Sie sind gemeinsam mit einem motivierten Gründerteam und einer guten Idee der Motor eines jungen Unternehmens: Investoren. Egal ob Venture-Capitalist, Business-Angel oder Inkubator – ohne das nötige Kleingeld gäbe es so manche spannende Business-Idee nur auf dem Papier. Gründerszene hat sich daher einmal die Mühe gemacht und unter dem Motto „Interview mit einem VC“ – und nein, Anspielungen an Blutsauger sind gänzlich zufällig – Deutschlands spannendste Geldgeber zu einem Interview gebeten.

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Dieses mal: Lars Hinrichs vom Hamburger Pre-Seed-Investor HackFwd. Streng genommen zwar kein reiner VC, sondern eher ein Early-Stage-Investor, aber ein spannender Gesprächspartner alle mal.

Stell Dich doch mal kurz vor: Wer bist Du und wie bist Du als Investor unterwegs?

Lars Hinrichs, eine ausführliche Vorstellung zu mir findet sich bei HackFwd oder sachlich bei Wikipedia. Ich investiere mit zwei Vehikeln: Seit zirka zehn Jahren mit meiner Firma Cinco Capital GmbH und seit Juni 2010 neuerdings auch mit HackFwd (www.hackfwd.com). Beide Ansätze sind jedoch klar zu unterscheiden.

Gib uns doch mal ein paar Eckdaten zu euch: Größe, Größe des Fonds, Schwerpunkt, Stage, Investments…

Cinco Capital investiert in privat gehaltene Technologie-Unternehmen und konzentriert sich seit diesem Jahr ausschließlich auf spätere Unternehmensphasen. Vom Abkauf von Mitarbeiter-Aktien oder Liquiditätsbeschaffung für Gründer, Pre-IPO-Investments bis hin zu Kapitalerhöhungen im größeren Stil und grundsätzlich nur dort, wo ich selbst einem Mehrwert zum Beispiel durch mein Netzwerk einbringen kann.

Und da Cinco Capital  mein privates Vehikel ist, reden wir mal lieber über meine neue Firma HackFwd: Mit HackFwd haben wir eine neue Finanzierungsklasse eröffnet und nennen diese „Pre-Seed“. Absolute Frühphasen-Investments in Technologie-Produkte. Dabei ist uns wichtig, dass ein selbstentwickelter Prototyp vorhanden ist und das ganze Team programmieren kann. Es ist ein standarisiertes Investment-Geschäft und somit sind wir differenzierter zu sehen als tradierte Venteure-Capitalists, halbstaatliche Investitionsprogramme, Business-Angel oder Inkubatoren. Wie unser Ansatz genau funktioniert, erklären wir auf HackFwd (PDF).

Wie viel investiert ihr und wie viele Anteile müssen Gründer dafür an euch abtreten? „Das ist eine individuelle Sache“ zählt als Antwort übrigens nicht :-).

Unser HackFwd-Ansatz und -Verträge sind standarisiert, das heißt es gibt mit uns keine lästigen Gespräche über Bewertung, Vertragsbestandteile oder die Höhe und Art der Beteiligung. HackFwd investiert in ein Ein-Personen-Team 91.000 Euro und erhält dafür 27 Prozent, für jeden Entwickelr mehr gibt es weitere 50.000 Euro, ohne dass sich die Beteiligungsquote verändert, das heißt auch für ein Investment von 191.000 Euro erhalten wir 27 Prozent der Firma.

Bist du selbst an den Investments Deines Fonds beteiligt? Zum Beispiel direkt oder über carry.

Ich bin sowohl Investor im HackFwd Evergreen Fund als auch Mitarbeiter der Management-Company, die beim Erfolg mitverdient.

Was begeistert Dich am Job als VC?

Ich bin kein VC. Ich bin Investor. Das sind für mich zwei unterschiedliche Dinge. Ich investiere, weil ich damit neue Ideen zur Marktreife treiben kann und zu mehr Unternehmertum in Europa beitragen möchte. Das sind ehrliche und hehre Ziele, die natürlich auch davon leben, dass ich davon ausgehe damit eine bessere Rendite erwirtschaftenzu können, als wenn ich meine Zeit und Geld anderweitig investiere. Ich gehe hier meiner Leidenschaft danach, andere Menschen zum Erfolg zu führen. Investments in Effizienzsteigerung, Skalierung von bestehenden Dingen oder die Erschaffung neuer Märkte sind in unsicheren Zeiten eine sehr gute Absicherung.

Berichte mal von Deiner schlimmsten und Deiner besten unternehmerischen Erfahrung.

