu den letzten Finanzierungsrunden aber gestiegen. Griemens betonte im Gespräch mit Gründerszene, weniger als ein Drittel der 110 Millionen Euro sei dazu verwendet worden, die oben genannten Altgesellschafter herauszukaufen. „Wenn Kreditech weiterhin erfolgreich wachsen will, braucht es weiteres Eigenkapital“, so Griemens. „Insbesondere, da wir zunehmend niedrigere Zinssätze und längere Laufzeiten anbieten.“

Zuletzt hatte Kreditech ebenfalls einen „Strategen“ an Bord genommen: Der japanische Internetkonzern Rakuten investierte im Dezember zehn Millionen Euro aus seinem wenige Monate zuvor gestarteten Fintech-Fonds. Laut TechCrunch soll die Bewertung damals bei etwa 300 Millionen Euro gelegen haben, das Unternehmen hat die Zahl nie bestätigt.

Das 2012 gegründete Startup hat im Laufe der Unternehmensgeschichte zusätzlich 190 Millionen Euro an Fremdkapital eingesammelt. Mit dem Geld betreibt das Unternehmen in verschiedenen Ländern sein Kreditgeschäft mit Endverbrauchern.

Die Kreditvergabe dient vor allem dazu, einen Scoring-Algorithmus zu trainieren, der die Kreditwürdigkeit potenzieller Kreditnehmern besonders gut einschätzen können soll. Mehr als 20.000 Datenpunkte würden dafür herangezogen, wirbt das Unternehmen. Inzwischen bietet Kreditech sein „Lending-as-a-Service“ auch Geschäftskunden an.

Von Geldgebern wie Blumberg Capital, J.C. Flowers und dem deutschstämmigen Milliardär Peter Thiel hat Kreditech zudem 135 Millionen Euro Eigenkapital eingesammelt. Zwischenzeitlich war das Startup mit seinen Tochtergesellschaften in neun Ländern aktiv, mittlerweile konzentriert man sich auf die wichtigsten Märkte Russland, Spanien, Mexiko, Polen und Tschechien.

Anvisiert ist aber offenbar nun auch wieder ein Expansionsschritt: In Indien hat Kreditech eine Tochtergesellschaft eröffnet, gerade wird ein Country Manager für das Büro in Mumbai gesucht. PayU hat auf dem Subkontinent bereits einen starken Footprint.

Das Unternehmen mit inzwischen fast 400 Mitarbeitern setzte 2015 43 Millionen Euro um, mehr als doppelt so viel wie im Jahr zuvor. Für 2016 sind noch keine Geschäftszahlen bekannt. Im kürzlich veröffentlichten Jahresabschluss für 2015 heißt es aber, dass das Umsatzwachstum 2016 „unterhalb des Wachstums der Vorjahre liegen“ werde, da das Unternehmen vor der Serie-C-Finanzierung im Herbst 2015 „bewusst das Wachstum verlangsamt und daher das Portfolio abgeschmolzen“ habe. Man rechne im Ergebnis „mit einem moderaten zweistelligen Umsatzwachstum“ für 2016.

CFO Griemens bestätigte im Gründerszene-Gespräch: „Das Umsatzwachstum war 2016 insgesamt viel niedriger als das darunter liegende Geschäftswachstum.“ Denn die Ausgabe von Erstkrediten habe sich zwischen Oktober 2015 und Oktober 2016 „mehr als verdoppelt“.

Bild: Kreditech; Mitarbeit: Alex Hofmann, Georg Räth