Als er Millionär wurde, war Marc Benioff erst 25 Jahre alt. Heute, fast drei Jahrzehnte später, besitzt der CEO ein Vermögen von geschätzt 4,9 Milliarden US-Dollar. Die Gründung seines Cloud-Computing-Konzerns Salesforce hat Benioff so reich gemacht.

Einen Höhenflug erlebt das 1999 gestartete Unternehmen gerade in diesem Jahr: Der Wert von Salesforce hat sich seit Januar an der Börse um mehr als 50 Prozent gesteigert und liegt heute bei 76 Milliarden US-Dollar.

Salesforce, das mittlerweile weltweit etwa 30.000 Mitarbeiter beschäftigt, ist auch der Grund, warum einmal im Jahr Heerscharen von Menschen in San Francisco einfallen: Die viertägige Konferenz Dreamforce besuchten in diesem November nach Unternehmensangaben 170.000 Leute. Vor allem seine Kunden bespaßt Salesforce bei der Veranstaltung, die vergangenen Donnerstag zu Ende ging. Es kamen Sprecher wie Natalie Portman, Michelle Obama oder Ashton Kutcher.

Benioff scheint einer der Menschen zu sein, die schon immer unternehmerisches Talent zeigten. Zu Schulzeiten entwickelte und verkaufte er Computerspiele, die Erlöse sollen ausgereicht haben, um sein BWL-Studium an der Universität Südkaliforniens zu finanzieren. Nach seinem Bachelorabschluss 1986 suchte Benioff allerdings erst einmal eine Festanstellung: Er ging zum Software-Riesen Oracle und wurde dort zum jüngsten Vice President der Unternehmensgeschichte. 13 Jahre lang arbeitete er für den Konzern – bis zum bitteren Ende.

Öffentliche Fehde mit Milliardär Larry Ellison

Zwischen Benioff und Oracle-Chef Larry Ellison hatte sich eine enge Freundschaft entwickelt. Ellison förderte den jüngeren Benioff, beide fuhren sogar gemeinsam in den Urlaub. Über mehr als ein Jahrzehnt war Ellison für Benioff ein Mentor.

Als Benioff dann Oracle verließ, um Salesforce zu gründen, zeigte Ellison zunächst Unterstützung und gab zwei Millionen Dollar für das Vorhaben. Die enge Freundschaft aber zerbrach, als Benioff herausfand, dass Oracle an Konkurrenzprodukten zu Salesforce arbeitete. Ein Streit entbrannte: Benioff schmiss Ellison aus dem Salesforce-Aufsichtsrat, öffentlich beleidigten sich die beiden Unternehmer in der Presse. So bezeichnete Ellison Salesforce einst als „Kakerlaken-Motel“.

Der Streit aber hielt Salesforce nicht zurück. Benioffs Idee, Software für Unternehmen über den Browser zur Verfügung zu stellen, war Ende der 90er neu – und bot eine Alternative zu Oracles Datenbanksystemen, die langsam aber sicher aus der Mode kommen. Salesforce überstand das Platzen der Dotcom-Blase und wagte im Juni 2004 den Schritt an die Börse. Der Aktienpreis lag damals bei elf Dollar – seitdem steigt er nahezu ungebrochen. Da Benioff selbst noch knapp fünf Prozent an Salesforce gehören, wächst auch sein Vermögen unentwegt.

Auf seiner Konferenz Dreamforce hat Benioff nun konkrete Versprechen für das kommende Geschäftsjahr gegeben. Salesforce rechnet mit einem Umsatz von rund 12,5 Milliarden US-Dollar – ein Wachstum von 20 Prozent im Vergleich zum aktuellen Jahr. Die Ankündigung kam einige Wochen früher als erwartet. Warum? „Er liebt es, darüber zu reden, wie schnell sein Unternehmen wächst“, urteilt Business Insider. Eine Konferenz mit Tausenden Besuchern ist da die passende Gelegenheit.