Thomas Edison sagte immer „Fail your way to success“ und dem kann ich nur zustimmen. In jeder Erfahrung, ob schlimmer Ausgang wie eine Insolvenz, die ich mit einer Firma erlebte, oder einer erfolgreichen Finanzierungsrunde oder einem Börsengang stecken soviele Lernmöglichkeiten drin, die ich auf keinen Fall missen möchte. Erfolg und Misserfolg liegen meist dicht bei einander: Das richtige Timing und das gewisse Quentchen Glück müssen dabei sein, damit etwas erfolgreich wird.

Was ist wichtiger: Das Team oder die Idee?

Das Eine geht nicht ohne das Andere: Die guten Ideen haben meist auch die besseren Leute. Und nur die guten Leute können die richtige Idee zum Erfolg treiben. Bei HackFwd vertrauen wir auf die besten Leute, denn nur die bereits investierten Gründer und unser Team aus Referrern können neue Investments vorschlagen. Das sortiert zum Glück vieles aus, was nicht kompatibel ist. Wir prüfen dann die Ideen und wenn diese gut und neu sind, machen wir den Test auf die Personen. Nur wenn dieser positiv ausgeht, investieren wir in das Gesamtprodukt.

Gibt es das ideale Gründerteam?

Es gibt auch sehr viele erfolgreiche Einzelgründer. Team hin oder her, es kann nur einer der Chef sein und wenn Begeisterung und Passion für eine Sache brennen, wenn auf Chancen geachtet wird und es einen absoluten Siegeswillen gibt, wenn monetäre Aspekte nicht der Antriebsgrund sind und eine Problemlösung im Vordergrund steht und nicht persönliche Eitelkeiten, dann kann eine Firma Erfolg haben.

Was muss ein Gründer machen, um bei euch eine Finanzierung zu bekommen? Welches sind die bedeutendsten Kriterien bei StartUps für Dich?

In Form von Offenheit und Transparenz über den Finanzierungsprozess haben wir mit HackFwd einen neuen Standard gesetzt und wir sehen, dass unsere Zielgruppe der sehr guten Entwickler Europas diesen sehr schätzt und wir einen sehr guten Deal-Flow nach nur sieben Monaten haben. Man kann sich aber nicht bewerben, man kann nur empfohlen werden.

Nach ausfüllen des Phase-2-Generators entscheiden wir mit unserem Team, ob wir das Produkt und Team spannend finden und laden den Gründer oder das Team ein. Das kann virtuell oder vor Ort in Hamburg erfolgen. Innerhalb von 72 Stunden antworten wir mit einem Ja oder Nein. Da alles Andere geklärt ist, kann die Finanzierung dann innerhalb weniger Arbeitstage in Hamburg oder einem der anderen Länder erfolgen.

Was ist wichtiger – Profitabilität oder Wachstum?

Beides ist ideal, aber auch zu kurzfristig gedacht. Es ist sehr schwer, aus dem Stand heraus Profitabilität zu schaffen. Auch wenn wir es in nur 90 Tagen bei Xing (www.xing.com) geschafft haben, die Firma Cash-Flow-positiv zu bekommen, ist es doch eine große Ausnahme-Erscheinung. Bei uns zählt Kundennutzen, wenn der groß genug ist, kommt es zu Wachstum und wenn dieses nachhaltig ist, sind wir zufrieden.

Welches sind die Top 3 Kardinalsfehler von StartUps in Deutschland?

Es sind fünf:

  1. Nicht zu gründen
  2. Nicht in Chancen, sondern in Risiken denken
  3. Dinge nur kopieren
  4. Auf Erfolg nicht stolz zu sein
  5. Wir als Öffentlichkeit eher geneigt zu sein, das Haar in der Suppe zu finden.

USA vs. EU – hinken wir Amerika in Sachen VC und Entrepreneurship hinterher?

Wir Europäer haben mehr Angst vor dem Scheitern, als Dinge einfach mal zu versuchen.

Welche Themen sind für Dich derzeit hot?

Alles, wo ein Konsument einen klaren Vorteil hat.

Wie stehst du zu Copycats?

Geisteseigentum zu klauen – wir nennen es in Europa „Copycat“ – ist leider ein valides Businessmodell, aber es ist keines mit dem ich assoziiert sein möchte. Mit HackFwd und mit Cinco Capital finanzieren wir keine Copycats.

Auf welchen StartUp-Events kann man euch treffen und welche Blogs/Zeitungen kannst du empfehlen?

Das liest man am besten in meinen Tweets nach, ich bin bei Twitter aktiv und auch HackFwd gibt es auf Twitter und auf Facebook. Und sonst einfach jemanden von HackFwd ansprechen, wir beissen nicht. Alle Mitstreiter findet man auch auf HackFwd.

Lars, danke für das Gespräch.