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ship Rund 11.000 solcher Containerschiffe fuhren 2016 auf den Weltmeeren – ein Milliardengeschäft für Startups.

Container statt Mitfahrer, Lieferketten statt Carsharing: Nachdem in den letzten Jahren öffentlichkeitswirksam vor allem in Startups investiert wurde, die Personen befördern, fließt nun auch vermehrt Geld in junge Unternehmen, die anstelle von Menschen Waren befördern.

Was Uber, BlaBlaCar und Flixbus für den Personenverkehr darstellen, sind Flexport, Uber Freight, uShip und Freighthub für den Gütertransport – ein Milliardengeschäft, das sich nur zaghaft digitalisiert. Laut einer Marktanalyse der Unternehmensberatung Oliver Wyman erwirtschaften im Transportgewerbe allein in Deutschland rund drei Millionen Menschen einen Gesamtumsatz von mehr als 250 Milliarden Euro pro Jahr. Die Weltbank adelte Deutschland im Logistics Performance Index 2016 zum dritten Mal als Logistik-Weltmeister. Doch die Investitionen in Branchen-Innovationen hielten mit dem Tempo der Digitalisierung nicht Schritt. Deutschlands Top-Position sei deswegen bedroht, warnt Oliver Wyman in ihrer Analyse.

Europa: Nur fünf Prozent des Investitionsvolumens

Demnach fließen 90 Prozent der weltweiten Gelder für Logistik-Startups in die USA und asiatische Länder. Auf Europa entfallen gerade einmal fünf Prozent, 2016 haben die führenden US-amerikanischen VCs mehr als 250 Millionen Euro investiert. In Deutschland sind vor allem die DHL und DB Schenker, die Logistikmarke der Deutschen Bahn, aktiv. So übernahm die DHL das Aachener Startup Streetscooter und will mit dessen Hilfe bis zu 30.000 elektrischen Lieferwagen bauen.

DB Schenker versucht hingegen die Auslastung von Transporten mit der Hilfe der amerikanischen Online-Frachtbörse uShip zu steigern. Dafür entsteht derzeit eine digitale Plattform namens „Drive4Schenk“, die Daten über Fahrer und Fracht auswertet und DB-Partnerunternehmen Informationen über Waren und leere Lagerräume ausspielt.

Doch die Investitionen der Branchen-Schwergewichte sind laut Oliver Wyman bestenfalls dürftig. In Deutschland gäbe es rund 30 potenziell interessante Logistik-Startups, der Austausch mit etablierten Unternehmen finde aber „bisher wenn überhaupt nur sehr zögerlich statt“, so die Unternehmensberatung.

Weltweit alle fünf Tage ein neues Logistik-Startup

Während sich Berliner Startups vor allen auf Online-Plattformen und Versanddienstleistungen konzentrieren, bildet die Region Rhein-Ruhr-Main einen Schwerpunkt bei der Entwicklung von Software für Datenanalyse und Lieferketten. So sagt beispielsweise Parcello aus dem nord­rhein-west­fä­lischen Hamm voraus, wann Post-Pakete voraussichtlich zuhause ankommen werden. Dafür greift das Unternehmen auf Daten von Hermes, DHL und DPD sowie auf Angaben von Empfängern aus der Nachbarschaft zurück. München wiederum glänzt dank hoher Finanzierungen.

Logistik_hotspots

Logistik-Startups – ein Marktüberblick

Auch Rocket mischt seit kurzem in der Szene mit: Instafreight vermittelt „Speditionsdienstleistungen und Transporte aller Art“. Daneben tummeln sich seit neuestem das Berliner Startup Truckin, das Lkw-Fahrer vernetzen will, und das Potsdamer Unternehmen Synfioo, das Lkw-Fahrern hilft, Staus, Unwetter und Baustellen zu umfahren. Frachtraum, das bis vor Kurzem noch Überland hieß und sich nach einem Markenstreit mit Uber umbenennen musste, organisiert digital europaweite Straßengütertransporte im Fernverkehr. Auch das neue Heilemann-Startup Freighthub versucht seit Kurzem mit Millionen von Rocket und Cherry Ventures Containertransporte in der Luft und zur See komplett elektronisch abzuwickeln.

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Doch der Markt ist für Startups neu, viele Wettbewerber gibt es noch nicht. Laut Oliver Wyman kommt weltweit jedoch alle fünf Tage ein neues Logistik-Startup hinzu. Spätestens seit dem Investment von Peter Thiels Founders Fund und Google Ventures in das US-Frachtversand-Startup Flexport dürfte damit klar sein: Auch große Investoren glauben an die Branche.

Bild: Pexels / Infografiken: Oliver Wyman