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Taavet Hinrikus hat das FinTech Transferwise gegründet.

Das FinTech Transferwise hat eine Finanzierungsrunde über 280 Millionen Dollar (240 Millionen Euro) abgeschlossen. Das seit 2017 profitable Unternehmen bietet direkte Überweisungen zwischen Kunden in unterschiedlichen Währungsräumen billiger als zahlreiche Banken und andere Finanzdienstleister sowie zu Wechselkursen in Echtzeit an.

Skype-Erfinders Taavet Hinrikus hat Transferwise 2010 gegründet. Nach dem Verkauf des Videotelefoniedienstes zunächst an an eBay und dann an Microsoft suchte er ein neues Projekt. Er arbeitete seinerzeit in London noch für das estnische Unternehmen Skype, wurde dort in Euro bezahlt. Er brauchte das Geld aber in Großbritannien – und zwar in Pfund. Die Überweisungen zwischen den Währungsräumen Euro und Pfund waren teuer. Sein späterer Mitgründer Kristo Käärmann hatte das umgekehrte Problem: Er wurde in London in Pfund bezahlt. Er hatte jedoch in Estland eine Hypothek aufgenommen, die er in Euro abbezahlen musste – ebenfalls mit hohen Gebühren. Beide taten sich zusammen und halfen sich gegenseitig.

Transferwise ist billiger als viele Banken

Das war die Keimzelle für Transferwise: Wenn es eine Plattform gäbe, dachten sich beide, auf der ganz viele Menschen sich auf diese Weise aushelfen würden, könnten Auslandsüberweisungen viel billiger als bei Banken und Überweisungsbüros wie Western Union oder MoneyGram sein. Internationale Geldtransfers kosten bei herkömmlichen Zahlungsdienstleistern zehn Euro und mehr. Transferwise hatte in der Vergangenheit Banken wegen ihrer Transaktionsgebühren kritisiert.

Für diese Transaktionen gibt es offenbar einen großen Markt: „Schon heute überweisen unsere Kunden jeden Monat täglich mehr als eine Milliarde Euro und nutzen unsere Plattform für alle denkbaren Gründe – von der Unterstützung ihrer Familien zu Hause über die Bezahlung von Rechnungen im Ausland bis hin zur Expansion des eigenen Unternehmens“, erklärt Hinrikus. Kunden sparen nach Berechnungen von Transferwise durch ständig aktualisierte Wechselkurse und niedrige Gebühren für die Plattform 1.5 Millionen Euro am Tag. 

Ein neues Finanzprodukt von Transferwise ist „Borderless“. Es wurde im Mai dieses Jahres gestartet und ist ein virtuelles internationales Konto, mit dem der Nutzer in derzeit bis zu 28 Währungen Zahlungen tätigen und Geld überweisen. Dabei erhält er für die jeweiligen Länder lokale Konto-Daten, so als hätte er jeweils ein Bankkonto vor Ort. Borderless wurde im Mai dieses Jahres für Unternehmen gestartet. Anfang 2017 wird der Service inklusive einer eigenen Karte auch für Privatkunden zur Verfügung stehen.

Namhafte Investoren an Bord

Das Unternehmen mit Hauptsitz in London beschäftigt weltweit 700 Mitarbeiter an neun Standorten. Es hat Investoren wie Andreessen Horowitz, Richard Branson, Max Levchin, Seedcamp und Vikram Pandit und mittlerweile 397 Millionen Dollar an Kapital eingesammelt. Die neue Finanzierungsrunde (E-Runde) wird von IVP, einem der Venture-Capital-Unternehmen aus dem Silicon Valley, angeführt, das auch in Twitter, Dropbox und Snap investiert hat. Neben IVP sind auch das Asset-Management-Unternehmen Old Mutual Global Investors (OMGI) sowie Altinvestoren an der Finanzierungsrunde beteiligt.

Neben Transferwise tummeln sich zahlreiche Unternehmen auf dem Markt der internationalen Überweisungen: etwa HiFX, Currencies Direct, OFX oder Currencyfair.

Bild: Gettyimages / John Phillips