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Die „gesunde Pizza“

Pizza gibt es in vielen Variationen. Das nach Pappe schmeckende Etwas aus der Kühltruhe oder der vor Fett triefende Teigfladen vom 24-Stunden-Imbiss neben einer U-Bahn-Station. Oder mit frischen Zutaten und im Steinofen gebacken. Ein Frankfurter Jungunternehmen will nun eine „gesunde“ Alternative zur fettigen Pizza geschaffen haben: bio, gluten- und laktosefrei, vegan und kalorienreduziert soll der Teig namens Lizza sein.

Die Gründer von Lizza, Matthias Kramer und Marc Schlegel, treten heute Abend in der Gründer-Show „Die Höhle der Löwen“ auf, um ihre Pizza vor den Juroren zu pitchen. Meine Neugier ist geweckt: Ich will wissen, wie diese „gesunde Pizza“ schmeckt.

Ein Teig aus Samen

Über die Homepage von Lizza bestelle ich also eines Abends ein „Kennenlern-Paket“, es kostet mich fast 32 Euro. Eigentlich sind die darin enthaltenen acht Teigstücke viel zu viel für eine Person. Zwei Teigstücke füllen ein Blech, das eine ganze Familie satt macht. Aber es ist die einzige Option, die auch die hauseigene Tomatensoße beinhaltet.

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Die beiden Lizza-Erfinder: Marc Schlegel und Matthias Kramer (von links)

Die Zutaten des Teiges lassen ernährungsbewusste Hipster bestimmt himmelhoch jauchzen: Leinsamen, Chia-Samen, Kokosmehl, Flohsamenschalenpulver – und die weniger hippen Zutaten Wasser und Salz. 119 Kalorien hat Lizza pro 100 Gramm. Eine normale Pizza liegt bei rund 260 Kalorien.

Die Tomatensoße von Lizza ist weniger ausgefallen und erinnert zumindest von der Zutatenliste her etwas an ein klassisches Rezept: Tomaten, Tomatenmark, Zwiebel, Apfel, Kokosöl, Olivenöl, Wasser, Knoblauch, Meersalz, Basilikum, Oregano, Pfeffer, Fenchelsamen, Lorbeerblätter. Ich zahle mit PayPal – andere Optionen auf der Webseite sind die Zahlung mit Kreditkarte oder Sofortüberweisung.

Professioneller Versand

Zwei Tage später steht der Postbote mit einem schweren, hellgrünen Paket vor der Tür. In dem Karton befindet sich eine kleinere Box, in der die Teigstücke und ein Kühlakku liegen. Unter dem Teig finde ich die Soßen in kleinen Pappschalen. Auch mit dabei: ein sympathischer Flyer mit einem Foto der Gründer und ein Rezept. Laut Angaben auf der Homepage ist der Teig im Kühlschrank vier Wochen haltbar – und eine Woche bei Zimmertemperatur.

Auf den ersten Blick beeindruckt mich der einzeln und Vakuum verpackte Teig nicht. Er ist dünn und wabbelig, hat eine braune körnige Färbung und sieht insgesamt eher unappetitlich aus. Ein wenig wie ein überdimensionales Knäckebrot, nur weich. Zwei Teigstücke ergeben eine blechgroße Pizza, also packe ich das Duo aus. Ich backe sie für rund sechs Minuten vor, wie es in der Anleitung steht. Dann drehe ich die beiden Teile um (das steht auch in der Anleitung) und belege sie mit dem klassischen Rezept, das auf dem Karton von Lizza zu sehen ist: Tomaten, Oliven, Basilikum, Mozzarella, Tomatensoße.

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Lecker sieht sie aus.

Trügt der Anblick?

Nach einer weiteren Viertelstunde nehme ich die Pizza aus dem Ofen. Ich habe sie länger drin gelassen als das Rezept empfiehlt, weil sie noch nicht fertig aussah. Nun sieht sie appetitlich aus. Aber der Geruch stört mich. Es riecht nicht lecker, sondern nach etwas, das an das Innere einer Tüte Vogelfutter erinnert.

Der Teig ist besonders in der Mitte noch weich, es fühlt sich an wie in ein noch rohes Plätzchen zu beißen. Der Rand ist ein wenig knusprig, die Konsistenz hat aber mit Pizza nichts zu tun. Noch immer hat Lizza Ähnlichkeit mit einem weichen Knäckebrot – nur mittlerweile mit Belag. Hätte ich den Teig noch länger im Ofen lassen sollen? Er ist weder aufgegangen noch luftig – was bei den Zutaten zu erwarten war, fehlt doch Hefe oder Backpulver.

Der Geschmack ist schwierig in Worte zu fassen. Der Teig schmeckt leicht nussig und als ob man sich eine Handvoll Körner in den Mund geschoben hat. Gleichzeitig hat der Boden einen faden Beigeschmack, als ob ich in aufgeweichte Pappe beiße. Das Kokosmehl schmecke ich nicht raus. Die Tomatensoße finde ich zu salzig, insgesamt ist der Belag in Ordnung. Aber was kann auch bei diesen Zutaten schiefgehen?

Fazit: Über Geschmack lässt sich streiten

Die Bestellung läuft reibungslos, der Versand wirkt professionell. Die Produkte sind gekühlt und fliegen durch die viele Pappe nicht umher. Leider bedeutet das auch viel Müll. Das Backen der Pizza liegt wohl im Durchschnitt, insgesamt war sie rund 20 Minuten im Ofen.

Für mich hat der Lizza-Teig aufgrund der Konsistenz und des faden Geschmacks nichts mit Pizza zu tun. Ich finde es aber gut, dass Unternehmen Optionen für Menschen anbieten, die an Intoleranzen leiden oder freiwillig auf etwas verzichten. Da sich über Geschmack bekanntlich streiten lässt, lasse ich vier Freundinnen ebenfalls probieren. Eine schafft nicht mal ein Stück, bevor sie es angewidert wegwirft. Die anderen beiden finden den Geschmack okay und essen ihre Stücke auf. Eine findet die Lizza-Pizza sogar richtig lecker.

Bild: Gründerszene/Kim Richters; Bild Mitte: Lizza