Das Kullo-Team: Christian Schachmann, Mitarbeiter fürs Marketing, Mitgründer und CEO Simon Warta und Co-Founder Daniel Seither (von links)

„Ich dachte, die machen das jetzt richtig geil“

Seit er 15 Jahre alt ist, programmiert Simon Warta Webseiten – ein Jahrzehnt später hat er den Nerdism perfektioniert. Der Wiesbadener startet heute seine Software zur Verschlüsselung von Nachrichten. Kullo soll sichere Kommunikation möglich machen, ganz ohne kompliziertes Programmier-Drumherum für den Nutzer. „So einfach wie Skype“ sei die Software, findet Warta.

Um seinen Traum zu pushen, hatte der Gründer am Anfang seine Ersparnisse investiert. Jetzt konnte er für sein Startup in der Seed-Runde knapp 100.000 Euro sichern. Ein Nerd mit Netzwerk. Denn das Geld haben private Business Angels gegeben, die Warta noch aus seiner Heimat kennt. Außerdem hat das Wiesbadener Startup das Gründerwerkstatt-Stipendium an der Beuth-Hochschule für Technik in Berlin bekommen. Das läuft noch bis März 2015.

Schon als Simon Warta noch Mathe in Darmstadt studierte, begann er an seiner Idee zu basteln. Neben dem Studium war dafür allerdings viel zu wenig Zeit. Als er den Bachelor Ende 2012 in der Tasche hatte, wusste er, dass er nun all seine Arbeitszeit in die Software stecken würde – und gründete Kullo. Das Wort stammt aus der afrikanischen Sprache Mandinka und bedeutet Geheimnis. Mitgebracht hat Warta es von einer langen Reise durch Gambia. Die Unterdrückung der Meinungsfreiheit, die er dort beobachtete, hat ihn angespornt seine internationale Verschlüsselungslösung voranzutreiben, die Menschen sichere Kommunikation bietet.

Simon, seid ihr bereit für den Start?

Gerade Ende letzter Woche haben wir noch einen fiesen Bug im System gefunden. Den konnten wir zum Glück schnell beseitigen, trotzdem war das ziemlich nervenaufreibend. Seit September testen wir mit 500 Nutzern unsere Krypto-Software, damit sie auf allen Systemen, also Windows, Mac und Linux, funktioniert. Mit den Rückmeldungen der User konnten wir die Software fertig machen für den Start. Jetzt geht’s los.

Wie bist Du auf die Idee für Kullo gekommen?

Als ich in Darmstadt studiert habe, wollte ich mit Freunden und mit meinen Kunden privat und sicher kommunizieren. Deswegen habe ich mich mit einer Art der Verschlüsselung für Mails, der sogenannten PGP-Verschlüsselung, auseinandergesetzt. Öffnete man das Programm, kam als erste Meldung, dass nach einem einfachen Tutorial innerhalb von 45 Minuten alles eingerichtet sei. Da kann ich doch keine Freunde von überzeugen, erst recht keinen Kunden. Ich wollte das Ganze einfacher machen für alle, die nicht besonders Technik-affin sind.

Wer genau soll nun mit der Software kommunizieren?

Viele Anwälte, Unternehmens- und Steuerberater haben ein großes Problem damit, sicher zu kommunizieren. In den kleinen Unternehmen gibt es keine IT-Abteilung, die eine eigene Krypto-Software programmieren könnte. Sie weichen dann auf Kompromisse aus, zum Beispiel versehen sie Zip-Dateien mit einem Passwort. Das ist unsicher und außerdem nicht mit allen Betriebssystemen kompatibel. Auch kann man in seinem E-Mail-Postfach nicht nach dem Inhalt der Mail suchen, weil der nur im Anhang zu finden ist, nicht in der Mail selbst. Kullo ist eine Lösung für diese Unternehmen. Gleichzeitig können sich ihre Kunden, Mandanten und Patienten die Software herunterladen, um zum Beispiel mit ihrem Anwalt oder Arzt zu kommunizieren. Selbstverständlich kann Kullo jeder auch privat nutzen.

Du sagst, Kullo sei einfach zu handhaben. Wie kann man sich das vorstellen?

Jeder, der Skype bedienen kann, kann auch Kullo bedienen. Nutzer laden sich einfach die Software herunter und starten sie. Der Nutzer kann die Kullo-Adressen seiner Kontakte zu seiner Liste hinzufügen und anschreiben. Statt eines @-Zeichens verwenden wir einen Hashtag, also zum Beispiel: simon#kullo.net. Die Nutzer müssen sich nicht mit der Verschlüsselung auseinandersetzen, denn die geschieht automatisch im Hintergrund. Der Code wird auf dem Endgerät des Nutzers gespeichert, womit empfangene Nachrichten entschlüsselt werden.

Und wie unterscheidet sich Kullo von konkurrierenden Krypto-Lösungen?

Als ich die Idee zum ersten Mal hatte, kamen kurz danach die De-Mail der Bundesregierung und der E-Post-Brief der Post. Da dachte ich: „Die machen das jetzt richtig geil, da muss ich gar keine Software mehr entwickeln.“ Nun hat sich gezeigt, dass die Regierung keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung wollte, sondern eine, bei der sie auf die verschickten Mails zugreifen kann. Unsere Software basiert aber auf einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Das heißt, wir können nicht lesen, was über Kullo versendet wird. Außerdem baut Kullo nicht auf einem Mail-Programm auf. So müssen keine Plug-ins installiert werden und gibt es keine Probleme bei der Kompatibilität. Man lädt sich die Software herunter und kann sie sofort benutzen. Außerdem ist sie alltagstauglicher. Bei den Diensten der Post und der Regierung kostet jede Mail 50 Cent.

Wenn eure Nachrichten nichts kosten, wie soll sich Kullo langfristig rechnen?

Es wird einen Gratis-Account geben mit einem Gigabyte Speicherplatz. So hoffen wir, Kullo zu verbreiten. Später wird es noch einen Premium-Account geben für User, die mehr wollen. Wie teuer der sein wird, steht noch nicht fest.

Was muss als nächstes geschehen?

Ganz klar der Schritt auf mobile. Wir müssen Android– und iOS-Versionen von Kullo entwickeln und das muss noch dieses Jahr passieren. Außerdem wollen wir für unsere Kunden eigene Domains einführen.

Vielen Dank für das Gespräch, Simon.

Bild: Kullo