ismail goek kuenstlerstadt
Fotograf und Gründer Ismail Gök hat den Marktplatz Kuenstlerstadt.de 2014 gestartet

Einen Fotografen für die Hochzeit finden? Das geht noch. Aber soll es zum Kindergeburtstag ein Clown oder für die Firmenfeier ein Feuerspucker sein, gestaltet sich die Suche schon schwieriger. Ismail Gök hat daher die Plattform Kuenstlerstadt.de gebaut, auf der die unterschiedlichsten Künstler für Events gebucht werden können.

Ismail Gök ist 29 Jahre alt und Gründer und Geschäftsführer der gleichnamigen GmbH aus Bremen. Der ausgebildete Medienberater und Fotograf machte sich vor sechs Jahren das erste Mal selbständig, mit einem Foto- und Filmstudio. Seine neueste Unternehmung Kuenstlerstadt.de startete er im Mai 2014.

Anfänglich finanzierte Gök sein Startup selbst, 2015 stieg die Bremer Internetagentur Team Neusta mit einem sechsstelligen Euro-Betrag ein. Gerade konnte Gök mit seinem Unternehmen eine weitere Runde abschließen: Neben dem Altgesellschafter investierten mehrere Bremer Kaufleute insgesamt eine halbe Million Euro. Zudem gab es Medialeistungen von dem Varieté-Veranstalter GOP.

Ismail, vor deinem jetzigen Unternehmen warst du schon dein eigener Chef, als Hochzeitsfotograf. Verdient man da überhaupt Geld?

Natürlich ist der Weg als Hochzeitsfotograf in der heutigen Zeit nicht gerade einfach. Die Preise für die Kameras sind sehr stark gesunken, so dass jetzt plötzlich jeder sagt, dass er Fotograf ist und Hochzeiten günstig fotografiert. Es ist also schwierig, in so einem Markt zu bestehen. Aber auch jetzt, wo ich Vollzeit an Kuenstlerstadt.de arbeite, habe ich jedes Jahr noch 30 bis 40 Hochzeiten, die ich begleite. Wenn man sich also einen Namen macht, kann man davon sehr gut leben.

Hast du Künstlerstadt nicht auch gegründet, weil es Künstlern schwer fällt, an Aufträge zu kommen?

In meiner Heimatstadt habe ich viele Hochzeiten begleitet, aber über die Stadtgrenzen hinaus kennt mich fast niemand. Ich habe Kuenstlerstadt.de gegründet, weil es Künstlern schwer fällt, sich überregional zu vermarkten. Das liegt unter anderem daran, weil sonst nirgendwo im Internet steht, wie gut der Künstler ist. Es gibt beispielsweise keine Möglichkeit, einen Fotografen nach der Hochzeit zu bewerten. Und für Kunden gab es keine Anlaufstelle, um Künstler jeglicher Art zu finden.

Ihr vermittelt nicht nur Fotografen, sondern beispielsweise auch Clowns, Stylisten und Visagisten. Wo setzt ihr die Grenze, damit ihr nicht zu einer Plattform für alle Dienstleister werdet?

Am Anfang wollten wir beispielsweise auch Floristen mit aufnehmen, aber irgendwo muss man eine Grenze ziehen. Web-Designer sind auch mit dabei und wir haben lange überlegt, ob das als Kunst zählt oder nicht.

Wo soll es langfristig hingehen?

Langfristig ist unsere Ambition, dass es nicht mehr nur um Künstler geht, sondern auch um die Veranstaltung. Man soll über uns das gesamte Event planen können, von der Buchung der Location bis zum Dienstleister wie etwa dem Caterer.

Noch steht ihr allerdings am Anfang. 2015, kurz nach dem Start der Webseite, wolltet ihr von 400 auf 5.000 Künstler wachsen. Habt ihr das geschafft?

Das haben wir nicht geschafft. Der Grund ist, dass sich unsere jetzige Finanzierungsrunde etwas in die Länge gezogen hat und zum anderen, dass wir die Grundstruktur der Plattform neu entwickelt haben, da wir einige Kinderkrankheiten hatten. Mittlerweile sind wir bei 3.000 Künstlern. Aber mit dem Einstieg der GOP Entertainment Group haben wir Zugriff auf mehrere Tausend Künstler und wollen bis Ende des Jahres auf 10.000 Künstler kommen.

