Lea Lange und Carsten Maschmeyer bei ihrem Besuch in der Gründerszene-Redaktion.

Brauchen wir wirklich eine dritte Startup-Show im Fernsehen? Ist da irgendwo noch Platz zwischen der Höhle der Löwen und dem Ding des Jahres? Carsten Maschmeyer und seine Mitstreiterin Lea Lange wollen eine Lücke entdeckt haben und haben Gründerszene erzählt, wie das funktionieren soll. Ab dem 21. März wollen sie auf Sat.1 zeigen, wie man aus Leuten mit einer Idee richtige Gründer macht. „Start Up! Wer wird Deutschlands bester Gründer?“ fragt die Sat.1-Sendung in ihrem Titel vollmundig. In der ersten Staffel dürfen wir uns auf acht Folgen einstellen, die in jeweils zwei Stunden vorführen, wie hart das Leben eines Entrepreneurs und Gründers wirklich ist.

Der Name der Sendung zeigt schon, in welches Spannungsfeld sie sich begibt. Auf der einen Seite wollen die Macher die Zuschauer natürlich unterhalten. Sonst gibt es keine Quote und am Ende fehlen die Werbeeinnahmen. Auf der anderen Seite wollen sich Maschmeyer und seine Mitstreiter auf keinen Fall vorwerfen lassen, sie würden nur das Buzzword „Startup“ für seichte TV-Kost missbrauchen, um am Hype zu verdienen. 

Ein Parcours von Aufgaben, die Kandidaten zu Gründern machen

Noch dürfen nicht alle Einzelheiten der TV-Show verraten werden, aber immerhin erklärten uns Maschmeyer und Lange das Prinzip der Sendung: Das Produzententeam schickt Menschen, die sich mit ihrer Geschäfts- oder Produktidee beworben haben, durch einen Parcours von Coachings und sogenannten „Challenges“, um sie zu richtigen Gründern zu machen. Es müssen diverse Aufgaben gelöst werden, die mal mehr und mal weniger mit dem Thema Gründen zu tun haben. Dabei werden sie vom Expertenteam um Maschmeyer unterstützt. Sich am Ende gegen 2000 Mitbewerber durchzusetzen, schaffen wahrscheinlich nur Leute, die eine echte Leidenschaft für ihre Idee entwickelt haben.

An der Seite von Maschmeyer hat Lea Lange die Bewerber begleitet und mit ihnen gearbeitet. Lange ist ein bekanntes Gesicht in der Berliner Startup-Szene. Seit mehr als vier Jahren führt sie erfolgreich ihr Startup Juniqe.de. Insgesamt hat der Onlinemarkt für Gebrauchskunst und Design bereits mehr als 20 Millionen Euro an Finanzierung eingesammelt. Sie kennt sich also bestens aus in dem Geschäft. Außerdem ist Matthew Mockridge als Betreuer der Kandidaten dabei, der das Buch „Dein nächstes großes Ding“ geschrieben hat. Der Untertitel lautet: „Gute Ideen aus dem Nichts entwickeln“. Da kann ja eigentlich nichts schief gehen. Dann hilft noch Klaus Schieble, Geschäftsführer von seed + speed Ventures. Das ist der Frühphaseninvestor der Maschmeyer Group. 

 

Im Finale der Sendung wird schließlich ein Sieger gekürt, der eine Million Euro gewinnt. Das heißt, dass in acht Wochen aus einer Idee ein Startup mit einer Bewertung von zwei Millionen Euro entstanden ist. Das Geld soll der Gewinner für die Weiterentwicklung seines Geschäftes einsetzen. Maschmeyer bekommt dafür 49 Prozent der Anteile. Doch entscheidend für die Dramaturgie der Sendung soll nicht das Finale sein, sondern der Weg dorthin sein. Die Zuschauer sollen hautnah miterleben, wie aus normalen Menschen mit einer Produktidee Unternehmer geformt werden.

Ähnlichkeiten zu Topmodels sind nicht beabsichtigt, aber unübersehbar

Da soll es um die Erstellung eines Firmen-Logos, die Ansprache von Kunden, die Präsentation der Idee, die rechtliche und wissenschaftliche Absicherung und schließlich die Produktion eines Prototyps gehen. Alle diese Schritte werden unter Anleitung von Expertenteams vollzogen und sollen plastisch und unterhaltsam zeigen, welche Herausforderungen ein Unternehmer in der Gründungsphase zu bestehen hat.

Die Dramaturgie einer TV-Show verlangt natürlich auch nach Drama. Deshalb hat sich die Produktionsfirma, die auch die Höhle der Löwen produziert, für einen ähnlichen Ablauf wie bei Heidi Klums Topmodel-Show entschieden. Auch bei „Wer wird Deutschlands bester Gründer?“ gibt es Challenges. Also Aufgaben, die zu absolvieren sind und die den Bewerbern helfen sollen, sich zu entwickeln. Es sollen auch längere Coaching-Gespräche gezeigt werden, in denen Maschmeyer den Kandidaten erklärt, dass sie und warum sie nicht mehr dabei sind.

Was muss ich können, wenn ich ein erfolgreicher Gründer sein will?

Der Satz, den wir dann von Maschmeyer hören werden, lautet: „Ich möchte mit dir kein Unternehmen gründen.“ Ähnlichkeiten mit Sätzen, in denen „…kein Foto für dich…“ vorkommen, seien keineswegs beabsichtigt, aber sie sind eben doch unüberhörbar. Weitere Gemeinsamkeiten: Von den ursprünglichen Kandidaten bleibt am Ende nur ein einziger Sieger übrig, sie wohnen bis zum Finale alle zusammen in einem Haus – die Schauplätze Los Angeles und New York sind eifrigen Topmodel-Zuschauern auch schon geläufig.

Doch trotz dieser Referenzen an die ebenso erfolgreiche wie umstrittene TV-Show mit den jungen Damen, das Konzept von „Startups“ klingt schlüssiger und interessanter als das, was uns Stefan Raab mit seiner seichten „Das Ding des Jahres“-Unterhaltung liefert. Auch von den Löwen hebt es sich ab, weil es hier um die Unterstützung und Präsentation von Gründern in einer sehr frühen Phase geht. Teilweise stehen sie noch ohne Produkt und ohne Umsätze da. Hinter dem Konzept stecke eine ernsthafte Frage, die die Sendung beantworten möchte: Was muss ich eigentlich können, wenn ich ein erfolgreicher Gründer werden will? Wenn es Maschmeyer, Lea Lange und ihrem Team gelingt, den Zuschauern zu zeigen, was am Ende den Erfolg ausmacht, wird sich niemand darüber beschweren, dass das Ganze dann auch noch unterhaltsam ist.

Foto: SAT.1 / Morris Mac Matzen