Das Leben kann so schön sein. Wenn es zwischendurch nicht immer diese hässlichen kleinen Aufgaben und Schwierigkeiten gäbe. Wer hat schon Zeit, sich um Flüge, Tischreservierungen, Essensbestellungen und all die kleinen Sonderwünsche zu kümmern, die im täglichen Leben anfallen? Man kann ganze Tage damit verbringen und kommt gar nicht mehr dazu, seine Freizeit zu genießen, weil man Stunden am Rechner verbringt, um einen Urlaub zu buchen.

Drei neue Dienste wollen uns aus diesem Dilemma befreien. Es klingt wie im Märchen, aber das Versprechen der jungen Unternehmen lautet: Wir nehmen dir jede Aufgabe ab, erfüllen dir jeden Traum – solange er legal ist. Bezahlen muss man am Ende natürlich selber. Das nimmt einem bis jetzt leider niemand ab. Alle Aufträge werden übrigens von Menschen bearbeitet, an Algorithmen wird noch gearbeitet. Eine Verknüpfung mit sozialen Netzwerken soll helfen, die Wünsche der Nutzer besser zu verstehen.

In den USA geht gerade die App „Magic“ durch die Decke. Eigentlich war sie nur ein Nebenprojekt von Mike Chen, der mit einer ganz anderen Idee beschäftigt war. Unterstützt vom US-Accelerator Y Combinator werkelten er und sein Team an einer App, die den Blutdruck misst und den Nutzern hilft, ihn zu verbessern. Doch in einer kleinen, selbstverordneten Pause entstand „Magic“. Quasi als Fingerübung.

Chen entwickelte die Wunscherfüllungs-App in 20 Minuten, schickte sie zehn Freunden und dann verbreitete sie sich wie ein Lauffeuer. Ganz von alleine. Das ist ja eigentlich der Traum eines jeden App-Entwicklers. Doch für Chen und sein Team begann eine harte Zeit. Schlaf hat er seitdem nur wenig gefunden. „Das ist eine der verrücktesten Sachen, die ich jemals erlebt habe.“ Tag und Nacht ist sein Team damit beschäftigt, die Wünsche der Kundschaft, die per Textmessage eintreffen, zu erfüllen. Bis zu 20.000 Wünsche kommen am Tag. Die Idee mit der Blutdruckmessung hat er zunächst einmal auf die Seite gelegt.

In Deutschland gibt es „Magic“ noch nicht. Also ist Platz für zwei deutsche Varianten. Da ist zunächst einmal „Sixtyone Minutes“ aus Berlin. Der Ansatz ist ähnlich. Gründer und Geschäftsführer Michael Gnamm: „Anders als in den USA steckt der Markt für Allround-Concierge-Services noch in den Kinderschuhen und bietet viel Wachstumspotential.“ Die Marktbeobachtungen der Firma haben ergeben, dass vor allem männliche User zwischen 28 und 35 den Service nutzen. Sogenannte Early Adopter. Es werden vor allem Reisen und Mietautos gebucht. Danach folgen Bestellungen von Lebensmitteln und Geschenken. Das Ausprobieren ist für 30 Tage kostenfrei. Danach muss man 9,90 Euro per Monat bezahlen. Wünsche äußern geht per Web-App oder Smartphone. In der Firma sitzen Mitarbeiter, die sich um die Aufträge kümmern.

Aus München kommt „James, Bitte“. Auch hier soll es so einfach wie bei „Magic“ funktionieren. Per Textnachricht übermittelt man seine Wünsche, die Antwort mit Angebotsbeschreibung und Preis kommt dann prompt. Wenn der Kunde den Auftrag bestätigt, wird anschließend sein PayPal-Konto oder die Kreditkarte belastet. Der Service ist kostenfrei. Es gibt keine Fixgebühr, die Macher wollen versuchen nicht mehr als 20 Prozent auf den Preis als Kommission aufzuschlagen.

Wir haben die beiden deutschen Dienste ausprobiert und uns nach Flügen erkundigt. Am Montag, den 9. März von Berlin nach Köln und Dienstag wieder zurück. Jeweils am späten Nachmittag. Beide Angebote passten und kamen innerhalb einer Stunde. „Sixtyone Minutes“ lag mit mit einem Preis von rund 220 Euro circa 35 Euro günstiger als „James, Bitte“. Für einen ähnlichen Flug, mit der selben Airline. Bei unserer Prüfung stellt sich heraus, dass die Reise tatsächlich je nach Abflugzeit 220 und 255 Euro kostet – auch wenn man den Flug selber bucht.

So sah die Kommunikation bei „James, Bitte“ aus:

Es fühlt sich tatsächlich gut an, wenn man langweilige Buchungsaufgaben einfach delegieren kann. Ob auch ausgefallenere Wünsche erledigt werden? Bei Magic in den USA meldete sich vor ein paar Tagen ein Kunde und verlangte einen Tiger. „Magic“-Chef Chen ist immer noch verblüfft: „Das war schon ziemlich interessant. Wir haben lange recherchiert, ob es legal ist, einen Tiger zu besitzen. Wir sind dabei, das zu klären.“

Foto: Panthermedia / subbotina