Acht Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Kopfschmerzen. (David Ryder/Getty Images)

Acht Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Migräne und anderen Kopfschmerzen. Wenn der Schmerz vom Auge bis zur Schläfe kriecht und vom Hals bis zur Schulter zieht, werfen sie Tabletten ein. Andere hoffen, dass ein Chiropraktiker sie von den Schmerzen befreit, oder sie ziehen sich in abgedunkelte Räume zurück und warten bis die Attacke vorüber ist. Frauen sind drei Mal häufiger betroffen als Männer.

80.000 Menschen nutzen die App

Migränekranken soll jetzt geholfen werden – mit einer Smartphone-App. M-sense ermöglicht es Betroffenen, besser am alltäglichen Leben teilzuhaben. Investoren sehen darin ein hohes Potenzial: Jetzt sind mehrere Millionen in das Startup geflossen, das nach eigenen Angaben schon 80.000 Nutzer gefunden hat. Der genaue Betrag wurde nicht genannt.

M-sense bezieht die Patienten ein. Sie führen ein Kopfschmerztagebuch und erfassen Einflussfaktoren für Schmerzattacken. Das hilft ihnen dabei, selbst individuelle Auslöser zu finden. Dazu gehören Einflussfaktoren wie Schlaf, Stress, Alkohol, Koffein, Menstruation, Ess- und Bewegungsverhalten. Das Wetter, ein weiterer wichtiger Faktor, erfasst M-sense automatisch.

Chatbot bietet Übungen an

M-sense analysiert diese Informationen und erstellt ein persönliches Schmerzmuster. Anhand dieses Musters entwickelt die lernfähige App individuelle Handlungstipps für die Nutzer. Ein Chatbot empfiehlt, autogenes Training zu üben, Muskelentspannung oder Ausdauersport.

Das ist erst der Anfang. Wie Mitgründer Stefan Greiner sagt, soll es im Jahr 2018 eine Premium-Version der App geben, die Patienten bei der Therapie der Krankheit begleitet. In einer zweiten Ausbaustufe ab Mitte diesen Jahres sollen App-Nutzer Biofeedback erhalten. „Sie können dann unterstützt von Wearables ihre Herzrate trainieren.“

Wirksamkeit mit Studie getestet

Ob die Smartphone-App dazu beiträgt, Kopfschmerzen wirklich zu lindern, soll eine Studie belegen. Um das herauszufinden, haben die Barmer und die Deutsche Telekom im Dezember 2017 gemeinsam ein Pilotprojekt unter wissenschaftlicher Begleitung der Berliner Charité gestartet. Es soll zeigen, ob die App „M-sense“ die Leiden von Kopfschmerz- und Migränepatienten mildern kann.

Millionen Menschen leiden unter Migräne, wie der Arztreport 2017 der Barmer zeigt: Innerhalb des Jahres 2015 wurde in Deutschland bei rund 9,3 Prozent der Bevölkerung (mindestens) eine Kopfschmerzdiagnose dokumentiert. Dies entspricht rund 7,6 Millionen Betroffenen.

Milliardenschaden durch Migräne

Bei rund 3,7 Millionen Menschen wurde eine Migräne (ICD10-Code G43) dokumentiert. Eine weitere Million Menschen leiden unter nicht weiter Spannungskopfschmerzen, weitere 3,7 Millionen Menschen unter allgemeinen Kopfschmerzen. Der Rentenversicherungsträger BfA beziffert den volkswirtschaftlichen Schaden der Migräne auf jährlich 3,7 Milliarden Euro.

Neuer Hauptinvestor von M-sense ist Think.Health Ventures. Der High-Tech Gründerfonds weitet sein Engagement mit einem Side-Investment aus. Zusammen ergibt die Finanzierung eine siebenstellige Summe. Auch die Altinvestoren, darunter der Inkubator Flying Health haben sich wieder beteiligt.

Kopfschmerz-Therapie bei der Telekom

Im Februar 2017 hat M-sense mit der Barmer und der Deutschen Telekom zwei Partner gewonnen. Barmer-Versicherte, die bei der Telekom arbeiten, nutzen die App im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements.

M-sense ist eine Ausgründung der Berliner Humboldt-Universität Das Unternehmen wurde im April 2016 gegründet.

Bild: Getty Images / David Ryder