Wie viel Erklärungsbedarf in Sachen SEO weiterhin besteht, zeigt sich schon an den unermüdlich geführten Diskussionen zum Thema. Im Redaktionsgespräch erläutert SEO-Experte Marcus Tandler woran es bei vielen Startups in Sachen Suchmaschinenoptimierung noch mangelt, wie eine SEO-Strategie aufgebaut sein sollte, wo die Tücken liegen und wie er mit dem Produkt OnPage.org den Kunden mehr Fachwissen zugänglich machen will.

marcus tandler seo startup niels dörje

SEO: Zwischen Hype und Totengesang

Suchmaschinenoptimierung scheint erst einmal etwas Mystisches zu haben: Viele wissen etwas über das viel zitierte SEO, aber niemand kennt sich so richtig damit aus. Selbst Totengesänge gab es schon zuhauf – vom Ende des SEO kann allerdings nicht die Rede sein, lediglich seine Form mag sich in den kommenden Monaten und Jahren womöglich ändern.

Und dann ist immer wieder die Rede davon, dass zu viel SEO schlechtes SEO ist, weil Google die Methoden längst kennt und dementsprechend in seinen über 500 jährlichen Updates sanktionieret. Obendrein hängt sehr stark vom Inhalt ab, welche Optimierungsmaßnahmen letztendlich wirklich sinnvoll sind – leichtes Spiel also für mitunter nicht immer ganz seriöse Agenturen.

Kurzum: Beim Thema SEO bestehen noch ganz erhebliche Informationslücken. Dem will OnPage (www.onpage.org) nun Abhilfe schaffen: Mit den im SEO-Bereich mehr als geläufigen Namen Marcus Tandler („Mediadonis“) und dem Ex-Googler Niels Dörje sowie dem CTO Jan Hendrik Merlin Jacob kann das Unternehmen ganz erhebliches SEO-Know-how vorweisen.

Tipps für Startups

Das Produkt OnPage selbst soll dabei weniger als SEO-Automat dienen, sondern das notwendige Wissen vermitteln, wie Marcus Tandler im Gespräch mit Gründerszene erklärt. Sein vielleicht wichtigster Rat gerade an die Startup-Szene: Nicht zu verbissen an das schnell dröge Thema heran zu gehen – aber auch nicht zu pauschal mit gekauften Links oder ähnlichen Methoden auf Erfolge zu hoffen.

Eingefleischten SEO-lern bis Du sicherlich gut bekannt. Dennoch stelle Dich und Onpage.org bitte in ein paar wenigen Sätzen vor: Wer bist Du und was machst Du?

Hi, ich bin Marcus und ich liebe SEO! Ich bin quasi seit der ersten Stunde dabei, und habe bereits vor Googles Start in Deutschland über Online-Marketing und SEO referiert. Ich bin also zusammen mit Google aufgewachsen.

Wie ist Onpage OnPage.org entstanden?

Bei Tandler.Doerje.Partner haben wir diverse interne Tools entwickelt und im täglichen Einsatz getestet. Eines dieser Projekte war der Vorläufer von OnPage.org. Natürlich war dieses Tool weit rudimentärer und eher spartanisch gestaltet, immerhin stand ja für uns stets nur die Funktionalität im Vordergrund.

Nach und nach kamen dann immer mehr Anfragen bezüglich der Software, sodass wir diese stetig zu einem kompletten Analyse-Werkzeug ausgebaut haben. Wir verstehen uns bei TDP aber nicht als Tool-Anbieter, sondern immer noch als „Heavy User“ unserer eigenen Software, immerhin haben wir die Software ja für unsere meisten Projekte im Dauereinsatz. Daher vielleicht auch unsere extreme Detailverliebtheit.

Zunächst gab es für OnPage.org eine Testphase mit 100 Nutzern. Was habt Ihr dabei gelernt?

Die Open-Beta-Phase war schon recht erfolgreich und zeigte, dass die Plattform auch im breiten Einsatz funktioniert. Gleichzeitig hat sich aber herausgestellt, dass die Software noch zu technisch war. Dementsprechend haben wir OnPage.org ein halbes Jahr lang entsprechend dem Feedback der Tester angepasst. Das fertige Produkt gibt es nun für 99 Euro zu kaufen.

Generell ist Onpage-SEO natürlich eher ein sehr technisches und teilweise ein dröges Thema. Deshalb gehören die Alter Egos Captain OnPage (links) und Prof. Mario Serpino (oben) zum Team. Auch als Firma insgesamt wollen wir uns nicht ernster nehmen, als wir sind. Unser Ziel ist, dass SEO auch Spaß in der Anwendung machen kann, so wollen wir eine Alternative zu den üblichen Excel-Wüsten bieten. Gleichzeitig soll es auch für Einsteiger attraktiver werden, die sich in die SEO-Thematik einarbeiten wollen.

Auf Automatisierung sind wir allerdings nicht aus, stattdessen gibt es eine recht ausführliche Knowledge-Database, den Zugriff auf externe Ressourcen – und natürlich grundlegende Tipps von Prof. Mario Serpino. Ziel ist es, den Nutzern das nötige SEO-Wissen zu vermitteln, um die Optimierung selbst vorantreiben zu können.

Was unterscheidet OnPage.org dabei von anderen Produkten?

Hinweise auf zu lange Meta-Descriptions oder nicht gesetzte Titel – so etwas gibt es von vielen Herstellern. OnPage.org geht einen Schritt weiter – die Seiten werden mehrere Stunden lang komplett gecrawlt – und bietet auch Berechnungen zum internen Pagerank (OPR), stärkste Seiten, Link Hubs oder weist Mehrfachrankings aus. Zudem werden Daten aus Webmaster Central, Analytics und AdSense mit einbezogen, wodurch sich eine Vielzahl SEO-technischer Möglichkeiten ergibt. Dabei glaubt man gar nicht, wie oft selbst die einfachsten Dinge übersehen werden.