Bild: Salesforce

Marc Benioff bei seiner Dreamforce-Keynote Anfang November

Generell scheint Benioff gerne zu reden. So steht bereits seit Jahren im Raum, dass er mit Salesforce die Umsatzmarke von 20 Milliarden Dollar knacken will. Jetzt hat er dafür auch einen offiziellen Zeitpunkt herausgegeben: 2022. Vor allem international soll das Geschäft wachsen, 15.000 neue Mitarbeiter sollen in den nächsten fünf Jahren hinzukommen. Die Wachstumsstrategie: Salesfoce investiert große Anteile seiner Einnahmen in das eigene Marketing und die Neukundenakquise – die letzten Geschäftsjahre stand daher ein Minus unter dem Strich. Zuletzt reduzierte Benioff sein eigenes Gehalt auf Druck seiner Investoren um 60 Prozent – auf 13 Millionen US-Dollar jährlich.

Worüber Benioff genauso gern spricht wie über den eigenen Erfolg, ist sein wohltätiges Engagement. Die Millionen, die er spendet, sollen nicht ungesehen bleiben. Für den Bau eines Kinderkrankenhauses zahlte er 250 Millionen Euro – dass sein Name darauf gesetzt wurde, kostete extra, schreibt Business Insider.

Benioff, der seit Jahren gern eigens für ihn mit dem Salesforce-Logo versehene Louboutin-Sneaker trägt, lässt sich bei der Dreamforce ebenfalls nicht die Gelegenheit nehmen, zu betonen, wie engagiert er sei. Hier aber geht es vor allem darum, den anwesenden Kunden zu gefallen. So ziemlich alles in Benioffs Keynote ist „amazing“ und „incredible“. Er sagt: „Ich bin hier, um euch zu inspirieren, euch zu motivieren – und um euch zu lieben. Und der Hauptgrund, warum ich hier bin, ist, um euch zu danken, unseren Kunden zu danken, denn wir sagen viel zu selten ,Danke‘.“ Er spricht sogar von einer „Family Reunion“, also einer Familienzusammenführung.

Zwischen all der Großartigkeit und dem Dank webt Benioff eine ordentliche Portion Selbstdarstellung ein. „Salesforce, die Nummer eins in der Welt bei CRM [Customer Relationship Management, Anm.d.Red.]. Wir sind so stolz, danke!“, sagt er und zeigt einige Graphen. „Salesforce, die Nummer eins im Sales. Salesforce, die Nummer eins im Service. Salesforce, die Nummer eins im Marketing. Und wer hätte das gedacht? Salesforce ist das Softwareunternehmen, das am schnellsten auf 12,5 Milliarden Dollar Umsatz gewachsen ist. Ich werde die ganze Zeit gefragt, wie das möglich ist – und ich sage: Das ist euretwegen.“

Bau eines eigenen Wolkenkratzers: für 1,1 Milliarden Dollar

Bei der Frage, wie viel die monströse 170.000-Mann-Konferenz kostet und ob sie einen Gewinn erwirtschaftet, hüllt sich Salesforce in Schweigen. Klar ist: Geld spielt keine Rolle, nur Größe zählt.

Dieses Bild rundet das aktuelle Immobilienprojekt von Salesforce ab. Benioff lässt für sein Unternehmen einen 1,1 Milliarden Dollar teuren Wolkenkratzer bauen – mitten in San Francisco. Der sogenannte „Salesforce Tower“ ist damit das teuerste Gebäude in der Stadt. Kommendes Jahr sollen 10.000 Mitarbeiter dort einziehen.

Der 326 Meter hohe Tower sollte offiziell das höchste Gebäude an der Westküste der USA werden. Doch die Story lässt sich nicht mehr ganz so erzählen wie erhofft. Los Angeles hat dem Größenwahn einen Strich durch die Rechnung gemacht: mit dem Bau des Wilshire Grand Towers, der das Gebäude von Salesforce um neun Meter überragt. Zumindest da muss Benioff klein beigeben.

Bild: Salesforce