Neues Geld, neues Geschäftsmodell: Das Berliner Reisenetzwerk Mapify will künftig eigene Reisen verkaufen. Bislang lag der Fokus auf Provisionen aus vermittelten Flug- und Hotelbuchungen.
Neues Geld, neues Geschäftsmodell: Das Berliner Reisenetzwerk Mapify will künftig eigene Reisen verkaufen. Bislang lag der Fokus auf Provisionen aus vermittelten Flug- und Hotelbuchungen.

Als Mapify im November 2017 an den Start ging, war es noch ein Studentenprojekt: Vier Anfangzwanziger aus Kassel und ein Absolvent der TU München hatten eine App entwickelt, die Nutzern bei der Reiseplanung hilft. Anhand von Fotovorschlägen ließen sich interessante Urlaubsorte speichern und über Schnittstellen zu Airbnb oder dem Flugportal Skyscanner erste Buchungsschritte vornehmen. Eine KI half bei der Auswahl.

Schnell geriet das Startup jedoch in den Fokus von Investoren – auch weil Apple die Mapify-App regelmäßig in seinem Store bewarb. Mit mehr als 100.000 Nutzern im Rücken stiegen Ende 2018 diverse Szeneköpfe in das noch junge Startup ein. Darunter Onefootball-Chef Lucas von Cranach, Dubsmash-Gründer Roland Grenke sowie der einstige Gobutler-Macher Navid Hadzaad. Die Risikokapitalgeber Layjax Ventures und Ennea beteiligten sich ebenfalls. Die Summe belief sich auf damals eine Millionen Dollar.

Mapify holt Vorzeige-Investoren an Bord

Wie Gründerszene nun erfuhr, hat das Startup wenige Monate später – im Juni 2019 – noch einmal einen einstelligen Millionenbetrag kassiert, wie Mapify-Mitgründer und CEO Patrick Häde bestätigt: „Es gab mehrere Investoren, die an einer Runde interessiert waren und so bot sich die Gelegenheit, unsere Plattform technisch und personell weiter auszubauen.“ Die genaue Summe möchte Häde jedoch nicht veröffentlicht sehen. Zu groß sei inzwischen die Konkurrenz im digitalen Reisemarkt.

Interessanter als die Summe dürften aber ohnehin die Namen der Investoren sein: Lakestar und Atlantic Labs, zwei der in Berliner Szenekreisen renommiertesten Risikokapitalgeber haben demnach in Mapify investiert. Leadinvestor Lakestar ist der VC des bekannten Investors Klaus Hommels, zu dessen Big Shots etwa der N26-Konkurrent Revolut und der Musikstreamingdienst Spotify zählen. Hinter Atlantic Labs steht der Investor Christophe Maire, bekannt durch frühe Beteiligungen an Berliner Startup-Urgesteinen wie Soundcloud und Getyourguide.

„Unsere Warenkörbe liegen zwischen 3.000 und 15.000 Euro“

Bei Mapify haben sich nach Unternehmensangaben bislang mehr als 250.000 Nutzer registriert. Aktuell beschäftigt das Startup rund 20 Mitarbeiter. Nach zweijähriger Wachstumsphase stehe nun die Monetarisierung an, sagt Mitgründer Patrick Häde. Dazu habe das Startup sein Geschäftsmodell in den vergangenen Monaten noch einmal überdacht: „Als wir uns die Nachfrage unserer Kunden angesehen haben, wurde schnell klar, dass es nicht Individualbuchungen von Flügen und Hotels sind, sondern komplexe Reisezusammenstellungen, die unsere Kunden wollen und die für uns hohen Margen erzielen“, so Häde zu Gründerszene. Statt auf kleinteilige Provisionen setzt Mapify nun also auf den Direktvertrieb.

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Nutzer der Plattform wählen dazu zunächst ihr Urlaubsziel, beantworten einige Fragen zu Reisedauer und Erlebniswünschen und erhalten ein personalisiertes Angebot basierend auf den Erfahrungen tausender App-Mitglieder. In den Daten sieht Mapify-Gründer Häde auch den Vorteil gegenüber klassischen Reisebüros, die er selbst vielfach besucht haben will: „Dort dauert das Laden einer einzigen Hotelsuche am PC so lange wie bei uns die gesamte erste Route.“ Zudem könne Mapify Reiserouten „völlig individuell generieren“, während man im Reisebüro „noch im Katalog blättert.“ Der Zahlungswille der Mapify-Mitglieder sei groß: „Unsere Warenkörbe liegen zwischen 3.000 und 15.000 Euro“, sagt Häde.

Mapify ist nicht das einzige Startup, das Individualreisen übers Netz verkaufen will. Zu den Wettbewerbern gehört vor allem das Berliner Startup Tourlane – bisher finanziert mit knapp 75 Millionen Euro.

Bild: Getty Images / Noam Galai