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kw-commerce-gruender Die Gründer von KW-Commerce, Jens Wasel und Max Kronberg (von links)

Ein Punkt auf ihrer Liste lautet: „Teilnahme an TV-Show ,Die Höhle der Löwen‘.“ Es ist eine Liste, auf der die beiden Gründer Jens Wasel und Max Kronberg vermerkt haben, was sie mit ihrem Startup KW-Commerce noch so alles vorhaben. Eine Art Ideensammlung, wohin sie ihr Unternehmen mit seinen 180 Mitarbeitern in den kommenden Jahren steuern wollen.

Zurzeit besteht ihr Geschäft darin, Handyhüllen und Elektronik über die Marktplätze von Amazon oder Ebay zu verkaufen. Mit diesem Business haben sie das Wachstumsranking von Gründerszene im vergangenen Jahr gewonnen. Ihre durchschnittliche Wachstumsrate von 2012 bis 2014 lag bei 2.307 Prozent. Ohne fremdes Geld haben die beiden Studienfreunde eine beachtliche Erfolgsgeschichte hingelegt.

Auch ein Jahr später läuft das Online-geschäft: Fünf Millionen Sendungen wollen die beiden in diesem Jahr verschicken. Doch der Handel mit der Elektronik und den Handyhüllen wird schwieriger, die Konkurrenz härter. „Die Margen beispielsweise bei Powerbanks liegen noch im einstelligen Prozentbereich“, sagt Gründer Jens Wasel. Auch bei den Handyhüllen sinken die Gewinne. Einzelne Hüllen, die sie vor wenigen Jahren noch für elf Euro verkauft hätten, würden jetzt nur noch für etwa fünf Euro weggehen. Die Kosten sind allerdings nicht in gleichem Maße gesunken, sagt Wasel.

Momentan beschweren sich die beiden Gründer nicht, denn durch ihre Größe, die guten Kontakte nach China und die ausgefeilte Logistik rechne sich jede verkaufte Hülle. Doch die Unternehmer sind immer auf der Suche nach neuen Ideen. „Netflix ist mein Lieblingsbeispiel, die haben erst einen DVD-Verleih gestartet – durch das Streaming haben sie ihr eigenes Geschäftsmodell über den Haufen geworfen.“ Und deswegen sagt er: „Wir schließen kein Geschäftsmodell aus.“

Welche Märkte testen die Gründer gerade aus? Ein Überblick.

Neue Nischenmärkte

Auf der Suche nach höheren Margen schauen sich die beiden KW-Commerce-Gründer gerade verschiedene Spezial-Märkte an. Erste Produkten für die Küche und den Haushalt haben sie bereits in ihr Sortiment aufgenommen. Beispielsweise LED-Leuchten fürs Schlafzimmer oder ein Fleisch-Thermometer. „Das sind eher Nischenprodukte, mit denen die Marktplätze noch nicht überflutet sind“, sagt Jens Wasel. Sollten sie nach ein paar Monaten merken, dass die Produkte bei den Kunden nicht ankommen, geht die Suche weiter.

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Hüllen aus Holz und Leder

Mit der Marke Kalibri ist KW-Commerce vor etwa einem Jahr gestartet, damals gab es erst einige wenige Produkte. Unter der Marke verkaufen sie Smartphone-Hüllen aus echtem Holz oder Leder. Nach einem Jahr seien 150 Produkte erhältlich und die Umsätze würden sich gut entwickeln, sagt Jens Wasel.

Eigene Erfindungen

Zusammen mit einem deutschen Unternehmen in China arbeiten sie an eigenen Produkten. Gerade wird überlegt, mit welchen Materialien sie produzieren wollen. Was am Ende entsteht, können sie aber noch nicht genau sagen.

Sollten die KW-Commerce-Gründer ein geeignetes Produkt für die Startup-Show „Die Höhle der Löwen“ finden, dann könnten sie sich auch einen Auftritt vorstellen. „Die Aufmerksamkeit, die man durch die Show bekommt, ist wahnsinnig groß“, sagt Jens Wasel.

Hilfe für andere Startups

Am chinesischen Standort von KW-Commerce haben die beiden Gründer eine eigene Qualitätsprüfung aufgebaut. Etwa 30 Leute arbeiten vor Ort. „Früher hatten wir oft einen hohen Ausschuss, weil etwa die Handyhüllen nicht ganz auf das Handy gepasst haben“, sagt Wasel. Dann mussten sie ganze Lieferungen wegschmeißen.

Diese Qualitätskontrolle direkt in China bieten sie jetzt auch anderen Händlern des Amazon-Marktplatzes an. „Wir kontrollieren beispielsweise die Baby-Kleidung eines Kunden“, sagt Wasel. Auch ihre ausgefeilte Logistik bieten sie anderen Händlern als Service an. Das sei ein weiteres Standbein, denn immer mehr Online-Händler würden auf den Marktplatz von Amazon drängen, sagt Wasel.

Kann es sein, dass sich sein Startup eines Tages ganz zu einem B2B-Anbieter wandelt? Ausschließen will Gründer Jens Wasel das nicht.

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Bild: Gründerszene/Michael Berger