Scheitern gut, Scheitern schlecht? Die Studien-Autoren Martin P. Allmendinger, Christoph Mandl und Andreas Kuckertz (von links)

Ungezählte Podien haben sich diesen Fragen bereits gewidmet: Fehlt uns eine Kultur des Scheiterns? Wenn ja, warum? Und bessert sich gerade etwas? Immerhin erleben die Deutschen seit Jahren einen Boom risikoreicher Startup-Gründungen; bei Veranstaltungen wie den Fuckup Nights reden gescheiterte Gründer ganz offen über ihre Erfahrungen; und im TV versucht die „Höhle der Löwen“, ein jüngeres Bild von Unternehmern zu zeichnen.

Eine neue Studie der Universtität Hohenheim, die von der Karl-Schlecht-Stiftung gefördert wurde, sorgt nun für Ernüchterung: Im Umgang mit gescheiterten Unternehmen seien die Deutschen nicht besonders tolerant, schreiben die Autoren der Studie. Von einer positiven Kultur des Scheiterns sei Deutschland noch weit entfernt.

Generell können Misserfolge – von schlechten Schulnoten bis hin zu verpassten beruflichen Chancen – auf lange Sicht zu positiven Ergebnissen führen: Diese Auffassung teilen immerhin knapp 80 Prozent der über 2.000 Befragten im Alter von 18 bis 67 Jahren. Das ist eine beeindruckende Quote. Wurde die Fragestellung allerdings auf unternehmerische Fehlschläge eingegrenzt, so ergab sich ein anderes Bild: Nur etwa die Hälfte der Befragten hat hierzu ein positives Bild.

Die Antworten zu einer weiteren Frage unterstreichen diese bittere Erkenntnis: Sollte man Geschäftsbeziehungen zu einem gescheiterten Unternehmer eingehen? Nur etwa 20 Prozent widersprachen dem Satz: „Ich habe Vorbehalte, Waren von jemandem zu bestellen, der bereits mit einem Unternehmen gescheitert ist.“ Fast 40 Prozent stimmten der Aussage zu.

Einen Lichtblick gibt es: Während vor allem ältere Studienteilnehmer wenig Verständnis für unternehmerisches Scheitern aufbringen, ist die Akzeptanz in jüngeren Altersgruppen höher. „Dies könnte ein Indiz für einen anstehenden Kulturwandel und ein gesellschaftliches Umdenken sein“, sagt Andreas Kuckertz, der die Untersuchung geleitet hat. Nur 45 Prozent der über 60-Jährigen hat eine positive Einstellung zum Scheitern – bei den unter 40-Jährigen sind es immerhin knapp 55 Prozent.

Und noch ein Ergebnis macht Mut: Über 75 Prozent der Befragten glaubt, dass gescheiterte Unternehmer eine zweite Chance verdient hätten.

Sämtliche Ergebnisse der Studie gibt es in diesem PDF und auf der Website zur Untersuchung.

Bild: Neue-unternehmerkultur.de