Arzt_Gespraech

Wer sich in seinem Alltag mit Händen und Füßen verständigen muss, wird spätestens im Behandlungszimmer das Handtuch werfen. Wenn Arzt und Patient bei Fachbegriffen die Worte fehlen, dürfte die Kommunikation selbst bei halbwegs ordentlichem Englisch nicht gerade leicht fallen.

MedLango will Fremdsprachlern über diese Barrieren helfen: Seit Anfang August vermittelt das Berliner Startup medizinische Dolmetscher. Gebucht werden die Begleiter online. Dabei kann man zwischen zehn Sprachen sowie einer medizinischen Fachrichtung wählen und anschließend die gewünschte Zeit und einen Treffpunkt angeben. Unter der Woche kostet die Stunde knapp 30 Euro, am Wochenende sind es rund 33,50 Euro.

Bei der Rekrutierung der Dolmetscher verzichtet MedLango auf teure Fremdsprachen-Büros, engagiert stattdessen mehrsprachiges medizinisches Fachpersonal, das im Voraus auf seine Dolmetscher-Qualitäten getestet wird. 400 Begleit-Stunden hat das Startup eigenen Angaben zufolge bereits vermittelt, wobei Arabisch und Russisch die gefragtesten Sprachen gewesen seien.

MedLango-Gründer Artur Steffen erzählt, dass von den insgesamt sieben Team-Mitgliedern alle einen Migrationshintergrund hätten. Steffen selbst ist der Spross einer Mediziner-Familie, studierte International Business in London und Dubai, arbeitete später bei Helpling, dem Vorbild für den Dolmetscher-Dienst.

Derzeit befände man sich in Gesprächen mit Investoren, sagt der 28-jährige Gründer. Für 2016 sei die Expansion nach Österreich und in die Schweiz geplant. Außerdem kooperiere man mit der Flüchtlingshilfe-Anwendung Welcome App und versuche, Landesministerien auf sich aufmerksam zu machen.

Auf Indiegogo hatte MedLango vor etwas über drei Wochen eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Mit dem gesammelten Geld wollte das Startup eigentlich 1.330 Stunden medizinisches Dolmetschen für Flüchtlinge in Berlin finanzieren, allerdings sind bislang gerade einmal 470 Euro zusammengekommen. Von verfehlten Zielen will Gründer Steffen aber nicht sprechen: „Wir wollen das Crowd-Kapital trotzdem für Flüchtlinge einsetzen – und ihnen Sprechstunden-Begleitungen an die Hand geben.“

Bild: © panthermedia.net / londondeposit