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Finanzierung eingetütet, Deutschlandstart verschoben

Bisher gab es das Fernsehprogramm deutscher Sender online und auf legalem Wege nur mit dem Streaming-Dienst Zattoo. Jetzt will der schwedische Anbieter Magine (www.magine.com) für Bewegung auf dem deutschen Markt sorgen: Ausgestattet mit 19 Millionen US-Dollar soll ein Großteil aus der gerade abgeschlossenen Finanzierungsrunde für den Roll-out des Dienstes in Deutschland und Spanien aufgewendet werden.

Allerdings ist das ehrgeizige Projekt schon jetzt ins Stocken gekommen, denn, wie das Online-Portal Netzwertig gestern berichtete, ist zumindest der Start des deutschen Beta-Tests erst einmal auf unbestimmte Zeit verschoben. Dabei wollten die Schweden schon im Juni gestartet sein.

Update vom 25. Juli:

Magine hat heute bekannt gegeben, dass die RTL-Mediengruppe künftig sechs ihrer Sender auf dem schwedischen Streamingdienst anbietet. Es handelt sich hierbei um RTL, RTL II, VOX, n-tv, RTL NITRO und Super RTL.

Marc Schröder, Mitglied der Geschäftsleitung Mediengruppe RTL Deutschland, sagt dazu:Dadurch, dass wir unser lineares Fernsehprogramm über Magine ausstrahlen, eröffnen wir den Zuschauern zusätzliche Möglichkeiten, unser kostenloses TV-Angebot mit Hilfe des Internets zu empfangen. Außerdem ist die Nutzerfreundlichkeit auf Magine einmalig. Deshalb sehen wir großen Potenzial in dieser Zusammenarbeit.“

Allerdings ist die Beta-Phase in Deutschland immernoch nicht gestartet. Aus Unternehmenskreisen heißt es aber, dass dies noch diesen Sommer geschehen soll. Auch ist das Engagement der RTL-Mediengruppe im Online-Streamingmarkt nichts einmaliges: Zuvor hatte schon Magine-Konkurrent Zattoo bekannt gegeben, dass einzelne Sender der Gruppe im HD-Abo empfangbar sind.

Vermutlich hat sich das Unternehmen die langwierigen Verhandlungen mit den deutschen Senderbetreibern leichter vorgestellt.

In Schweden etwa hatten sie mit ihrem Dienst offene Türen bei einheimischen, aber auch ausländischen Anbietern wie Discovery, CNN International oder BBC eingerannt. Auch Zattoo musste erst durch ein Tal der Tränen und mit jedem Anbieter einzeln verhandeln.

Was Magine kann, wenn es denn darf

Die Macher von Magine versprechen der Fachwelt einiges, wenn die Lage der Fernsehrechte denn endlich geklärt ist. So soll es möglich sein, sich vom vorgegebenen Sendeplan zu emanzipieren und den gewünschten Film oder die Sendung – oder auch nur den Werbeblock beim Sonntagsfilm auf RTL – zu sehen, wann man Zeit und Lust hat. Ohne Zusatz-Hardware, ohne Bandbreiten-Beschränkungen und ohne Werbe-Einblendungen, selbst in der kostenlosen Basis-Version, eingeschränkt auf wenige öffentlich-rechtliche Sender. Finanzieren soll sich der Dienst über Premium-Features wie zusätzliche Sender, die durch monatliche Beiträge gezahlt werden  – ähnlich dem Spotify-Modell. Soweit der Plan.

Bei Magine gibt man sich zuversichtlich, die Verzögerung beim Deutschland-Start zu beseitigen. Schließlich werde man von der TV-Industrie geliebt, weil man den Sendeanstalten einen neuen Monetarisierungsweg anbiete, heißt es aus dem Unternehmen.

Und auch die 19 Millionen US-Dollar von nicht genannten schwedischen und internationalen Investoren sei ein großer Vertrauensvorschuss.

Zeit für Markteintritt scheint günstig

Für europäische Verhältnisse ist die Größe der Finanzierungsrunde durchaus beträchtlich. Erst vor wenigen Tagen sorgte die deutsche Softwareschmiede NumberFour mit einer 38-Millionen-Dollar-großen Series-A-Runde für Schlagzeilen.

Die Zeit für Magine scheint jedenfalls günstig: ein deutsches Netflix gibt es noch nicht, Spotify-Video auch noch nicht, die Verbreitung von Apple-TV-Boxen läuft schleppend und Watchever ist eher eine Videothek für zu Hause. Im selben Geschäftsfeld gibt es eigentlich nur einen Mitbewerber – Zattoo. Jetzt muss nur noch der Beta-Test gestartet werden.

Wer jetzt nochmal alle Features von Magine in einer Demo sehen will, sollte sich dieses Video hier ansehen:

Bild: Magine