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Zwei der Gestigon-Gründer: CEO Moritz von Grotthuss (links) und CTO Sascha Klement

Das Lübecker Startup Gestigon hat eine Software entwickelt, die über Sensoren und Innenraumkameras im Auto die Bewegung seiner Mitfahrer registriert. Mithilfe einer Gestenerkennung kann der Fahrer beispielsweise das Radio bedienen. Oder das System bemerkt automatisch, ob der Fahrer müde ist. Nun hat der französische Autozulieferer Valeo das KI-Startup übernommen. Das gaben beide Unternehmen heute bekannt. Zur Kaufpreishöhe wollte sich keiner der Beteiligten äußern.

Sowohl die Gründer als auch die bisherigen Investoren hätten all ihre Anteile an den neuen Besitzer abgetreten, bestätigt Torsten Löffler, Investment Manager beim Frühphaseninvestor High-Tech Gründerfonds (HTGF) gegenüber NGIN Mobility: „Wir waren der erste Investor, der mitfinanziert hat. Unser frühes Investment in Gestigon hat sich ausgezahlt.“ Der Fonds wird überwiegend vom Wirtschaftsministerium finanziert und stand wiederholt in der Kritik, die Fördergelder nicht sinnvoll einzusetzen.

Bei der Seed-Runde Ende 2012 investierte der HFGF gemeinsam mit der Beteiligungsgesellschaft Schleswig-Holstein (MBG-SH) rund 650.000 Euro in das KI-Startup. 2014 folgte eine weitere siebenstellige Finanzierung, an der sich Business Angels aus dem Lübecker Raum beteiligten. Über die Investmenthöhe der dritten Runde 2015 haben sich Investoren und das Startup nicht öffentlich geäußert. Schon damals hatte Gestigon-CEO Moritz von Grotthuss einen möglichen Exit angedeutet: „Wir sind ein Startup und haben Venture Capital aufgenommen. Ich denke, das ist ein klares Statement dafür, dass wir Exit-orientiert sind.“

Gestigon führt sein Geschäft mit dem gleichen Team fort

Zu der jetzigen Übernahme möchte Grotthuss sich selbst nicht weiter äußern. „Standort und Team bleiben in Lübeck erhalten“, bestätigt Löffler allerdings gegenüber NGIN Mobility. Das derzeit 36 Mitarbeiter große Unternehmen wurde 2011 von Sascha Klement, Thomas Martinetz und Erhardt Barth gegründet, von Grotthuss ist ein halbes Jahr nach der Gründung als Mitgründer eingestiegen.

Der neue Besitzer Valeo werde die Technologie nutzen, um die Mensch-Maschine-Schnittstellen (Human Machine Interface) für die Entwicklung des automatisierten Fahrens weiter voran zu treiben, heißt es. Zu Beginn werde der Fokus auf der Innenraumüberwachung liegen. Zukünftig soll das Fahrzeug fähig sein, die Umgebung der Fahrerkabine zu analysieren und die Sicherheitsbedürfnisse der Insassen nahtlos zu übernehmen, so das Unternehmen.

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„Indem wir unsere Erfahrungen aus unserem Team verbinden, werden wir in der Lage sein, unsere Wettbewerbsfähigkeit und Führungsposition im Bereich des autonomen Fahrens und der vernetzten Fahrzeuge zu verstärken“, sagt Marc Vrecko, Head of Comfort and Driving Assistance Systems von Valeo. Das französische Unternehmen beliefert überwiegend die PSA-Gruppe, darunter Peugeot und Citroën. Erst kürzlich hatte der Konzern die Übernahme von Opel kommuniziert. In welchem Zusammenhang nun die Übernahme von Gestigon steht und ob die Technologie in Opel-Fahrzeugen eingesetzt werden wird, ließen die Beteiligten vorerst unkommentiert.

Moritz von Grotthuss erklärt im Video, weshalb es bei Autos nicht mehr aufs Fahren ankommen wird:

Bild: Gestigon; der Artikel wurde nachträglich angepasst