Thomas,Maxim und Raphael Nitsche, Math42
Raphael und Maxim Nitsche (rechts) haben Math 42 gegründet

Für 20 Millionen geht Math 42 an Chegg aus den USA. Für das Berliner Unternehmen ändert sich aber vorerst nicht viel, wie Gründer Maxim Nitsche im Gespräch mit Gründerszene erzählt. Wie es zu dem Deal kam, was aus der Mathe-App wird und wie die Familie mit den neuen Millionen umgeht.

Maxim, Gratulation zum Exit an Chegg. Wie kam es zu dem Deal?

Wir wollten Chegg eigentlich zum Kunden machen und ihnen eine Mathe-Lösung als API anbieten. Wir waren dazu im Januar in New York – aber als dann der Chief Learning Officer zum Gespräch dazu kam, wussten wir, dass sie etwas anderes vorhaben. Im April haben die Übernahmeverhandlungen begonnen und wurden am Freitag abgeschlossen.

Wie ist Chegg auf euch aufmerksam geworden? Lag das an den guten Zahlen im Appstore oder an Die Höhle der Löwen, wo ihr 2015 zu sehen wart?

Sie kannten uns nicht aus die Höhle der Löwen, die Sendung ist ja etwas sehr deutsches. Sie kannten uns aus dem Appstore, sie wussten, dass wir mit zwei, drei Millionen Downloads ein Player im Markt sind. Und sie haben uns exzessiv mit vielen Schülern über einen längeren Zeitraum getestet.

Kurz nach der Ausstrahlung von DHDL vor zwei Jahren meintet ihr, dass ihr kein Interesse an einem Verkauf hättet. Warum jetzt doch?

Am Anfang waren wir uns tatsächlich unsicher. Uns war wichtig, dass wir das mit jemandem machen, der so denkt wie wir. Bei uns steht der Schüler im Vordergrund, wir wollen nicht über Lehrer oder Schulen gehen. Wir bauen ein Produkt und der Schüler entscheidet, ob es ihm hilft. Chegg denkt genauso, das hat gepasst.

Zieht ihr jetzt in die USA?

Wir bleiben in Berlin! Das war uns sehr wichtig. Nicht zuletzt wegen des Lebensstandards, den man hier hat. Und weil es in Berlin die besten Leute für schnelles Wachstum gibt, gute Entwickler zum Beispiel.

Was wird sich bei Math 42 nach dem Verkauf jetzt ändern?

Ganz genau wissen wir das noch nicht, das wird gerade diskutiert. Für den internationalen Markt ändert sich wenig, außer, dass wir bestimmte Bezahlschranken wieder aus der App nehmen. Für den nordamerikanischen Markt arbeiten wir gerade an einem neuen Produkt: Chegg Math.

Das soll ja im zweiten Halbjahr 2018 auf den Markt kommen. Wird das mehr als ein Rebranding des bestehenden Produkts?

Es basiert natürlich auf Math 42. Aber wird auch signifikant anders. Math 42 werden wir wahrscheinlich aus dem amerikanischen Markt nehmen und dort nur Chegg Math anbieten.

Wird sich die jetzige Version von Math 42 dem neuen Produkt dann anpassen?

Math 42 steht derzeit international so gut da, dass wir daran wahrscheinlich wenig ändern werden. Es wächst stetig mit 2.000 bis 4.000 Downloads am Tag, ohne, dass wir daran etwas tun.

Du meintest gerade, dass ihr die Bezahlschranken aus der App nehmen werdet. Setzt ihr damit also erst mal auf Wachstum und schaut dann hinterher, wie ihr monetarisiert?

Genau. Wenn wir die Bezahlschranke rausnehmen, können wir den Service mehr Menschen anbieten, die nicht bereit sind, zwei Euro im Monat dafür zu zahlen. Und wir wollen mit Math 42 möglichst viele Menschen erreichen, bevor wir neue Produkte veröffentlichen.

Wie viel Prozent am Unternehmen gehört Chegg jetzt?

2015 hat sich Klett beteiligt und 2016 weitere 500.000 Euro investiert, sie hielten damit 10,7 Prozent der Anteile. Uns gehörte der Rest, also 89,3 Prozent. Jetzt gehören Chegg 100 Prozent am Unternehmen.

Der Deal war insgesamt 20 Millionen groß, 12,5 Millionen habt ihr bereits ausgezahlt bekommen. Ihr seid jetzt also Millionäre?

Ja, aber komisch finde ich das trotzdem.

Warum?

Solche Summen fühlen sich sehr merkwürdig an, wir haben harte Zeiten durchgemacht. Und wir sind sehr bescheiden aufgewachsen. Es ist natürlich toll, jetzt finanziell unabhängig zu sein. Aber ich werde mir jetzt kein Auto kaufen, sondern vielleicht häufiger mit Freunden Essen gehen.

So richtig nach Freude klingt das noch nicht.

Doch, es ist toll, aber es ist einfach ein ungewöhnliches Gefühl. Man kann jetzt den kleinen Geschwistern etwas ermöglichen und muss vielleicht nicht mehr sieben Tage in der Woche arbeiten, sondern ich kann mir auch ab und zu ein Wochenende frei nehmen – nach acht Jahren.

Bild: Math 42/Ivo