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michi kasper Michi Kasper sucht für sein Unternehmen eine Mama

Es war keine normale Stellenanzeige, die der Chef der Agentur Kasper Communications da online gestellt hat. Denn er suchte explizit eine „Mama“, heißt es auf der Facebook-Seite des Unternehmens. Die Anzeige suggeriert: Männer oder kinderlose Frauen sind nicht erwünscht.

Auch wenn der Post bei den Kommentatoren gut ankommt, verstößt die Agentur damit laut Süddeutscher Zeitung gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz. „Schon das ,Mama gesucht‘ ist ein No-Go“ und könne eine Menge Klagen einbringen, zitiert das Blatt den Freisinger Arbeitsrechtler Claus Huber-Wilhelm.

Michi Kasper, Chef der Freisinger Agentur, scheint das egal zu sein. Im Kurzinterview erklärt er, was es mit der Stellenanzeige auf sich hat.

Warum sucht du explizit nach Müttern, Michi?

Weil sie viel Power haben. Das sehe ich an meiner Schwester und an meiner Frau, beides Mütter. Sie leisten Großartiges. Frauen mit Kind haben scheinbar acht Arme und viel Ausdauer. Außerdem sind sie hervorragend organisiert. Davor habe ich großen Respekt.

Ist deine Aktion auch ein politisches Statement?

Ja, ich wollte darauf aufmerksam machen, dass viele Mütter Schwierigkeiten haben, einen Job zu finden. Ich kenne viele Firmen, die keine Mütter einstellen wollen oder können, weil sie Angst haben, dass sie ausfallen, wenn ein Kind krank ist. Das ärgert mich.

Unser Kartell-Komplize „Kasper Communications“ sucht eine/n Mitarbeiter/in

MAMA GESUCHT
Teilzeit oder Freelancer

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Posted by Kreativ Kartell on Friday, January 20, 2017

Ist das der einzige Grund?

Nein. Wir haben außerdem hier im Großraum München schlichtweg ein echtes Problem, neue Stellen zu besetzen, weil es praktisch keine Arbeitslosen gibt. Auf der anderen Seite sitzen viele hochqualifizierte Mütter zu Hause.

Mit dem Allgemeinen Gleichstellungsgesetz ist dein Stellengesuch nicht vereinbar. Hast du keine Angst vor einer Klage?

Nein. Das sehe ich gelassen. Wenn mich jemand verklagen will, weil ich Müttern eine Chance gebe, dann soll er es um Gottes Willen machen. Das nehme ich in Kauf.

Wie viele Rückmeldungen hast du auf deine Anzeige „Mama gesucht“ bekommen?

Seitdem ich die Anzeige vor einer Woche online geschaltet habe, sind mehr als 100 Bewerbungen eingetrudelt. Und es werden stündlich mehr. Mindestens 60 Prozent der Bewerber sind hoch qualifiziert, darunter ist auch eine Professorin, zwei Doktorandinnen und Master-Absolventinnen. Ein Mann war übrigens auch dabei. Zwei Bewerbungsgespräche habe ich bereits geführt.

Kommt denn ein Mann für die von dir ausgeschriebene Stelle in Frage? Immerhin suchst du in deiner Anzeige explizit eine Mama.

Wenn er qualifiziert ist, lade ich ihn natürlich auch zum Gespräch ein! Ich will ja keine Männer benachteiligen. Die Unterlagen des Bewerbers habe ich allerdings noch nicht genau studiert – deswegen kann ich noch nicht sagen, ob er ein geeigneter Kandidat ist.

Jetzt mal ehrlich: Ging es dir mit deiner Aktion nicht einfach um Aufmerksamkeit?

Das ist ein positiver Nebeneffekt. Mir war klar, dass ich vermutlich viele Reaktionen bekomme. Aber mit solch einer Resonanz habe ich nicht gerechnet. Wenn ich diese Anzeige allerdings für ein großes Unternehmen gemacht hätte, wäre das ein Coup gewesen.

Bild: Michi Kaspers