ladenzeile-schaback-maier
ladenzeile-schaback-maier Die Ladenzeile-Gründer Johannes Schaback (links) und Robert Maier

Wie die Ladenzeile-Gründer auf Oliver Samwer trafen

Ladenzeile (www.ladenzeile.de) beschäftigt 140 Mitarbeiter und ist seit 2010 profitabel. Aber in der Öffentlichkeit steht das Startup fast nie. Das liegt vermutlich am PR-Desinteresse der Gründer Robert Maier und Johannes Schaback. Aber es liegt wahrscheinlich auch an der Person, die die Meta-Suchmaschine 2008 mit aus der Taufe hob – und die noch viel weniger von Presse hält: Oliver Samwer.

Samwer und die beiden Ladenzeile-Gründer lernten sich über sehr unterschiedliche Wege kennen. Robert Maier arbeitet nach seinem WHU-Studium zunächst bei einer Investmentbank. Um dem Konzernalltag zu entfliehen, kündigt er und heuert bei About Change Ventures in München an, dem VC-Fonds der Ex-MTV-Managerin und 9-Live-Gründerin Christiane zu Salm. Nach einem halben Jahr ist auch diese Station Geschichte: Zu Salm wird im Februar 2008 in den Burda-Vorstand berufen und „das Geschäft on hold gesetzt“, so Maier.

Zwei Freunde, die Edarling-Gründer und Ex-Rockets Lukas Brosseder und David Khalil, empfehlen Maier: „Sprich doch mal mit Oli“. Im Frühjahr 2008 kommt es zum Treffen zwischen Samwer und Maier. Sie tauschen sich über verschiedene Projekte aus, unter anderem über die Idee eines Aggregators nach Like.com-Vorbild. „Das fand ich sehr spannend“, gibt Maier zu. Dennoch wird die Idee zu den Akten gelegt. Einige Monate vergehen, bis Oliver Samwer ihn schließlich anruft: Das Aggregator-Projekt steht doch wieder auf der Tagesordnung – und er will ihn als Gründer. Maier sagt zu. Seinen Mitgründer Johannes Schaback hat er zu diesem Zeitpunkt nur ein einziges Mal zum Lunch getroffen. Noch im Dezember 2008 wird die Ladenzeile-Mutter Visual Meta gegründet.

Schaback ist damals so etwas wie der Anti-WHUler im Samwer-Umfeld. Der Ex-Waldorfschüler studiert bis 2007 an der TU Berlin Informatik – „also Rocket-untypisch, jemand der wirklich was gelernt hat“, witzelt Maier – bevor er sich erfolglos an einer Reihe von eigenen Projekten versucht. Dabei hat er mit dem Rocket-Macher und späteren Home24-Gründer Philipp Kreibohm zu tun. Der empfiehlt ihm, sich für ein Investment „an Oliver Samwer zu wenden, der Geld riechen kann“, so Schaback. Es kommt zum Treffen, bei dem Samwer klare Worte findet: „Deine Idee ist scheiße, aber dich finde ich gut.“

Samwer holt ihn zu Rocket Internet. Als Programmierer realisiert er dort unter anderem die ersten Versionen von Zalando und Toptarif. „Ich wollte aber immer etwas Eigenes machen“, sagt Schaback. Als die Aggregator-Idee nach Like.com-Vorbild Gestalt annimmt, denkt Samwer an seinen Schützling. „Das Thema stellte eine technische Herausforderung dar und Oli fragte mich, ob ich Interesse hätte“, erinnert sich Schaback. Er willigt ein.

Nur drei Präsentationen für eine Finanzierung

Schaback und Maier starten als Zweier-Team, das auf ein paar Programmier-Freelancer aus dem Rocket-Umfeld zurückgreifen kann und sich um die Finanzierung keine Gedanken zu machen braucht. „Als wir das Business starteten, wurde das Geld zugesagt und kurz darauf überwiesen“, erinnert sich Maier. „Für die zweite Finanzierungsrunde musste ich lediglich drei Präsentationen vor Rocket-Kontakten halten. Drei Monate später waren die Verträge bereits zu einer sehr sportlichen Bewertung verhandelt.“

Trotz der finanziellen Sicherheit wirtschaften beide von Anfang an sehr konservativ. „Unser Geschäftsmodell ist so aufgebaut, dass der Kostenapparat sehr schlank ausfällt. Wir haben kein Inventar, keine Logistik, keinen Customer Care für den Endkunden“, sagt Maier, „wir müssen nur dafür sorgen, dass wir genug Traffic auf die Webseite bekommen, zu möglichst günstigen Konditionen.“ Schaback ergänzt: „Zudem sind wir sehr konservativ, was Mitarbeiterzahlen angeht. Wir versuchen gesund zu wachsen, um profitabel zu bleiben.“ Und: „Wir wollen eine gewisse Rücklage aufbauen, sollte es wider Erwarten mal schlechter laufen.“

Evergreen statt Earn-Out

Damit sind auch Expansionen möglich, 15 hat Visual Meta bereits hinter sich, größtenteils in Europa. „In der EU gibt es ein ein weitgehend harmonisiertes Rechts- und Finanzsystem. Es ist beispielsweise völlig problemlos möglich, Gelder zu transferieren“, erklärt Maier. Gut möglich, dass dazu auch bald weitere Wachstummärkte wie etwa China oder Lateinamerika gehören. In Indien ist man kürzlich als shopalike.in gestartet.

„Ein Oliver Samwer hat immer gesagt: ‚Wir müssen in diese Märkte’“, erinnert sich Maier.

2011 kapselt sich Ladenzeile schließlich von den Samwer-Brüdern ab. Axel Springer übernimmt im Dezember die Mehrheit an Visual Meta, da liegt die Gründung gerade mal drei Jahre zurück. Geändert habe sich unter Springer wenig, beteuern die Gründer, die auch an Bord bleiben. Selbst das Earn-Out-Modell wurde im gegenseitigen Einverständnis auf Eis gelegt. Man wolle „gemeinsam ein Evergreen aufbauen“, kommentiert Robert Maier diesen Schritt.

Mittlerweile ist aus der geschäftlichen Beziehung der beiden Gründer auch eine Freundschaft entstanden.

Bild: Ladenzeile