Lingoking (www.lingoking.com) ist ein 2010 gegründeter Online-Service, der es Kunden ermöglicht, Dolmetscher per Crowdsourcing zu einem Telefonat hinzuzuschalten. Mit diesem innovativen Konzept konnten die Münchener über den Crowdfundinganbieter Seedmatch binnen weniger Stunden 100.000 Euro einsammeln. Zwei der Lingoking-Gründer konnte Gründerszene für ein Interview gewinnen. Die beiden Sprachkönige Timo Müller und Nils Mahler stellen den Dienst und Einsatzmöglichkeiten von Lingoking dabei ausführlich vor und widmen sich den Themen Crowdsourcing und-funding.

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v.l.n.r.: Christian Koch, Nils Mahler, Timo Müller, Uno Jüngling-Colic

Hallo Timo und Nils. Stellt Lingoking bitte kurz vor.

Timo: An Lingoking sind momentan circa 1.500 professionelle Dolmetscher angeschlossen, die von unseren Kunden via Smartphone oder PC sofort und weltweit gebucht werden können. Buchen heißt bei Lingoking: Man gibt als Kunde über eine einfache Oberfläche Sprache und Telefonnummer von sich und seinem Gesprächspartner an. Binnen kürzester Zeit wird man dann von einem professionellen Dolmetscher zurückgerufen, der beide Sprachen beherrscht und alle Dialoge zwischen den Gesprächspartnern übersetzt.

Wir vereinfachen dadurch radikal den Zugang zu einer sehr hochqualifizierten Dienstleistung und machen diese darüber hinaus auch für kleine und mittlere Unternehmen sowie Privatpersonen erschwinglich.

Was wären mögliche Einsatzmöglichkeiten von Lingoking für Kunden?

Nils: Um ein Gefühl für die Einsatzmöglichkeiten zu bekommen, lohnt sich der Blick auf bereits absolvierte Aufträge: zum Beispiel auf ein schwäbisches Traditionsunternehmen, das ein neues Werk in China aufbauen möchte und dazu mit den chinesischen Kontakten vor Ort über Lingoking kommuniziert, ein Logistikunternehmen, das seine polnischen Zulieferer besser steuern möchte oder der amerikanische Hundezüchter, der Welpen in Ungarn bestellt.

Auch Privatkunden nutzen Lingoking. Es kommt tatsächlich vor, dass Heiratswillige unseren Service nutzen, um mit der Angebeteten auf Deutsch kommunizieren zu können. Besonderen Sinn ergibt unsere Dienstleistung für Privatkunden auch bei Notfällen im Ausland. All diese Situationen hat es schon gegeben.

Selbst Krankenhäuser, Behörden, Polizei und so weiter zeigen Interesse. Die Einsatzmöglichkeiten sind schier unbegrenzt.

Extrem spannend sind auch die Ausbaumöglichkeiten der Dienstleistung. Derzeit arbeiten wir mit Hochdruck daran, unsere iPhone-App auf den Markt zu bringen. Diese werden wir dann im Rahmen der CeBIT 2012 präsentieren. Gleichzeitig arbeiten wir auch an einer Lösung für internationale Messen, ebenfalls ein superspannendes Feld. Man muss sich vorstellen, dass ein Großteil aller Messestandbetreiber und Besucher aus dem Ausland kommen. Auch hier wird in Zukunft Lingoking genutzt.

Mit Lingoking widmet ihr euch dem Crowdsourcing. Was sind eure Erfahrungen mit diesem Thema?

Nils: Meiner Meinung nach wird es in Zukunft immer mehr Plattformen mit Dienstleistungen geben, die von der Crowd geleistet werden. Die Herausforderung besteht darin, eine Crowd aufzubauen, die eine extrem gute Qualität liefert und dabei auch angemessen bezahlt wird. Beides hängt natürlich zusammen. Bei uns besteht die Crowd aus hochspezialisierten Dolmetschern und Übersetzern, von denen ein Teil auch schon für das europäische Parlament gedolmetscht hat. Sie finden unsere Plattform attraktiv, weil wir Ihnen die zeitaufwändige Akquise abnehmen und ihren Kunden gleichzeitig den Zugang zu ihnen und ihrer Dienstleistung vereinfachen.

