Marvin Metzke und David Schirrmacher mit einem ihrer E-Scooter in Berlin

Frank Thelen haben die beiden überzeugt. In der „Höhle der Löwen“ konnten sich Marvin Metzke und David Schirrmacher jeweils ein Investment in Höhe von zehntausenden Euro sichern. Das war allerdings schon 2014 und 2015. Nun haben die beiden, die auf ihrer Website damit werben, „dem deutschen Fernsehpublikum“aus der Vox-Sendung bekannt zu sein, gemeinsam ein neues Startup gegründet: Simple Mobility.

Über die gleichnamige Online-Plattform verkaufen sie E-Scooter für knapp 2.000 Euro pro Stück. Das Produkt ist weit weg von dem, wofür sie in der Gründershow Investments einsammelten. Metzke bekam 50.000 Euro für Crispywallet, einen Onlineshop für recycelbare Handy- und Laptophüllen, mit dem er 2015 in die Insolvenz rutschte. Mittlerweile hat er das Startup zwar aus der Insolvenzmasse zurückgekauft, betreibt es aber „nur noch nebenbei“. Nun verkauft Metzke über die Plattform Simplecase Smartphone-Zubehör. Schirrmacher führt noch immer das Männermode-Startup Von Floerke, in das Frank Thelen 2015 rund 100.000 Euro investierte.

Für Simple Mobility, das sie nach eigenen Angaben durch die Gewinne ihrer ersten Unternehmen finanzieren, haben sich die beiden BWLer zwei Spezialisten mit an Bord geholt: den Elektroingenieur Joschua Grenzhauser und Vincent Kooistra, IT-Experte und jetzt CTO des Startups.

Showroom in Berlin geplant

Nach anderthalb Jahren Entwicklung wurden Anfang August die ersten „Simple eScooter“ an die Kunden ausgeliefert. Auf die Frage, warum er auf elektrische Roller setzt, antwortet Metzke, er sei Abgase, Lärm, Stau und Parkplatzmangel in den Großstädten leid gewesen, habe nach „smarten E-Lösungen“ gesucht – und sei letztendlich bei E-Scootern gelandet. „Die großen Hersteller planen E-Autos, für die es keine Infrastruktur gibt. Der Akku unseres Rollers hingegen ist einfach zu entnehmen und an der Steckdose zu laden.“ Mit Schnelllade-Option dauert es nach Angaben des Startups eine Stunde, bis die Batterie wieder voll ist, sonst vier.

Bald soll in Berlin ein Showroom eröffnen, „weil die meisten Kunden vor dem Kauf einmal Probe fahren möchten“, wie Metzke sagt. Derzeit gebe es allerdings einen Lieferengpass, zwei Wochen müssten die Kunden auf einen Roller, den es in sechs verschiedenen Farben gibt, in der Regel warten. Wie viele Bestellungen genau vorliegen, will das Startup nicht verraten. Nur so viel: Sie lägen im vierstelligen Bereich.

Zusammengebaut werden die Scooter in der Türkei, Motor und Außenhülle kommen aus China. Mit zwei Batterien bringt es der „Simple eScooter“ auf eine Reichweite von rund 100 Kilometern. Damit liegt er in etwa gleichauf mit den Fahrzeugen der Wettbewerber, beispielsweise denen des Berliner Startups Unu.

E-Roller für Hotels und Lieferdienste

Metzke weiß, dass der Markt für E-Scooter hart umkämpft ist. Bange wird ihm deshalb nicht: Es gebe einige Hersteller, die „auch einiges richtig machen“. Die Großen würden aber weiter auf Verbrenner setzen, insgesamt sei deshalb noch Platz im Markt, glaubt er. „Und letztendlich komme es auch immer auf das Design, Marketing und die beste Produktqualität an.“

Bei E-Scootern allein soll es nicht bleiben. Derzeit arbeite man an einem vernetzten Roller, der sich über das Smartphone ansteuern lässt. Ein solches Modell hatte vor einigen Wochen das mit 20 Millionen US-Dollar finanzierte chinesische Startup Niu vorgestellt. Außerdem wollen sich Metzke und seine Mitgründer im B2B-Markt ein Standbein aufbauen und ihre Roller beispielsweise an Essenslieferdienste und Hotels verkaufen oder verleihen. „Im Vergleich zu Pkw sind E-Roller im Unterhalt extrem günstig“, sagt Metzke. Lieferdienste könnten bis zu 800 Euro pro Monat und Fahrzeug einsparen. Ein ähnliches Geschäftsmodell testet Govecs, der Münchner E-Rollerhersteller hat sich als B2B-Hersteller für Sharing-Dienste positioniert.

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Auf die Unterstützung von Frank-Thelen und der DHDL-Jury wollen Metzke und Schirrmacher dieses Mal allerdings verzichten. Grundsätzlich sei so eine Show immer ein guter Test wie Kunden und Investoren auf ein Business Model reagierten – plus einer unbezahlbaren Menge an Gratis-Marketing. „Da wir aber derzeit gut finanziert sind, wäre das auch der einzige Grund dort nochmal mitzumachen“, sagt Metzke. „In Zukunft setzen wir besser auf strategisch wertvolle Partner und Investoren.“

Bild: Simple Mobility