Tradeconthor-Gründer Julian Thormählen
Tradeconthor-Gründer Julian Thormählen Tradeconthor-Gründer Julian Thormählen

Julian Thormählen lässt sich gerne als „der Mark Zuckerberg Niedersachsens“ bezeichnen. Zum Gespräch erscheint er allerdings nicht, wie es der Facebook-CEO machen würde, im grauen T-Shirt, sondern im marineblauen Anzug samt weißem Einstecktuch. Nicht nur das Outfit unterscheidet Thormählen vom Facebook-Gründer: Statt mit einem sozialen Netzwerk möchte der 25-Jährige den Weltmarkt mit Elektronik-Gadgets erobern. Die entwickelt und vertreibt er seit 2015 mit seinem Lüneburger Startup Tradeconthor.

Auf Thormählens Laptop wartet eine Präsentation, anhand derer er in der nächsten Stunde seine unternehmerischen Tätigkeiten darstellen wird. Mit dramatischer Musik unterlegte Fotos eröffnen den Vortrag, der mit der Startup-Gründung in Thormählens Kinderzimmer beginnt und mit einer Slide endet, die „Hard Facts“ heißt und die aktuellen Unternehmenszahlen zeigt: Innerhalb der letzten zwei Jahre hat Thormählen über eine Million Produkte an mehr als 700 Kunden in 22 Ländern verkauft. In diesem Jahr liegt die Wachstumsrate von Tradeconthor bei über 1.500 Prozent. Der Umsatz liegt in diesem Jahr bei 2,5 Millionen Euro. 

Hartnäckigkeit brachte Erfolg

Eine Gemeinsamkeit zwischen dem Niedersachsen und dem US-Amerikaner: Beide gründeten während des Studiums. Der Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit habe ihn dazu motiviert, sagt Thormählen – und der nach einem schnellen Auto. Sportliche Wagen mag auch Zuckerberg: Er soll mit einem Pagani Huayra unterwegs sein, Kostenpunkt: 1,3 Millionen Dollar. Mit dem Auto sollte es bei Thormählen anfangs aber nicht recht klappen: Seine ersten beiden Startups, mit denen er auf dem Telekommunikationsmarkt Fuß fassen wollte, scheiterten. 

Auch seine dritte Gründung Tradeconthor hatte einen holprigen Start. Gemeinsam mit einem israelischen Startup vertrieb Thormählen zunächst Einweg-Batterien, mit denen Smartphones unterwegs aufgeladen werden konnten. Mobeego hieß das Produkt, dessen Werbefilm jetzt auf Thormählens Laptop läuft. In Deutschland sei der Vertrieb aus Nachhaltigkeitsaspekten schwierig gewesen, sagt Thormählen – der Verkauf wurde eingestellt.

„Es kam eine Flaute nach der anderen“, so der Lüneburger. Erst mit einem von ihm und seinem Team entwickelten Ladekabel für den Schlüsselbund verzeichnete er Erfolge. Der USP des Miniatur-Ladekabels namens Zweins: Es ist sowohl für Android- als auch iOS-Geräte verwendbar. Die Technik hat sich Thormählen patentieren lassen, auf Amazon gibt es aber bereits ähnliche Produkte. Das zweite Produkt, das Tradeconthor derzeit vertreibt, ist Allroundo, ein Ladekabel mit sechs auswechselbaren Aufsätzen. „Es ist das weltweit erste All-in-One-Ladekabel“, sagt Thormählen. Die in China produzierten Gadgets vertreibt Thormählen vorrangig an Unternehmen, die die Ladekabel gebrandet zu Werbezwecken weiterverkaufen. Als er das sagt, läuft in seiner Präsentation ein Werbespot des Tradeconthor-Kunden Telekom.

Der B2B-Vertrieb der Ladekabel laufe über den Webshop oder über Partner, für Zweins liege der Preis bei fünf Euro pro Stück, sagt Thormählen. 2018 soll es die Produkte erstmals im stationären Handel geben. Mit dem neuen Vertriebskanal will Thormählen die Umsätze im kommenden Geschäftsjahr verdoppeln können. 

1,4 Millionen von französischem Business Angel

Auf ungewöhnlichem Wege gelangte Tradeconthor jetzt an Investmentkapital des französischen Privatinvestors Benoit Sainte-Beuve. „Er hat uns eine E-Mail geschrieben und signalisiert, dass er an einem Investment interessiert ist. Anfangs war ich von dieser unkonventionellen Ansprache sehr überrascht“, sagt Thormählen. Eine Woche habe er sich daher Zeit genommen, um Sainte-Beuve zu den Produktionsstätten in China und in die Firma in Lüneburg mitzunehmen. 1,4 Millionen Euro investierte Sainte-Beuve danach in Tradeconthor, dafür hält er jetzt zehn Prozent an dem Lüneburger Startup. „Das Investment gibt uns für die weitere Expansion zusätzlichen Rückenwind“, sagt Thormählen. 

Das Investment soll in den Ausbau des Entwicklerteams und das Design neuer Produkte fließen. Im Oktober 2018 steht zudem der Umzug in ein 800-Quadratmeter-Office an, verrät Thormählen. Neben Tradeconthor sollen hier auch andere junge Gründerteams Platz finden: „Wir wollen europaweit an Unis gehen und interessanten Startups, die zu uns passen, ein kreatives Umfeld und damit eine Starthilfe geben“, sagt Thormählen. Irgendwann, so hofft er, soll ein Startup-Hub daraus entstehen. Daher rühre auch der Vergleich mit Mark Zuckerberg: Der habe am Anfang auch eine Vision gehabt.  

Bild: Tradeconthor