Exploribox ist da, Modomoto auch, zwei Startups, die am Montagmorgen im Telekomshop 4010 mitten in Berlin Mitte auf einer Pressekonferenz für die Lange Nacht der Startups werben. „Wir wollen den Berlinern zeigen, wie kreativ die Szene ist“, sagt Sandra Schumann vom Curated-Shopping-Anbieter Modomoto und kruschelt in einer dieser Boxen, die ihre Stylisten an ihre Kunden verschicken. Darin: Männerpullis, Männerhosen, Männerhemden. Ein Demo-Paket, so wie sie es auch auf die Lange Nacht der Startups am 7. September mitnehmen wird, um dort – denn auch das ist natürlich Ziel – neue Kunden zu werben.

Auf bis zu 5.000 Leute hofft die Telekom bei der Veranstaltung in ihrer Hauptstadtrepräsentanz, 70 Startups vor allem aus dem B-to-C-Bereich sollen ausstellen. Die  beiden Hauptorganisatoren schicken ihre mächtigen Männer: Timotheus Höttges, derzeit noch Finanzvorstand, ab nächstem Jahr Nachfolger von Rene Obermann als Telekomchef, wird um 20 Uhr die Bühne betreten. Zusammen mit Amazon-CTO Werner Vogels. „Elefantenrunde“, nennt Heinrich Arnold, Leiter der Telekom Innovation Laboratories (T-Labs) das Diskussionspanel. „Es wird um die Frage Slow Food vs. Fast Food gehen; vielleicht sagt man auch besser gewaltig vs. schnell, groß vs. klein, Konzern vs. Startup. Was sind die Unterschiede im positiven wie negativen Sinne.“

Arnold setzt auf die Szene in Berlin, mit seinem Open Innovation Ansatz haben man diese in den vergangenen zehn Jahren auch mitgeprägt. Zudem: Die Telekom braucht externe Partner. „90 Prozent unserer Technologie wird von Lieferanten bestellt.“ Auch Steffen Krause von Amazon Web Services darf an diesem Morgen die Szene loben: „Berlin ist ein wichtiger Standort für uns.“ Soundcloud, Wooga, 6Wunderkinder seien nur ein paar Berliner Startups, die auf Amazon-Servern laufen. „Und wir entwickeln hier auch, dieses Jahr haben wir 70 neue Stellen in Berlin und Dresden geschaffen.“

„Hochdruck erklären wir mit einem Stau auf der Autobahn“

Die Programmierer wollen die Veranstalter bereits am 6. September zum Hackathon bitten, am folgenden Samstag wird zum Thema Unternehmensfinanzierung konferiert, bevor dann am Abend die Besucher kommen sollen. Auf Familien mit Kindern, darauf hofft die Stadtmarketing-Agentur BerlinPartner genauso wie Exploribox: Das Startup will die Kleinen für Naturwissenschaften begeistern – und die Eltern als Abonnenten für die Bastelpakete zu Themen wie Fliegen oder Wetter gewinnen. „Wir sind jetzt seit drei Monaten auf dem Markt, für uns ist es eine Herausforderung Reichweite zu generieren“, sagt Karolina Cyganek. In der Wetterbox, die sie im April verschickte, waren Utensilien, um sich selbst ein Thermometer zu basteln. Oder ein Barometer. Alles kindgerecht aufbereitet: „Hochdruck erklären wir zum Beispiel mit einem Stau auf der Autobahn.“

Auch ein gutes Bild, um die Masse an Startup-Events in Berlin zu beschreiben. Und warum so viel Hochdruck notwendig ist, um ein neues Format wie die Lange Nacht der Startups zu etablieren. Nur fünf Euro Eintritt, Preisverleihung für Startups (es geht nach Tel Aviv), Citylight-Werbung, eine gelabelte Tram und eine Guerilla-Aktion sollen aufmerksam machen und Besucher anlocken, in der Hoffnung, dass sich auch die Kleinfamilie aus Berliner Stadtteilen wie Pankow, Weißensee oder Schmargendorf für die Hipster-Szene interessiert. Ein Experiment. Vielleicht so etwas wie eine riesengroße Exploribox.