Wie genau wollt ihr das erreichen?

Wir konzentrieren uns vor allem auf Facebook und weitere Online-Marketing-Maßnahmen, zusätzlich kontaktiert das GOP nach und nach den riesigen Pool an Künstlern und lädt diese ein, sich auf kuenstlerstadt.de zu registrieren.

Hat sich das GOP deshalb an euch beteiligt?

Das ist einer der Gründe. Zudem will das GOP ihren Künstlern die Chance geben, wenn sie nicht gerade dort eine Show haben, für andere Events gebucht werden zu können. Und bei Kuenstlerstadt.de könnten sich Künstler registrieren, die für das GOP spannend sind.

Aber überschneiden sich die beiden Zielgruppen? Beim Thema Varieté denke ich nicht als erstes an Fotografen oder Designer.

Das sind auf den ersten Blick zwei verschiedene paar Schuhe. Aber die Gäste eines Varieté-Theaters sind allgemein daran interessiert, unterhalten zu werden, sie interessieren sich generell für Kunst. Zudem ist es eine Zielgruppe, die sich eher einen Künstler leisten kann.

Wie teuer sind eure Künstler denn?

Der stärkste Bereich unserer Künstler ist die Fotografie. Wir bewegen uns im Segment zwischen 800 und 1.500 Euro, die Künstler beispielsweise für eine Hochzeit bekommen.

Und wie verdient ihr daran mit?

Aktuell verdienen wir noch kein Geld. Wir werden im Frühsommer ein neues Zahlungssystem einführen, bei dem wir pro gebuchtem Künstler eine Provision in Höhe von acht bis zehn Prozent bekommen werden. Gleichzeitig richten wir dem Künstler ein Treuhandkonto ein, auf das der Kunde einzahlt. Nachdem der Künstler seinen Auftritt leistet, zahlen wir das Geld abzüglich der Provision an den Künstler aus. Wir müssen damit nicht der Provision hinterherlaufen, der Künstler nicht seinem Geld und der Kunde kann sicher sein, dass sein Geld im Zweifelsfall nicht weg ist.

Das soll wahrscheinlich auch verhindern, dass sich Kunde und Künstler hinter eurem Rücken einigen, um so die Provision zu umgehen?

Genau. Zudem wird ein Künstler nur bewertet, wenn die komplette Buchung über uns läuft. Und Bewertungen sind wichtig. Ich selbst habe fast 200 Hochzeiten fotografiert – aber das steht nirgendwo im Internet. Für einen Künstler ist das aber extrem wichtig, um damit werben und neue Kunden gewinnen zu können.

Der Kunde muss den Künstler anschreiben, Ort und Termin werden besprochen, spezielle Wünsche werden ausgetauscht und so weiter. Ist dieser Prozess nicht sehr händisch?

Absolut. Wir arbeiten gerade an vielen neuen Features. Langfristig ist das Ziel, dass der Weg zum Künstler und zur Buchung deutlich schneller geht. Außerdem wollen wir es zusätzlich auch umdrehen, dass der Kunde ein Event inseriert und schreibt, was er für Künstler möchte. Und diese Künstler bekommen dann von uns eine SMS und E-Mail, dass es einen Job gibt, auf den sie sich bewerben können.

Ihr wollt Künstler über deren eigene Grenzen hinweg bekannt machen, fokussiert euch aber stark auf Deutschland. Warum?

Aktuell konzentrieren wir uns nur auf Deutschland. Langfristig wollen wir natürlich auch europaweit agieren. Aber erstmal halten wir den Ball hanseatisch flach und bauen das ganze Schritt für Schritt auf.

Bisher lebt ihr von Investorengeldern. Wann wollt ihr denn Gewinn machen?

Schon im nächsten Jahr. Unser Ziel ist es, uns Ende nächsten Jahres von allein finanzieren zu können.

Bild: Ismail Gök; in einer ersten Version dieses Artikels stand, dass die neue Finanzierung einzig von GOP gestemmt wurde. Das ist inzwischen korrigiert.