Worin liegen die größten Schwierigkeiten beim SEO?

Beim SEO gibt es extrem viel gefährliches Halbwissen. Google macht über 500 algorithmische Updates im Jahr, da ist es schwer immer auf dem Laufenden zu bleiben. Es geht aber nicht nur darum, wie man aktuell gutes SEO betreibt, man muss auch antizipieren können, was als Nächstes kommt, und wohin sich diese Disziplin weiterentwickelt – Nachhaltigkeit ist meiner Meinung nach einfach das Wichtigste in diesem Bereich!

Mit einer Einmal-Optimierung ist es also nicht getan. Das müssen viele Unternehmen erst noch begreifen. Zudem gibt es im SEO-Bereich viele grenzwertig kompetente Agenturen, die sich große Mühe geben, die Arbeit von SEOs zu mystifizieren um das eigene Geschäft anzukurbeln. OnPage.org will stattdessen mit Transparenz überzeugen.

Wo herrscht speziell bei Startups in Sachen SEO der größte Nachholbedarf?

Insbesondere bei den Keywords lässt sich gerade bei kleineren Unternehmen meist noch viel herausholen. Eine sorgfältige Keyword-Recherche ist heutzutage unerlässlich, denn die von Unternehmen gewählte Terminologie weicht nicht selten von der des Suchenden ab. In Sachen Onpage-SEO ist dabei meist ein fehlender Keyword-Fokus zu bemängeln, also dass beispielsweise mehrere Seiten auf das gleiche Keyword abzielen und es Google oftmals nicht klar genug kommuniziert wird, welche dieser Seite nun am besten für einen bestimmten Begriff ranken soll.

Häufig besteht demgegenüber ein zu großer Fokus auf Linkbuilding. Und gerade hier kann man sehr schnell der eigenen Seite schaden, wenn man nicht genau weiß, was man tut. Wer hier auf das falsche Pferd setzt, dem haut Google mal schnell auf die Finger, und wenn man sich erstmal eine Penalty eingefangen hat, wird es schwer, schnell und vor allem unbeschadet wieder herauszukommen.

Allerdings lässt sich die richtige Strategie auch nicht pauschal festmachen, sondern hängt von der Art des Unternehmens und vom Content der Seite ab: Bilderbasierte Seiten benötigen eine andere Optimierung als Shopping-Plattformen, lokale Businesses oder Unternehmen mit einem Content-Fokus. Je nach Schwerpunkt muss dementsprechend auf Bilder, Shopping, Places oder die universelle Suche hin gearbeitet werden. Was nützt einem schon eine Top-1-Position in den organischen Suchergebnissen, wenn sich das Ergebnis below the fold befindet, und direkt darüber sieben lokale Places Ergebnisse zu finden sind?

Wichtig ist aber auch sauberer Code. Die Regeln des W3C sind ein guter Anfang, nicht alles muss „flashy“ sein. Bei alldem bleibt der vielleicht wichtigste Tipp: Optimiere immer für den User, nicht für die Suchmaschine, und versuche stets das beste Ergebnis für den Suchenden zu sein! Der Rest kommt (fast) automatisch, allein weil Google viel Wert auf den sogenannten “User-Intent” legt und genau aufzeichnet, wie die Nutzer mit einem bestimmten Suchergebnis interagieren. Zufriedene User empfehlen Seiten zusätzlich über die diversen Social-Media-Kanäle weiter, was zukünftig ebenfalls in die Bewertung einfließen wird. Zufriedene Nutzer sind einfach das beste SEO.

Keine Fachleute, kein Geld – wie können Startups SEO trotzdem umsetzen?

Um eine gesunde Onpage-Basis kommt man nicht herum, man braucht einfach das richtige Fundament. Erst danach sollte man sich an die Offpage-Arbeit machen. Gute Content-Marketingaktionen sind dabei deutlich wichtiger als „klassisches“ Linkbuilding. Gekaufte Links sind ohnehin längst passé, und heutzutage oftmals sogar gefährlich. Google wird immer besser beim Erkennen, welche Links organisch entstanden sind und welche künstlich aufgebaut wurden. Auch die richtige Verteilung des „Linkjuice“, der von außen kommt, wird immer wichtiger. Durch eine gute Onpage-Optimierung muss der Juice intelligent auf die einzelnen Seiten verteilt werden – am besten natürlich auf die, mit denen letztendlich Geld verdient wird.

Gehört SEO ins Unternehmen oder kann es „von außen“ gemacht werden?

Es ist immer sinnvoll, einen Mitarbeiter mit SEO-Expertise im Haus zu haben. Es spricht nichts dagegen, frisches Wissen über Agenturen herein zu holen – auch wenn man dabei sorgfältig prüfen sollte, mit wem man es zu tun hat. Stärker noch als viele andere Projekte wird SEO aufgrund seiner kontinuierlichen Natur dann schwierig, wenn es nicht kontrolliert durchgeführt wird. Darüber hinaus ist SEO kein Thema, das nur an einer Stelle relevant ist. Jeder, der Content produziert, muss dahingehend gut „gebrieft“ sein, sonst lässt sich keine brauchbare Optimierung erreichen. Dem Inhouse-SEO kommt dabei die Aufgabe zu, jedem im Unternehmen das für ihn notwendige Wissen zu vermitteln.