Wir haben früh den Kontakt zu Universitäten und Verbänden gesucht, um uns in der Branche als seriöser Anbieter zu etablieren. Es spricht sich hier sehr schnell herum, ob man fair mit seinen Dienstleistern umgeht.

Eine Crowd zu steuern, ist natürlich nicht ganz einfach. Man muss ständig kommunizieren, schulen, auf Feedback reagieren und natürlich Aufträge generieren. Denn wenn eine Crowd zu lange ohne Beschäftigung bleibt, dann ist sie ganz schnell wieder weg.

Ihr konntet beim Crowdfunding-Anbieter Seedmatch innerhalb von wenigen Stunden das Doppelte eures Kapitalbedarfs einsammeln. Habt ihr an einen derartigen Erfolg geglaubt und wie erklärt ihr ihn euch?

Timo: Wir waren über den rasanten Erfolg bei Seedmatch total überrascht. Wir hatten bereits nach zwei Stunden 50.000 Euro eingesammelt. Das war wirklich unglaublich.

Es ist immer schwierig einen Tipp abzugeben, warum es bei uns jetzt so gut funktioniert hat. Aber ziemlich sicher hat das innovative Produkt, dass tatsächlich ein Problem löst und sehr einfach zu erklären ist, die Entscheidung vieler Mikroinvestoren positiv beeinflusst. Aber sicher waren auch andere Faktoren wichtig: Wir haben ein fertiges Produkt, machen bereits erste Umsätze, konnten starke Partner wie Pons (www.pons.eu) oder auch die Gründer von Amiando (de.amiando.com) von Lingoking überzeugen. Und ich glaube, wir konnten auch als Team überzeugen, was für viele Mikroinvestoren sicherlich das Allerwichtigste ist.

Welche Vor- und Nachteile siehst du im Modell des Crowdfunding im Gegensatz zu den eher klassischen VC- oder Business-Angel-Finanzierungen?

Timo: Ich glaube, Crowdfunding ist ein superspannendes Modell, welches in Zukunft für sehr viele innovative Startups eine ernstzunehmende Finanzierungsquelle darstellt. Denn die Vorteile liegen auf der Hand: Man bekommt mit einem Schlag ein neues Netzwerk aus Multiplikatoren. Jeder Mikroinvestor macht für dein Startup Werbung in seinem Umfeld oder ist sogar selbst ein potenzieller Kunde. Ich denke auch, dass es vielen Leuten Spaß macht, ein Startup ohne großen bürokratischen Umweg zu unterstützen und hautnah mitzuerleben, wie es wächst.

Ein Nachteil ist, dass jeder Interessent Zugriff auf deinen Businessplan und deine Zahlen hat, du also sehr viel von dir im Voraus preisgeben musst.

Vorteile klassischer Investmentstrategien sind sicherlich, dass man erfahrene Investoren mit höherer Beteiligung und stärkerem operativem Engagement gewinnt. Diese können sehr spezielles Know-how und Netzwerk in die Firma einbringen und dadurch intensiver am Unternehmen mitarbeiten. Für uns ist das ein Grund, unsere Finanzierungsstrategie aus Crowdfunding und Business-Angel-Investment zu kombinieren. Wir sehen Vorteile auf beiden Seiten.

Was wird Lingoking nun mit dem frischen Kapital anstellen?

Nils: In erster Linie wollen wir das Kapital für eine Erweiterung unseres Teams sowie den weiteren Ausbau unserer Vertriebs- und Marketingaktivitäten nutzen. Gleichzeitig planen wir die Aufnahme weiteren Kapitals über Business-Angels, um mit Lingoking noch schneller Fahrt aufnehmen zu können.

Vielen Dank für das Gespräch!