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Das ursprüngliche Lendico-Gründerteam: Philipp Petrescu, Dominik Steinkühler, Christoph Samwer, Clemens Paschke (von links)

Gegen Ende 2016 wollte Lendico eigentlich eine große Nachricht verkünden. Nach einer 20-Millionen-Runde im Vorjahr war es um das Fintech-Startup lange ruhig gewesen. Hinter den Kulissen suchte das Venture von Rocket Internet nach neuen Investoren. Die spanische Bank BBVA soll mit dem Kreditvermittler verhandelt haben, heißt es von Insidern. Die Bank gilt in der Szene als fortschrittlich und hat als eines der ersten Institute ein Fintech gekauft: das finnische Startup Holvi. Der neue Investor wäre eine Nachricht mit Signalwirkung gewesen. Doch der Deal platzte offenbar, heißt es aus den Quellen gegenüber Gründerszene. Weder die Bank noch das Startup wollten sich auf Nachfrage dazu äußern.

Inzwischen bemüht sich Lendico um eine Neuausrichtung: Bislang vermittelte das Fintech Kredite an Verbraucher und Unternehmen, jetzt will sich Lendico allein auf den Markt für Unternehmenskredite konzentrieren. Wer auf der Website einen Konsumentenkredit anfragt, wird beispielsweise an Finanzcheck weitergeleitet. Lendico bestätigt diese neue Schwerpunktsetzung für den europäischen Markt. „In unserem Schweizer Joint Venture mit der PostFinance wurden von Anfang an nur Firmenkredite angeboten“, lässt sich Geschäftsführer Clemens Paschke zitieren. Und in Brasilien vermittele Lendico weiterhin Verbraucherkredite. In insgesamt fünf Ländern ist Lendico offiziell aktiv.

Mehrere Führungskräfte gehen von Bord

Der neue Fokus schlägt sich auch auf die Belegschaft nieder. Kurz vor Weihnachten soll es Entlassungen gegeben haben, berichten Insider. Vor allem die Abteilung der Konsumentenkredite sei betroffen gewesen. Das Startup will sich dazu nicht äußern. „In der gesamten Lendico-Gruppe sind über 100 Mitarbeiter beschäftigt“, heißt es von Paschke. Veränderungen im Unternehmen gebe es nur auf dem Niveau einer „natürlichen, gewünschten Fluktuation“.

Auffällig ist, dass in den vergangenen Monaten einige Führungskräfte das Rocket-Venture verlassen haben. So sind CPO Naveen Prasad und CTO Dmitry Dzifuta sowie weitere Führungskräfte wie die Head of HR nicht mehr für das Fintech tätigt. Prasad ist jetzt Mitgründer von Blackbill, Dzifuta hat ebenfalls bei einem neuen Startup angeheuert.

Der hochkarätigste Abgang folgte Anfang des Jahres: Mitgründer und Geschäftsführer Christoph Samwer ging von Bord. „Auf eigenen Wunsch“ habe Samwer das Unternehmen verlassen, „um sich neuen Aufgaben zu widmen“, lässt sich Paschke zitieren. „Als Mitgründer von Lendico war er maßgeblich für die erfolgreiche Positionierung verantwortlich.“ Samwer selbst wollte sich auf Nachfrage nicht äußern.

Die Performance soll schlecht sein

Laut Insidern soll sich die Nachfrage nach Krediten nicht wie gewünscht entwickelt haben. Lendico will sich dazu nicht äußern. Ein Zeichen für die schwache Performance findet sich in den Halbjahreszahlen von Rocket Internet: Der Haupteigner hatte damals die Bewertung von Lendico um etwa 19 Millionen Euro reduziert. Zuvor war das Unternehmen zur Finanzierungsrunde im Frühjahr 2015 mit 160 Millionen Euro bewertet worden.

Lendico muss sich mit dem neuen Fokus gegen starke Konkurrenz durchsetzen. Auf dem Markt sind zum Beispiel Startups wie Iwoca oder auch Funding Circle, an dem Rocket ebenfalls beteiligt ist, aktiv. Lendico kann sich mit Kreditsummen von bis zu 250.000 Euro von einigen Konkurrenten absetzen, die meistens niedrigere Limits haben.

Bild: Lendico